Geiseln in Gaza: UN-Sicherheitsrat berät am Dienstag
Lage der Geiseln in Gaza:UN berufen Dringlichkeitssitzung ein
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Nach den Videos von ausgehungerten israelischen Geiseln im Gazastreifen haben die UN für Dienstag eine Dringlichkeitssitzung einberufen. Die Hamas stellt Bedingungen.
Aufnahmen zweier Geiseln rufen Entsetzen hervor und sorgen für neuen Druck auf Israels. Angehörige drängen auf ein Abkommen, der UN-Sicherheitsrat berät morgen darüber.04.08.2025 | 1:39 min
Nach der Veröffentlichung von Propagandavideos ausgehungerter Geiseln beschäftigt sich der UN-Sicherheitsrat nach israelischen Angaben mit den weiterhin von islamistischen Palästinenserorganisationen im Gazastreifen festgehaltenen Menschen.
Der Sicherheitsrat werde am Dienstag zu einer Dringlichkeitssitzung "über die schlimme Lage der Geiseln in Gaza zusammenkommen", erklärte der israelische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Danny Danon.
Netanjahu: Rotes Kreuz soll israelischen Geiseln helfen
Zuvor hatten die Hamas und die mit ihr verbündete Gruppe Islamischer Dschihad drei Propagandavideos von seit Oktober 2023 gefangen gehaltenen Geiseln verbreitet. Die Aufnahmen der ausgehungerten Geiseln lösten großes Entsetzen aus, Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) äußerte sich gegenüber der "Bild"-Zeitung schockiert:
Die Hamas quält die Geiseln, terrorisiert Israel und benutzt die eigene Bevölkerung im Gazastreifen als Schutzschild.
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Friedrich Merz, Bundeskanzler (CDU)
Ausgehungert und entkräftet: Die von der Hamas veröffentlichen Videos von israelischen Geiseln schockieren ganz Israel. In Tel Aviv demonstrieren Tausende für ihre Freilassung. 03.08.2025 | 2:21 min
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu bat das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) um Hilfe bei der Versorgung der Geiseln mit Nahrungsmitteln und medizinischer Hilfe.
Hamas: Hilfe für Geiseln nur gegen Hilfe für Palästinenser
Die Hamas erklärte, sie werde dem IKRK den Zugang zu den Geiseln nur erlauben, wenn humanitäre Korridore für Hilfslieferungen im Gazastreifen eröffnet würden.
Die Al-Kassam-Brigaden, der bewaffnete Arm der Hamas, teilte mit, Anfragen des Roten Kreuzes zur Lieferung von Nahrungsmitteln und Medikamenten an die "feindlichen Gefangenen" nur unter bestimmten Bedingungen positiv zu beantworten: Es müssten dauerhafte humanitäre Korridore eingerichtet werden, damit Nahrungsmittel und Medikamente "an unser ganzes Volk in allen Gebieten des Gazastreifens" geliefert werden können.
Es kämen "ein bisschen mehr" Lebensmittel in Gaza an. Die "Luftbrücke" sei jedoch ein "symbolischer Akt der Verzweiflung", so Jouanna Hassoun, Geschäftsführerin von "Transaidency".04.08.2025 | 5:45 min
Geiseln erhielten gleich Essensration wie Bevölkerung
Die Al-Kassam-Brigaden erklärten zudem, die Hamas hungere die Geiseln im Gazastreifen "nicht absichtlich" aus, "aber sie essen dasselbe Essen wie unsere Kämpfer und die Bevölkerung".
Die IKRK-Delegation in Israel und den besetzten Palästinensergebieten äußerte sich unterdessen "entsetzt" über die "erschütternden" Geisel-Videos. Die Delegation bekräftigte ihre Forderung nach Zugang zu den Geiseln.
Israels Premier Netanjahu setzt bisher den Krieg gegen die Hamas unbeirrt fort. Sein harter Kurs hilft ihm auch innenpolitisch.28.07.2025 | 2:20 min
Merz und Macron: Hamas kein Teil der Lösung für Konflikt in Nahost
Auch international lösten die Aufnahmen der ausgehungerten Geiseln großen Schock aus. Neben Kanzler Merz reagierte auch der französische Präsident Emmanuel Macron entsetzt auf die "unerträglichen Bilder" der ausgemergelten Geiseln und unterstrich, dass die sofortige Freilassung aller noch festgehaltenen Geiseln für seine Regierung "absolute Priorität" habe.
In seiner Reaktion auf die Videos betonte Macron ebenso wie Merz, dass die Hamas keine Rolle in der politischen Lösung des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern spielen dürfe.
Wir fordern die totale Demilitarisierung der Hamas, ihren kompletten Ausschluss von jeglicher Form der Regierung und die Anerkennung Israels durch den Staat Palästina.
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Emmanuel Macron, Präsident Frankreich
Macron "möchte den schlimmen Konflikt zwischen Israel und Palästinensern nicht nach Frankreich importieren", sagt Nahost-Experte und Politologe Abdelasiem El-Difraoui. Frankreichs Ankündigung einer Anerkennung erhöhe den Druck auf Deutschland.25.07.2025 | 7:25 min
In der Frage des Palästinenserstaats verfolgen Frankreich und Deutschland allerdings einen unterschiedlichen Kurs. Macron hat Ende Juli angekündigt, im September im Rahmen der UN-Generaldebatte einen Palästinenserstaat anerkennen zu wollen.
Schwarz-Rot vorerst gegen Anerkennung eines Palästinerstaats
Auch andere westliche Staaten haben dies angekündigt oder erklärt, die mögliche Anerkennung eines Palästinenserstaats zu prüfen. Die Bundesregierung plant hingegen einen solchen Schritt vorerst nicht, sondern hält die Anerkennung eines Palästinenserstaats erst als das Ergebnis eines noch zu bewältigenden Verhandlungsprozesses für sinnvoll.
Außenminister Wadephul hat die deutsche Position zur Zweistaatenlösung verteidigt. Eine vorzeitige Anerkennung eines Palästinenser-Staates lehnte er erneut ab.01.08.2025 | 1:47 min
Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter hingegen forderte im "Tagesspiegel", "unverbrüchlich an der Seite Israels zu stehen" und kritisierte die Politik der schwarz-roten Bundesregierung im Nahost-Konflikt. Das Ziel der Hamas sei die Vernichtung Israels und unschuldiger israelischer Geiseln.
"Deutschland verkennt diese Absicht der Hamas und des Iran dahinter," so Kiesewetter. "Unser gegenwärtiges Handeln führt zur Täter-Opfer-Umkehr, verbunden mit unberechtigter Kritik am notwendigen Vorgehen Israels."
Israels Armee geht seit dem Terrorangriff der Hamas militärisch im Gazastreifen vor - die Verhandlungen in Katar über eine Waffenruhe wurden abgebrochen. Die Entwicklungen im Blog.