EM in der Schweiz war Meilenstein für Zukunft des Frauenfußballs
Nach der EM in der Schweiz:Meilenstein für Zukunft des Frauenfußballs
von Frank Hellmann, Basel
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Von dieser Frauen-EM wird ein gesellschaftliches Vermächtnis bleiben. Davon sind Uefa-Direktorin Nadine Keßler und Norwegens Präsidentin Lise Klaveness überzeugt.
Die EM in der Schweiz hat Maßstäbe gesetzt.
Quelle: Imago
Es ist allemal angemessen, Sarina Wiegman demnächst die Ritterwürde zu verleihen. Die niederländische Fußballlehrerin hat nicht nur England mit stoischer Gelassenheit zur Titelverteidigung bei der Frauen-EM 2025 geführt, die 55-Jährige nutzte auch die Pressekonferenz in Basel nach dem gewonnenen Finale gegen Spanien (3:1 im Elfmeterschießen), um ein angemessenes Lob an Ausrichter und Veranstalter loszuwerden.
Die Schweiz sei ein "tolles, wunderschönes Land, wir haben uns so willkommen gefühlt, wir haben das so genossen". Überdies habe die Uefa mit dem professionellen Setting den Fortschritt erst ermöglicht.
Die Intensität der Spiele wird höher, man sieht das an den Daten und Statistiken - in allen möglichen Aspekten.
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Sarina Wiegman, Teamchefin England
Nach ihrer Danksagung erhielt Wiegman im St. Jakob-Park noch einmal donnernden Applaus. Sie hatte im Triumph den Ton getroffen. Von diesem Turnier wird mehr als ein Zuschauerrekord (657.291) und Torrekord (106) als Vermächtnis bleiben.
England hat bei der Frauen-EM 2025 den Titel von vor drei Jahren erfolgreich verteidigt. Gegen Spanien gewannen die "Lionesses" im Elfmeterschießen.
27.07.2025 | 9:50 min
Lise Klaveness hört nur Lob
Vor dem flirrenden Finale hatte Norwegens Verbandspräsidentin Lise Klaveness beim Final Forum auf dem Messegelände in Basel von einem Detail berichtet: Als sie sich während des Turniers bei ihrem Nationalteam nach den Bedingungen erkundigte, sei der selbst bis 2011 in der norwegischen Auswahl spielenden Chefin gesagt worden: "Everything is fine!"
Das wollte die 44-Jährige gar nicht glauben, denn sonst hatten sich Kapitänin Ada Hegerberg und Co. immer über irgendetwas beschwert. Nun allerdings passten Teamhotels und Trainingsplätze, Spielfelder und Stadien. Klaveness:
Wir sollten der Schweiz und der Uefa gratulieren, das beste Turnier aller Zeiten ausgerichtet haben.
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Lise Klaveness, Präsidentin des norwegischen Fußball-Verbands
Sie hat in ihrem Verband schon 2017 durchgesetzt, dass Männer und Frauen dieselben Prämien bekommen. "Ich bin mit Erling Haaland genauso im Austausch", erzählte sie, die dennoch keinen Grund sieht, finanziell dieselben Dimensionen des Superstars von Manchester City anzustreben, denn: "100 Millionen Euro verdient niemand - das wollen wir gar nicht!"
Wenn Tore zu Kunst werden: Das sind die zehn schönsten Treffer der Fußball-EM der Frauen 2025 in der Schweiz.27.07.2025 | 4:50 min
Uefa investiert eine Milliarde Euro bis 2030
"Unstoppable" nennt die Uefa die Strategie, mit der bis 2030 für den Frauenfußball eine Milliarde Euro investiert werden. Es soll dann sechs reine Profiligen mit rund 5.000 Profispielerinnen in Europa geben - und Fußball die "am meisten praktizierte Sportart für Frauen und Mädchen in allen europäischen Ländern" werden.
Die zuständige Uefa-Direktorin Nadine Keßler versprach nun in ihrer Begrüßungsrede, bei allen Wachstumsbestrebungen die besonderen Werte nicht zu opfern.
Zuschauer-Rekorde, brillante Tore, ein Turnier, athletischer als je zuvor. Ein Rückblick auf die Frauen-EM 2025 in der Schweiz - mit England als Europameisterinnen. 27.07.2025 | 7:33 min
Gerade diese Auflage habe gezeigt, dass die Frauen eine Alternative zum überhitzten Kommerz bei den Männern bieten könnten, machte die ehemalige Weltfußballerin vom VfL Wolfsburg klar: "Wir müssen gar nicht so sehr versuchen, anders zu sein, sondern einfach unseren Weg weitergehen. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal."
Keßler nennt eigene Familie als Beispiel
Der Frauenfußball würde ein zusätzliches Angebot schaffen, um ein jüngeres, weibliches Publikum abzuholen.
Der Frauenfußball ist in vielen Dingen ganz anders als der Männerfußball. Wir reden über Zugänglichkeit, Nahbarkeit und Bodenständigkeit. Das müssen wir genauso wie das Fairplay erhalten.
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Uefa-Direktorin Nadine Keßler
Elementar sei zudem der Zugang zum Spiel. Die 37-Jährige bemühte ein Beispiel ihrer eigenen Familie, um ihren Herzenswunsch zu illustrieren. Ihre beiden Kinder, die in einem Dorf zwischen Nyon und Lausanne aufwachsen, sollten bitte in einigen Jahren dieselben Bedingungen vorfinden.
"Wenn ein kleiner Junge Fußball spielen kann, warum kann das nicht auch ein Mädchen?" Es müsse selbstverständlich in einem Sport sein, für den sich ja 70 Prozent in Europa interessieren würden. Und wenn es das ist, was von der Frauen-EM in der Schweiz bleibt.
UEFA-Direktorin Nadine Keßler ist höchst zufrieden, wie der Frauenfußball sich bei der EM in der Schweiz präsentiert hat. Das kompakte Format soll bleiben.