Spaniens Frauen verpassen EM-Titel: Besiegt aber nicht geschlagen

Spaniens Frauen verpassen Titel:Besiegt, aber nicht geschlagen

von Brigitte Müller, Madrid
|

Für den EM-Titel hat es nicht gereicht im Endspiel, die Spanierinnen verlieren gegen England. Beim Public Viewing in Madrid halten die Fans ihrer Mannschaft dennoch die Treue.

Die englische Mannschaft streckt den EM-Pokal in die Höhe
Zuschauer-Rekorde, brillante Tore, ein Turnier, athletischer als je zuvor. Ein Rückblick auf die Frauen-EM 2025 in der Schweiz - mit England als Europameisterinnen. 27.07.2025 | 7:33 min
"Die Engländerinnen hatten die Elfmeter besser vorbereitet und dann braucht es immer noch ein bisschen Glück", urteilt Estela Lois und stellt gleich darauf klar: "Ich als Spanierin bin sehr stolz auf unsere Mannschaft. Sie hat alles gegeben."
Der Berlin-Park mit der Großleinwand in Madrid leert sich schnell nach der Niederlage, die Fans sind traurig, aber nur ein bisschen enttäuscht: "Immerhin sind wir Weltmeisterinnen", sagt Nicolás Comillas, "und die Frauen haben 120 Minuten sehr gut gespielt." "Den Titel", so meint er noch, "holen wir bei der nächsten Europameisterschaft".
Jubel bei den Engländerinnen über den EM-Titel
England hat bei der Frauen-EM 2025 den Titel von vor drei Jahren erfolgreich verteidigt. Gegen Spanien gewannen die "Lionesses" im Elfmeterschießen. 27.07.2025 | 9:50 min

Spanierinnen patzen beim Elfmeterschießen

In der ersten Halbzeit vertrauten die Fans nach dem Tor zum 1:0 von Mariona Caldentey in der 25. Minute noch auf den Titel. Das familiäre Publikum mit vielen Kindern und Jugendlichen drängte sich tapfer bei 35 Grad im Schatten unter den wenigen Bäumen und feuerte ihre Chicas, ihre Mädels, mit España Rufen an.
Fans sehen sich in Madrid das EM-Finale zwischen England und Spanien an.
Beim Public Viewing in Madrid feuerten die Fans das spanische Frauen-Nationalteam kräftig an.
Quelle: AP

In der zweiten Halbzeit dann lange Gesichter nach dem Tor der Engländerin Alessia Russo. Zwar war Spanien weiterhin mehr im Ballbesitz, aber auch nach der Verlängerung blieb es beim 1:1.
Beim Elfmeterschießen kam dann wieder Leben in die Fanzone, die mittlerweile endlich komplett im Schatten lag. Cata Coll, die Keeperin mit den schnellen Reaktionen, hielt zweimal, doch ein Fehlschuss der Spanierinnen und zwei Paraden der englischen Torhüterin Hannah Hampton brachten den Titel zum zweiten Mal in Folge nach England.
Das englische Team während des Elfmeterschießens
An Dramatik kaum zu überbieten: Das Frauen-EM-Finale in der Schweiz ging ins Elfmeterschießen. Dort setzte sich Titelverteidiger England gegen Spanien durch.27.07.2025 | 14:03 min

Spanien ohne Niederlage ins Finale

Während des Turniers galten die spanischen Frauen lange mit als Favoritinnen, denn ihr Aufstieg war beeindruckend. 2023 gewannen sie ihre erste Weltmeisterschaft, vergangenes Jahr die Nations League, die beiden zweifachen Weltfußballerinnen Alexia Putellas und Aitana Bonmatí spielen für Spanien.
Auf dem Weg ins EM-Finale kassierte die Mannschaft nur drei Gegentore und schlug im Halbfinale die Rekordsiegerinnen aus Deutschland. Achtmal in Folge hatte sie bis dahin gegen die deutschen Frauen verloren, so auch im vergangenen Jahr in der Partie um Bronze bei den Olympischen Spielen.
Fußball, Frauen: EM, Deutschland - Polen: Jule Brand (l) jubelt nach ihrem Treffer zum 1:0
Wenn Tore zu Kunst werden: Das sind die zehn schönsten Treffer der Fußball-EM der Frauen 2025 in der Schweiz.27.07.2025 | 4:50 min

Die Nationalelf als Symbol gegen Machismus

Der Stolz der Spanier und vor allem der Spanierinnen auf ihre Frauenmannschaft geht weit über den Fußball hinaus, sie ist Symbol für ein emanzipiertes, modernes Land. Denn sie waren es, die nach dem Weltmeistertitel vor zwei Jahren dem Machismus die Stirn geboten hatten.
Auslöser war der Kuss gewesen, den der damalige Verbandschef Luis Rubiales der Spielerin Jenni Hermoso auf den Mund gedrückt hatte, vor den Augen der Welt bei der Siegesfeier in Sidney und gegen den Willen der Stürmerin.
Eine Welle der Empörung ging durchs Land und weit darüber hinaus, Hermoso zeigte den sexuellen Übergriff an, im Februar bestätigte der Nationale Gerichtshof die Strafe in Höhe von 10.800 Euro für Rubiales. Außer dem vormals allmächtigen Verbandschef mussten auch der Trainer und andere Funktionäre ihre Posten räumen und eine selbstbewusste Frauenmannschaft hat sich den Respekt der Nation erkämpft.
Luis Rubiales
Der spanische Trainer hatte von einer Nationalspielerin bei der WM-Siegerehrung einen Kuss auf den Mund erzwungen. Nun wurde er zu einer Geldstrafe von 10.800 Euro verurteilt.20.02.2025 | 1:44 min

Mädchenfußball im Aufwind

Der Frauenfußball hat seitdem großen Zulauf bei den Mädchen gefunden, seit einigen Jahren können sie in eigenen Teams trainieren, während ihre Vorbilder aus der Nationalelf ihr Talent in gemischten Mannschaften mit einem viel größeren Anteil an Jungs entwickelten. Zum Finale im Park war auch Blanca Fernández mit ihren beiden Kindern Pedro und Clara gekommen.
"Ich habe die Kids mitgebracht, damit sie gleich von Anfang an lernen, dass Frauen genauso toll Fußball spielen wie Männer, und ich bin ein großer Fan des Teams", sagt sie. Und damit spricht sie für viele Spanier, vor allem für die Jugendlichen und jungen Familien, die so gar nicht dem überholten Bild des spanischen Machos entsprechen.

Alle Spiele, alle Tore

Mehr zur Fußball-EM der Frauen 2025

Spannende Dokus zum Fußball der Frauen