Fußball-EM der Frauen: Schweden bestraft deutsche Abwehrpatzer
EM-Gruppensieg verpasst:DFB-Frauen verlieren historisch gegen Schweden
von Jens Bednarek
|
Die deutsche Nationalelf ist bei der Frauen-EM auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Im dritten Vorrundenspiel setzte es eine 1:4-Niederlage gegen Schweden.
Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft hat das letzte Spiel in Gruppe C verloren. Gegen Schweden kosteten vor allem Abwehrfehler in der ersten Halbzeit die Chance auf den Sieg.
12.07.2025 | 7:07 min
Herber Dämpfer für die DFB-Frauen: Bei der EM in der Schweiz haben die deutschen Fußballerinnen zum Abschluss der Gruppenphase eine empfindliche Niederlage kassiert. Beim 1:4 (1:3) gegen Schweden präsentierte sich das Team in der Defensive taktisch naiv, die Skandinavierinnen siegten völlig verdient.
Höchste EM-Pleite für DFB-Frauen
Es war die höchste Niederlage der deutschen EM-Geschichte. Zu allem Überfluss muss Bundestrainer Christian Wück im Viertelfinale auf Carlotta Wamser verzichten, die früh die Rote Karte sah - eine Premiere in der EM-Historie der DFB-Frauen. "Wir liegen jetzt am Boden, wir werden aber auch wieder aufstehen", sagte Wück nach dem Abpfiff.
Mit dem Erfolg im Duell der beiden in Gruppe C bereits für die K.o.-Runde qualifizierten Teams sicherte sich Schweden den Gruppensieg. Wer Deutschlands Gegner im Viertelfinale am kommenden Samstag (live im ZDF) sein wird, entscheidet sich am Sonntag ab 21 Uhr, wenn in der Gruppe D die Niederlande und Frankreich sowie England und Wales ums Weiterkommen kämpfen.
DFB-Elf startet schwungvoll
Wück hatte seine Startelf auf einer Position verändert: Als Spielmacherin lief Laura Freigang an Stelle von Linda Dallmann auf. Das deutsche Team ging von Anpfiff an mit viel Elan zu Werke und kam schon in den ersten Minuten zu mehreren guten Abschlüssen. Jule Brand (1.) und Lea Schüller (2.) verfehlten das schwedische Gehäuse, doch in der 7. Minute wurde die DFB-Elf für die starke Anfangsphase belohnt: Brand schloss einen perfekt gespielten Konter über Schüller und Carlotta Wamser mit dem 1:0 ab.
Wir geben dann das Spiel in zehn Minuten her. Das ist unglaublich bitter.
„
Klara Bühl
So verdient die frühe Führung war, so kurz hielt die Freude: Bei einem schnellen Gegenstoß der Schwedinnen war die deutsche Abwehr schlecht gestaffelt, Stina Blackstenius bestrafte den taktischen Fehler mit dem 1:1-Ausgleich (12.).
Spiel gedreht, Viertelfinale sicher: Deutschland feiert den zweiten Sieg im zweiten EM-Spiel. Trotz eines Rückstands gegen Dänemark hat das DFB-Team seine Comeback-Qualitäten gezeigt.08.07.2025 | 9:08 min
Und es kam noch schlimmer: Smilla Holmberg ließ auf der linken deutschen Abwehrseite Sarai Linder und Klara Bühl locker stehen und drang in den Strafraum ein. Linder schoss bei ihrem Rettungsversuch den Ball so unglücklich gegen Holmbergs Schienbein, dass die Kugel über DFB-Torfrau Ann-Katrin Berger ins Netz flog (25.).
Rot für Wamser
In dieser Phase hatte die Wück-Elf den roten Faden komplett verloren. Vom Schwung der ersten Minuten war nichts mehr zu sehen, die Defensive wirkte völlig verunsichert - inklusive Berger, die unbedrängt den Ball in die Füße von Johanna Rytting Kaneryd passte.
Die deutschen Fußballerinnen haben einer Verletzung von Kapitänin Giulia Gwinn sportlich getrotzt und ihr EM-Auftaktspiel gewonnen. Jule Brand sorgte für den Befreiungsschlag.04.07.2025 | 9:36 min
Blieb dieser Fehler unbestraft, hatte der nächste deutsche Abwehrpatzer gravierende Folgen: Nach einem weiteren schwedischen Angriff über den starken rechten Flügel kam Fridolina Rolfö zum Schuss, den Wamser auf der Torlinie mit der Hand stoppte. Schiedsrichterin Silvia Gasperotti aus Italien blieb keine Wahl - Platzverweis für Wamser und Strafstoß, den Rolfö souverän zum 3:1 für Schweden vollstreckte (34.).
Schwedinnen schalten zwei Gänge runter
Zur zweiten Spielhälfte brachte Wück Kathy Hendrich für Rebecca Knaak, Sydney Lohmann ersetzte Laura Freigang. Die Schwedinnen schienen mehr daran interessiert zu sein, Kräfte für die anstehenden Aufgaben zu sparen, als ein Schützenfest zu feiern.
So konnten die Deutschen das Geschehen zumindest optisch ausgeglichen gestalten, zumal das Engagement trotz des frustrierenden Spielverlaufs stimmte. Den vierten Treffer durften die Skandinavierinnen aber noch bejubeln: Lina Hurtig setzte in der 80. Minute den Schlusspunkt.
Mit der Roten Karte hat sich das Spiel komplett gedreht.
„
Christian Wück
Unter dem Strich steht eine enttäuschende 1:4-Niederlage für die DFB-Elf, bei der die deutschen Frauen ihre Grenzen deutlich aufgezeigt bekommen haben. Eine Woche Zeit haben Wück und sein Team nun, um die richtigen Schlüsse zu ziehen. Vor allem in der defensiven Organisation ist eine erhebliche Steigerung nötig, sonst ist die EM-Reise bald vorbei - ganz egal, wie der Gegner im Viertelfinale heißt.
Nach der deftigen Niederlage gegen die Schwedinnen ordnet ZDF- Reporterin Katja Streso die Stimmung im DFB-Team am Tag danach ein.
Liveblog
Im Parallelspiel der Gruppe C haben sich Polens Fußballerinnen mit dem ersten Sieg ihrer EM-Geschichte aus der Schweiz verabschiedet. Polen gewann das letzte Gruppenspiel gegen Dänemark mit 3:2 (2:0). Beide Teams hatten ihre ersten zwei Partien verloren und keine Chance mehr auf den Einzug ins Viertelfinale.