Nach Israel-Besuch: Wadephul fordert "fundamentale Verbesserung"

Interview

Außenminister zur Lage in Gaza:Wadephul fordert "fundamentale Verbesserung"

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Zurück aus Nahost fordert Außenminister Wadephul Israel auf, illegale Siedlungen zu stoppen. Deutschland sehe sich als Vermittler - und warnt Israel vor Annexionsgedanken.

SGS Wadephul Hayali
Außenminister Wadephul betont, es dürfe keine weitere Annexion der palästinensischen Gebiete durch Israel geben. Dennoch könne sich Israel auf Deutschland als Partner verlassen.01.08.2025 | 7:35 min
Eigentlich wäre Johann Wadephul im Urlaub gewesen, doch wegen der katastrophalen Lage im Gaza-Krieg ist der Bundesaußenminister kurzfristig in die Region gereist. Zuerst Israel, dann das Westjordanland - es ist ein Drahseilakt in Zeiten von Krieg, Hunger, Terror und Annexion.
Wieder in Berlin gelandet spricht der CDU-Politiker im ZDF-Interview über sein Treffen mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, die Erwartungen Deutschlands, dass endlich Hilfslieferungen nach Gaza gelangen müssten und die "moderierende" Rolle Deutschlands.
Sehen Sie oben das komplette Interview oder lesen Sie es nachfolgend in Auszügen:

Wadephul: Gespräch mit Ministerpräsident Netanjahu war "freundschaftlich"

Auf seiner Reise traf Wadephul neben seinem Amtskollegen Gideon Saar auch den israelischen Ministerpräsidenten. Das Gespräch mit Benjamin Netanjahu sei "offen, ehrlich und freundschaftlich" gewesen, so der CDU-Politiker. Das gehöre sich zwischen Deutschland und Israel so. Er habe aber insbesondere die "drängende humanitäre Situation" in Gaza angesprochen. Es brauche eine schnelle Abhilfe.

Die Bundesregierung erwartet vom Staat Israel, dass es eine fundamentale Verbesserung für die Menschen im Gazastreifen gibt.

Johann Wadephul, Bundesaußenminister

Diese Forderung habe er deutlich gemacht und er sei der Auffassung, dass diese auch "gehört" worden sei.
Johann Wadephul besucht und den Palästinenserpräsidenten Abbas
Außenminister Wadephul betont, es dürfe keine weitere Annexion der palästinensischen Gebiete durch Israel geben. Dennoch könne sich Israel auf Deutschland als Partner verlassen.01.08.2025 | 2:31 min

Annexion im Westjordanland "nicht akzeptabel"

Da es in der israelischen Politik Stimmen gebe, die von einer Annexion des Westjordanlandes sprächen, habe er des weiteren "klar zum Ausdruck gebracht", dass dies nicht akzeptabel sei. Solche Pläne würden die Bildung eines Palästinenserstaates in der Zukunft unmöglich machen.

Wir sind für eine Zwei-Staatenlösung. Wir sind dafür, dass es einen Verhandlungsprozess zu einem Palästinenserstaat gibt.

Johann Wadephul, Bundesaußenminister

Die Bundesregierung trete deshalb Annexionsgedanken, -initiativen und "immer mehr illegalen Siedlungen", die er gesehen habe, entgegen, so Wadephul. Er habe den Eindruck, dass das deutsche Wort in Israel Gewicht habe.
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Mit konkreten Forderungen ist Außenminister Wadephul nach Israel gereist. Deutschland fordert Israel auf humanitäre Hilfslieferungen über die Landwege nach Gaza zuzulassen.31.07.2025 | 2:38 min

Deutsche Vermitterrolle

Er stelle fest, dass die israelische Regierung jüngst ihre Politik bezüglich des Gazastreifens geändert habe und es "sehr viel mehr Versorgung mit humanitären Hilfsgütern" gebe. Das führt Wadephul auch auf den "Druck aus Berlin" zurück.

Wir haben eine Verantwortung für den Staat Israel. Aber diese Verantwortung heißt auch, dass wir verhindern müssen, dass Israel international immer mehr in eine Position der Isolierung kommt. Da kann Deutschland nicht tatenlos zusehen.

Johann Wadephul, Bundesaußenminister

Deutschland trete für einen "moderierenden Prozess" ein. Eine schnelle Anerkennung eines Palästinenserstaates helfe deshalb nicht, sondern ermutige die Hamas, so Wadephul. Doch man sei auch klar gegenüber israelischen Siedlungs- und Annexionsplänen. "Deutschland nimmt eine gute Position der Moderation, der Mediation, der Vermittlung ein", erklärt der Außenminister. Um Israel in Schutz zu nehmen, brauche es ein konstruktives Mitwirken Israels.
sgs-hayali-jung
Außenminister Wadephul habe Israel für sein Vorgehen in Gaza kritisiert, aber sei nicht der härteren Gangart anderer EU-Staaten gefolgt, sagt ZDF-Korrespondentin Alica Jung. 31.07.2025 | 2:04 min

Wadephul: Erwartungen an Israel

Nachdem Wadephul auch mit UN-Hilfsorganisationen gesprochen hatte, erklärt er im Interview auf die Frage, warum es deutsche Hilfe aus der Luft brauche, Israels Netanjahu jedoch nicht die mit Hilfsgütern beladenenen, wartenden LKW in den Gazastreifen lasse: Man kenne die Organisationen, stehe als Deutschland hinter den UN und wisse, dass sie in der Lage seien, "den Gazastreifen zu versorgen".

Israel muss etwas tun, damit die zahlreichen humanitären Lieferungen, die an der Grenze zum Gazastreifen stehen, auch reinkommen können, auch sicher zu den Menschen gebracht werden können.

Johann Wadephul, Bundesaußenminister

Die Bundesregierung werde sich das in den kommenden Tagen anschauen, ob dies der Fall sei. Man habe zwar Vertrauen in die israelische Regierung, doch sollte es nicht gelingen, "müssen wir natürlich über andere Dinge nachdenken".
Der Außenminister will dem Bundeskanzler am Samstag von seinem Besuch in Nahost berichten.
Das Interview führte ZDF-Moderatorin Dunja Hayali. Zusammengefasst hat es ZDFheute-Redakteur Kai Remen.

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