Sipri-Bericht: Europa größter Abnehmer von US-Waffen
Sipri zu globalem Rüstungshandel:Europa größter Abnehmer von US-Waffen
von Marcel Burkhardt
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Europas Streitkräfte werden immer abhängiger von US-Waffenlieferungen. Die USA profitieren von den gestiegenen Verteidigungsbudgets der europäischen Partner.
Angesichts der Annäherung von Präsident Trump und Kreml-Chef Putin solle die EU in die eigene Rüstungsindustrie investieren und nicht in die der USA, so Militärexperte Nico Lange.06.03.2025 | 22:46 min
Die Abhängigkeit europäischer Staaten von US-Waffenlieferungen hat stark zugenommen. Laut einer aktuellen Studie des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri stiegen die US-Waffenimporte von Europa inklusive der Ukraine zwischen 2020 und 2024 im Vergleich zum vorangegangenen Fünfjahres-Zeitraum um mehr als das Dreifache.
Zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten ging der größte Anteil der US-Waffenexporte nach Europa.
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Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri
Demnach stieg der Anteil von 13 Prozent in den Jahren 2015 bis 2019 auf 35 Prozent in den Jahren 2020 bis 2024 an. Die Ukraine, Großbritannien, Norwegen und die Niederlande gehörten zuletzt zu den zehn größten Empfängern von US-Waffenexporten.
USA noch größter Waffenlieferant der Ukraine
Die bisherige Unterstützung der USA für die von Russland angegriffene Ukraine wird auch in den aktuellen Sipri-Zahlen deutlich: So machten Lieferungen an die Ukraine 9,3 Prozent aller US-Waffenexporte und 26 Prozent der US-Exporte nach Europa aus. Die Ukraine ist derzeit der größte Waffenimporteur der Welt.
Die zehn größten Waffenimporteure der Welt
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Die US-Waffenexporte an die Ukraine waren hauptsächlich als Hilfe deklariert, 71 Prozent der Lieferungen waren gebrauchte Waffen. "Diese wurden bereits von den USA bezahlt und generieren somit keine zusätzlichen Einnahmen für die US-Rüstungsindustrie", sagt Sipri-Experte Nan Tian ZDFheute. Tians Kollege Matthew George gibt einen Einblick in die finanzielle Größenordnung der Waffenhilfe: "Bis März 2025 haben die USA seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine am 24. Februar 2022 Militärhilfe in Höhe von 66,5 Milliarden US-Dollar bereitgestellt."
Die Ukraine könne ohne US-Waffenlieferungen maximal ein Jahr überleben, so die Einschätzung von Politikwissenschaftlerin Liana Fix. Ein solches Loch könnte Europa nicht stopfen.27.02.2025 | 4:11 min
US-Kehrtwende verunsichert Europäer
Die aktuelle außenpolitische Kehrtwende der USA sorgt für große Verunsicherung - zuvorderst in der Ukraine, aber auch in vielen Staaten der EU, wo die bange Frage umgeht: Sind die USA noch Partner oder schon Gegner?
Angesichts der Unberechenbarkeit des US-Präsidenten und im Bewusstsein der großen Abhängigkeit von Verteidigungstechnologie aus US-Produktion haben die EU-Staats- und Regierungschefs in der vergangenen Woche eine massive Aufrüstung Europas beschlossen.
US-Präsident Donald Trump hat einen Stopp der Militärhilfen für die Ukraine angeordnet. Er solle solange andauern, bis die Führung in Kiew guten Willen zum Frieden zeige.04.03.2025 | 2:31 min
USA verdienen gut an Europas Nato-Partnern
Offen ist dabei die Frage, wo ein Großteil der strategisch wichtigen Waffensysteme herkommen soll. Weiter in den USA kaufen? Zur Einordnung: In den Jahren 2020 bis 2024 stammten zwei Drittel aller Waffenimporte europäischer Nato-Staaten aus den USA. Mit ihren Bestellungen von Kampfjets, Helikoptern, Langstreckenraketen und Luftverteidigungssystemen sorgten die Europäer für volle Auftragsbücher bei US-Rüstungskonzernen.
US-Rüstungsexporte in europäische Nato-Staaten
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Ganze 72 Prozent der US-Flugzeugexporte gingen in europäische Nato-Staaten. Von den F-35-Kampfflugzeugen des Herstellers Lockheed Martin haben zwölf europäische Nato-Staaten Maschinen bestellt. Allein die deutsche Order beläuft sich auf circa 8,3 Milliarden Euro.
Nun allerdings wächst bei den Europäern die Sorge, ob die US-Amerikaner ihren Kunden auch künftig Ausbildung und Ausrüstung garantieren. Selbstverständlich gibt es Verträge, doch was geschieht, wenn US-Präsident Donald Trump den Daumen senkt?
Europa rüstet massiv auf. Dan Smith, Chef des Friedensforschungsinstituts Sipri, warnt vor einem überstürzten Vorgehen. Zur Aufrüstung selbst sieht er derzeit keine Alternative.
Interview
USA bleiben mit Abstand Waffen-Exportweltmeister
Die Europäer fahren deshalb aktuell eine Doppelstrategie: Einerseits versuchen sie, die eigenen militärischen Fähigkeiten zu stärken, andererseits die transatlantische Partnerschaft zu erhalten. Ein Argument dafür, das dem selbsternannten "Dealmaker" Trump einleuchten dürfte, ist der wirtschaftliche Aspekt der Beziehungen: Europa trägt als Abnehmer von mehr als einem Drittel an den US-Rüstungsexporten erheblich zur Stabilität dieses Wirtschaftszweigs in dem Land bei.
Die zehn größten Waffenexporteure der Welt
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Sipri zufolge entfallen circa 50 Prozent der weltweiten Rüstungseinnahmen mit einem Gesamtwert von etwa 317 Milliarden Dollar (300 Milliarden Euro) auf Unternehmen mit Sitz in den USA. Die US-Rüstungsexporte stiegen zuletzt um 21 Prozent. Ihr Anteil an den weltweiten Rüstungsexporten wuchs von 35 auf 43 Prozent und erreichte damit fast den Gesamtwert der nächsten acht größten Exporteure zusammen.
In welchen Weltregionen die meisten Waffen gekauft werden
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Dem Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri zufolge lag das Gesamtvolumen der globalen Waffentransfers zwischen 2020 und 2024 im Vergleich zum vorangegangenen Fünfjahres-Zeitraum auf konstant hohem Niveau. Die Folgen der aggressiven russischen Außenpolitik führten in Europa zu stark gestiegenen Importen von Großwaffen. Die von Russland angegriffene Ukraine ist inzwischen der größte Importeur von Großwaffen in der Welt, wobei ihre Importe im Vergleich zu 2015 bis 2019 nahezu um das Hundertfache anstiegen.
Die US-Rüstungsindustrie ist global betrachtet der weitaus größte Profiteur im internationalen Handel mit Großwaffen. Die US-Rüstungsexporte stiegen zwischen 2020 und 2024 im Vergleich zum vorherigen Fünfjahreszeitrum um 21 Prozent. Ihr Anteil an den weltweiten Rüstungsexporten wuchs von 35 auf 43 Prozent und erreichte damit fast den Gesamtwert der nächsten acht größten Exporteure zusammen.
Staaten in Asien und Ozeanien importieren im globalen Vergleich die meisten Großwaffen. Einige gewichtige Gründe für das Aufrüsten in der Region sind die schlechten nachbarschaftlichen Verhältnisse der Nuklearmächte Indien, Pakistan und China und der Konflikt anderer Staaten mit China um Ansprüche im Südchinesischen Meer sowie die chinesisch-taiwanesischen Auseinandersetzungen.
Anders als in Europa, Asien, Nord- und Südamerika ist das Volumen importierter Waffen in Afrika insgesamt um 44 Prozent zurückgegangen. Hauptgrund dafür waren laut Sipri die starken Importrückgänge in Algerien (-73 Prozent) und Marokko (-26 Prozent). Auch die Waffenimporte von Staaten im Nahen Osten waren im Zeitraum 2020 bis 2024 um 20 Prozent geringer als in den Jahren 2015 bis 2019. Vier der weltweit zehn größten Waffenimporteure gehören jedoch zum Nahen Osten: Katar, Saudi-Arabien, Ägypten und Kuwait.