Merz: Waffenlieferungen an Ukraine künftig nicht mehr öffentlich

Militärhilfe für Kiew:Merz: Keine Infos mehr zu Waffen für Ukraine

|

Die Bundesregierung wird Informationen über Waffenlieferungen an die Ukraine nicht mehr mit der Öffentlichkeit teilen. Das kündigte Bundeskanzler Friedrich Merz an.

Auf diesem vom ukrainischen Präsidentenbüro zur Verfügung gestellten Foto diskutieren Keir Starmer (l-r), Premierminister von Großbritannien, Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Donald Tusk, Ministerpräsident von Polen, und Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) über eine 30-tägige Waffenruhe im Krieg zwischen der Ukraine und Russland.
Merz reiste mit den Staats- und Regierungschefs Frankreichs, Polens und Großbritanniens an. Sollte Russland einer längeren Waffenruhe nicht zustimmen, drohen sie mit schärferen Sanktionen. 10.05.2025 | 1:46 min
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat angekündigt, dass die neue Bundesregierung die im Juni 2022 begonnene Veröffentlichung der Militärhilfe an die Ukraine stoppen wird. Er sagte am Samstag in Kiew den Sendern RTL/ntv:

Unter meiner Führung wird die Debatte um Waffenlieferungen, Kaliber, Waffensysteme, und und und aus der Öffentlichkeit herausgenommen.

Friedrich Merz (CDU), Bundeskanzler

Ziel der Geheimhaltung: Weniger Vorteile für Russland

Aus Regierungskreisen hatte es bereits am Freitagabend geheißen, dass künftig die Information über die Lieferung von Waffensystemen an die Ukraine reduziert werden solle. Der Grund: Man wolle eine "strategische Ambiguität" in der Kommunikation erreichen, eine Mehrdeutigkeit, um dem Gegner das eigene Handeln zu verschleiern. So solle verhindert werden, dass Russland aus den Informationen strategische Vorteile zieht.
Putin sitzt vor einer russischen Flagge in Moskau.
Der russische Präsident Putin hat direkte Gespräche mit der Ukraine in Istanbul vorgeschlagen. Russland wolle die Ursachen des Kriegs beseitigen, um Frieden zu erreichen, so Putin.11.05.2025 | 0:22 min
Merz betonte, dass sich an der Zusage nichts ändere, dass man die Ukraine im Kampf gegen den russischen Angriff weiter unterstützen werde.
Er machte keine Aussage auf die Frage, ob die neue Regierung Marschflugkörper des Typs Taurus liefern werde. Merz hatte im Wahlkampf betont, dass er zu einer Lieferung bereit sei, aber nur in Abstimmung mit den Bündnispartnern, die ähnliche Waffen schon geliefert haben oder darüber verfügen.
Die Infokarte zeigt die potenzielle Reichweite der deutschen Waffensysteme, die im Ukraine-Krieg eingesetzt werden. Die bereits gelieferte Panzerhaubitze 2000 hat eine Reichweite von maximal 40 Kilometern, die zugesagte Radhaubitze RCH 155 kann Ziele in bis zu 54 Kilometern Entfernung anvisieren, der Raketenwerfer Mars II hat eine Reichweite von maximal 84 Kilometern. Die von der Ukraine geforderten Marschflugkörper vom Typ Taurus können Ziele in bis zu 500 Kilometern Entfernung erreichen.

Liste wurde 2022 nach öffentlichem Druck eingerichtet

Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine Ende Februar 2022 hatte die frühere Bundesregierung unter Olaf Scholz zunächst nur sporadisch über die militärische Hilfe berichtet. Der SPD-Politiker hatte am 27. Februar 2022 - drei Tage nach der russischen Invasion in der Ukraine - entschieden, Waffen in das angegriffene Land zu liefern. Etwa vier Monate lang gab es kaum Kommunikation darüber.
Ab dem 21. Juni 2022 wurde auf Druck von Abgeordneten und der Medien eine ständig aktualisierte Liste der gelieferten Systeme und Güter ins Internet gestellt.
Bis heute werden auf Bundesregierung.de alle gelieferten Waffen mit Stückzahl eingestellt. Dort steht zum Beispiel, dass Deutschland 25 Panzerhaubitzen, 121 Leopard-Panzer, 1.050 bewaffnete Drohnen oder 478.000 Schuss Artilleriemunition geliefert hat. Die letzte Aktualisierung der Liste erfolgte am 6. Mai, dem Tag der Ernennung der neuen Bundesregierung.
Dies diente auch dazu, sich gegen den Vorwurf zu wehren, Deutschland tue zu wenig. Andere westliche Länder folgten diesem Vorgehen nicht.
Deutscher Freiwilliger im Ukrainekrieg mit Kampfname Odin vor wehenden ukrainischen Fahnen
Welche Motivation steckt dahinter, freiwillig im Krieg gegen Russland zu kämpfen? Deutsche Männer sollen für die Ukraine an der Front sein. Offizielle Statistiken gibt es nicht.27.02.2025 | 27:42 min

Geheimhaltung mit Macron abgestimmt

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte bereits beim Besuch von Kanzler Merz am Mittwoch betont, man habe verabredet, dass man nicht mehr über einzelne Waffensysteme für die Ukraine öffentlich sprechen wolle.
"Deshalb haben wir beschlossen, dass wir eben in gewissen Bereichen nicht eindeutige Informationen geben", sagte Macron auf die wiederholte Frage, ob Deutschland Marschflugkörper des Typs "Taurus" an die Ukraine liefern werde weiter. Man werde nicht bei Pressekonferenzen über Waffenkategorien und Modelle reden, "denn es könnte durchaus sein, dass auch die russische Armee die Antwort auf die Fragen hört", betonte Macron.
Wie der Bundestag künftig über die Waffenlieferungen informiert wird, wurde noch nicht kommuniziert. Zustimmen muss das Parlament anders als bei der Entsendung von Soldaten nicht. Vermutlich wird das Parlament aber in geheimer Sitzung des Verteidigungsausschusses über die Waffenlieferungen informiert.
Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:

Russland greift die Ukraine an
:Aktuelles zum Krieg in der Ukraine

Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
Russische Soldaten bereiten eine selbstfahrende Haubitze 2S1 Gvozdika zum Feuern vor, während die russische Militäroperation in der Ukraine auf dem Gebiet der Region Cherson fortgesetzt wird
Liveblog
Quelle: dpa, Reuters

Aktuelle Nachrichten zur Ukraine