Putin in Alaska: Als Gewinner gekommen, als Gewinner gegangen
Analyse
Putin beim Treffen in Alaska:Als Gewinner gekommen, als Gewinner gegangen
von Felix Klauser
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Große Inszenierung, keine Fortschritte. Vom Treffen mit Trump profitiert vor allem Wladimir Putin. Er kehrt auf die politische Weltbühne zurück - ohne Zugeständnisse zu machen.
Eine große Inszenierung: Das Gipfeltreffen in Alaska mit Trump ist vor allem ein Erfolg für Wladimir Putin.
Quelle: dpa
Wladimir Putin hatte schon gewonnen, da hatte er Donald Trump noch gar nicht begrüßt. Als der Kremlchef seine Maschine auf dem US-Stützpunkt in Alaska verlassen hatte und kurz davor war, auf den mächtigsten Präsidenten der Welt zu treffen, klatschte der mehrfach in die Hände und setzte dann zu einer herzlichen Begrüßung an.
Der applaudierende US-Präsident und Wladimir Putin: Diese Bilder werden bleiben.
Trump und Putin inszenierten sich beim Gipfel in Alaska als starke Männer – doch konkrete Ergebnisse bleiben aus. Die Pressekonferenz in voller Länge hier im Video.16.08.2025 | 12:00 min
Donald Trump zum Gipfel: Weiß nicht, was das Ziel ist
Es war der Auftakt eines Gipfels, auf den die Welt seit Tagen gleichermaßen gespannt und besorgt geblickt hat. Eines Treffens, das in Erinnerung bleiben wird. Kurzfristig anberaumt, das Programm bis zuletzt fast minütlich verändert. Die Gipfelbedeutung und sein Ziel: vom Gastgeber mehrfach umgedeutet.
Mal galt dem US-Präsidenten alles außer einem Waffenstillstand als Enttäuschung, mal ging es ihm nur darum, die Positionen Wladimir Putins besser zu verstehen. In der Air Force One, noch im Anflug auf Anchorage, sagt Donald Trump dann selbst:
Ich weiß nicht, was das Ziel ist. Wir werden sehen.
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Donald Trump, US-Präsident vor dem Gipfel-Treffen
Bei den Gesprächen zwischen Trump und Putin sei der Eindruck aufgekommen, die Ukraine sei eher zweitrangig gewesen, sagt ZDF-Korrespondent Sauer. 16.08.2025 | 6:27 min
Für einen wie Putin, seit 25 Jahren der mächtigste Mann Russlands - und entsprechend erfahren auf internationalem Parkett - ein denkbar einfaches Spiel.
Und doch: Die in Europa und der Ukraine so gefürchtete Sprunghaftigkeit Trumps macht auch vor dem Kremlchef nicht halt. Nach einem gemeinsamen Foto bugsierte Trump Putin in den schon wartenden Präsidenten-Cadillac - wohlgemerkt: den der USA. Dabei hatte Putin extra sein eigenes Auto einfliegen lassen.
US-Präsident Trump und Kremlchef Putin sind nach ihrem persönlichen Gespräch in Alaska vor die Presse getreten. Welche Ergebnisse bringt das Treffen? ZDFheute live analysiert. 15.08.2025 | 59:12 min
Putins Rückkehr auf die politische Weltbühne
Den kleinen Bruch des Protokolls dürfte Putin bei seiner Rückkehr auf die politische Weltbühne verschmerzen können. Eingeladen und (eben mit Applaus) empfangen, vom mächtigsten Präsidenten der Welt. Allein das war schon Triumph genug - an einem Tag, an dem es für den Kremlchef an Triumphen wahrlich nicht mangelt.
Der nächste: der Name des Gipfels. "Pursuing Peace" (zu Deutsch etwa: "Streben nach Frieden") mit dem Präsidenten eines Landes, das seit Jahren einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt. Wie viel Zynismus in dieser Inszenierung liegt, wurde spätestens deutlich, als klar wurde, dass die russischen Angriffe selbst am Gipfeltag andauerten.
Nach dem Treffen von US-Präsident Trump und Kremlchef Putin in Alaska will Frankreichs Präsident Macron den Druck auf Moskau aufrechterhalten. Alle News zum Gipfel im Liveblog.
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Russland bleibt bei Maximalforderungen
Zugeständnisse vor dem Treffen gab es dabei von russischer Seite nicht, während Trump schon im Vorfeld immer wieder über mögliche Gebietsabtretungen der Ukraine sinnierte. Auch das: ein Gewinn für den Kremlchef - und kein Hinweis darauf, dass sich an den Maximalforderungen Russlands durch den Gipfel irgendetwas geändert hätte.
Inhaltlich ging es dem Kremlchef dabei nicht nur um Fragen der Ukraine. Vielmehr war die Kreml-Delegation auch an Business-Deals und einer Normalisierung des US-russischen Verhältnisses interessiert. Putin hat es geschafft, die Ukraine-Frage in ein ganzes Paket an Fragen zu integrieren.
Putin halte auch nach dem Treffen mit Trump weiter an seinen Zielen fest, sagt Sicherheitsexpertin Matlé. Aus russischer Sicht gebe es gerade keinen Grund für eine Waffenruhe.16.08.2025 | 10:51 min
Trump verkündet "sehr produktives" Treffen
Ob Russland es auch geschafft hat, in Business-Fragen voranzukommen, blieb dabei offen. Ebenso blieb nebulös, ob es etwaige Fortschritte im Hinblick auf den Krieg gab - beim "Streben nach Frieden".
Bei der gemeinsamen Pressekonferenz verkündeten Trump und Putin keine konkreten Ergebnisse, auch wenn Trump von einem sehr "produktiven" Treffen sprach.
Wir haben eine sehr gute Chance, unser Ziel zu erreichen.
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Donald Trump, US-Präsident
Politikwissenschaftler Julian Müller-Kaler sagt im ZDF, Trump habe eine Rehabilitierung Putins auf internationaler Bühne ermöglicht. Der US-Präsident sei ihm entgegengekommen. 16.08.2025 | 23:57 min
Gipfel in Alska - eine große Inszenierung
Putin ist damit gelungen, was Beobachter schon seit Tagen befürchtet hatten: keine klaren Zugeständnisse zu machen und weiter Zeit zu gewinnen - während seine Truppen in der Ukraine momentan deutlich größere Geländegewinne erzielen als zuletzt.
Kein Schweigen der Waffen, nicht einmal ein konkreter Ausblick auf ein Treffen mit Wolodymyr Selenskyj - die Drohung mit Sanktionen möchte Donald Trump trotz alldem zunächst nicht wahrmachen.
Das Treffen zwischen Trump und Putin habe Europa und die Ukraine "keinen Millimeter" weitergebracht, sagt der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses Thomas Röwenkamp (CDU).16.08.2025 | 8:13 min
Das erste Treffen eines US- und russischen Präsidenten seit Russlands Angriff auf die Ukraine ist damit vor allem ein Erfolg für Wladimir Putin. Der Gipfel selbst bleibt vor allem eine große Inszenierung. Bezeichnend, dass in der gemeinsamen Pressekonferenz das Wort "Waffenruhe" kein einziges Mal fiel.
Felix Klauser berichtet über Russland, den Kaukasus und Zentralasien.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.