VfB vor DFL-Supercup optimistisch: Härtetest gegen Bayer

Wenn der gerade mit großer Mehrheit abgewählte VfB-Präsident Claus Vogt in seinem mittelständischen Betrieb Gäste empfing, tat er das zuweilen in einem separaten Raum seines Betriebes im Stuttgarter Speckgürtel.

Dutzende VfB-Trikots aus den letzten Dekaden hängen dort an der Wand, statt eines Teppichs ist knallgrüner Kunstrasen verlegt. Kaum hatte sich die Tür geschlossen, ertönte in Stadionlautstärke ein Einspieler.

Zu hören war ein hochemotionaler Reporter, der einen gewissen Guido Buchwald und das wohl wichtigste Tor in dessen Karriere abfeierte. 2:1 gewann der VfB am 16. Mai 1992 damals in Leverkusen dank eines Kopfballs des Nationalspielers.

Das Tor war historisch, denn dank des Last-Minute-Treffers wurde der VfB statt der Favoriten aus Dortmund und Frankfurt Deutscher Meister. In Stuttgart gibt es noch heute viele, die den damaligen Titel für noch bemerkenswerter halten als die Meisterschaft 2007.

Am kommenden Samstag (20.30 Uhr) treffen Leverkusen und Stuttgart wieder aufeinander: Im Supercup, der den Deutschen Meister auf den DFB-Pokalsieger treffen lässt. Da Leverkusen beide Titel abgeräumt hat, kommt der Vizemeister zum Zug: der VfB.

Damit kommt es nicht nur zu einer Wiederauflage des Krimis von 1992, sondern auch zu der vom Pokal-Viertelfinale am 6. Februar, das als wohl hochklassigstes Spiel der abgelaufenen Spielzeit gilt.

Mit 3:2 setzten sich die Rheinländer damals gegen den VfB durch. Dass das Spiel am Samstag in Leverkusen stattfindet, hatte VfB-Vorstand Alexander Wehrle als "nicht nachvollziehbar" kritisiert und auf das "doppelte Fassungsvermögen" der eigenen Arena verwiesen.

Auch sportlich gesehen reist der VfB mit viel Selbstvertrauen an. Nach den früh feststehenden Abgängen von Leistungsträgern wie Serhou Guirassy, Waldemar Anton und Hiroki Ito konnte dem Fatalismus im Umfeld zuletzt etwas entgegengesetzt werden.

Durch die Verpflichtungen von Ermedin Demirovic und Publikumsliebling Deniz Undav, die in Summe rund 80 Millionen Euro gekostet haben, herrscht bei den Fans wieder große Vorfreude auf die kommende Spielzeit. Doch die birgt durchaus Gefahren.

Die VfB-Führung steht vor der schweren Aufgabe, die Euphorie nach der herausragenden vergangenen Saison nicht abzuwürgen, andererseits aber Erwartungen entgegenzutreten, an denen das Team von Sebastian Hoeneß nach den prominenten Abgängen nur scheitern kann.

Umso wichtiger wird es sein, mit einer realistischen sportlichen Zielvorgabe in die kommende Spielzeit zu gehen. Ein einstelliger Tabellenplatz respektive eine Platzierung "im oberen Tabellendrittel", wie sie Undav als Ziel formuliert hat, scheint machbar.

Am Samstag werden sie in Stuttgart viele neue Hinweise auf die wirkliche Leistungsstärke ihres Kaders bekommen. Schließlich hat der VfB gegen die beste deutsche Mannschaft der letzten Monate gleich einen echten Härtetest vor der Brust.

Und das im Gegensatz zu den Ligakonkurrenten, die zeitgleich im DFB-Pokal auf unterklassige Gegner treffen.

Die Kontrahenten vom Samstag starten dort später: Der VfB muss am 27. August nach Münster, tagsdrauf empfängt der FC Carl Zeiss Jena Leverkusen.

Der verzögerte Pokal-Eintritt ist dann auch einer der Gründe, warum die Ultragruppen beider Vereine das Spiel am Samstag ("keinerlei sportlicher Reiz als Wettbewerb") boykottieren werden.

Hinzu komme, schreiben die Stuttgarter Ultras, "dass durch die Austragung des Supercups am Pokal-Wochenende eine völlig unnötige zusätzliche englische Woche, in unserem Fall mit der Auswärtsfahrt dienstags nach Münster, bestritten werden muss".

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