DFB-Frauen vor EM-Viertelfinale: Wück muss Pläne ändern

DFB-Frauen vor EM-Viertelfinale:Bundestrainer Wück auf der Suche nach Balance

von Frank Hellmann, Zürich
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Bundestrainer Christian Wück muss für eine bessere Balance im EM-Viertelfinale gegen Frankreich sorgen. Personelle und taktische Anpassungen sind unvermeidlich.

Die deutsche Frauennationalmannschaft beim Training in Zürich. am 15.07.2025.
Nach zwei Tagen Pause legen die DFB-Frauen wieder los. Es gilt: Leistung steigern, damit sie gegen Frankreich im EM-Viertelfinale bestehen können. Die Abwehr muss zudem neu sortiert werden.15.07.2025 | 1:18 min
Es regnete bereits in Strömen, als Bundestrainer Christian Wück eine klare Anweisung überbrachte: "Auf die Linie" sollte sein Torwarttrainer Michael Fuchs die rote Markierung für die erste Trainingseinheit nach anderthalb freien Tagen legen. Die Frauen-EM geht in die nächste Runde.
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Im Viertelfinale der Fußball-EM 2025 treffen Frankreich und Deutschland aufeinander. Alle Tore der beiden Teams in der Vorrunde im Überblick. 09.07.2025 | 8:48 min
Am Dienstag startete die Vorbereitung aufs Viertelfinale gegen Frankreich in Basel (Samstag, 21 Uhr/live im ZDF). Genug Zeit ist also, aus der Lektion vom Letzigrund gegen Schweden (1:4) die richtigen Schlüsse zu ziehen. Wück muss Anpassungen vornehmen, um eine bessere Balance herzustellen.

Sjoeke Nüsken verbreitet wieder Zuversicht

Der 52-Jährige richtete bei Schlechtwetter über dem Zürichsee eine eindringliche Ansprache an seine Spielerinnen, um die dunklen Wolken nach dem grandios missratenen letzten Gruppenspiel zu vertreiben. Zumindest Sjoeke Nüsken, die am Sonntag beim öffentlichen Training im Sportzentrum Buchlern noch mit müden Augen das einzige Interview gegeben hatte, sah zwei Tage später deutlich erholter aus.
Zudem hatte die zur stellvertretenden Kapitänin aufgerückte Mittelfeldspielerin auch wieder zuversichtliche Worte parat, denn:

Wir können das Spiel entscheiden, und wenn wir unsere Leistung auf den Platz bringen, dann können wir auf jeden Fall auch ins Halbfinale einziehen.

Sjoeke Nüsken, Fußball-Nationalspielerin

Maren Meinert sehnt sich nach Kompaktheit

Das Rezept gegen die Französinnen aus ihrer Sicht: "Keine Räume zulassen, besser durchschieben, gegenseitig absichern. Jede muss für jede laufen, um die Null zu halten." Die defensive Absicherung wird zur Basis alles Tuns, denn wenn ein EM-Teilnehmer über noch mehr Tempo als die schnellen Schwedinnen verfügt, dann das Team aus Frankreich. Co-Trainerin Maren Meinert negierte die These nicht, dass das "Spiel gegen den Ball" der Schlüssel für den Showdown im St. Jakob-Park werde.
Deutschlands Carlotta Wamser verlässt das Spielfeld, nachdem sie eine rote Karte erhalten hat.
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Taktische Anpassungen werde es auf jeden Fall geben. Man müsse grundsätzlich "schnelle Stürmerinnen, eine schnelle Mannschaft" in den Griff bekommen. "Wenn wir nicht kompakt stehen, haben wir wenig Chancen", so Meinert. Niemand dürfe allein gelassen werden, warnte die bis 2019 sehr erfolgreich im weiblichen Nachwuchsbereich arbeitende 51-Jährige.

Wück muss Loch auf der rechten Seite stopfen

Auf ZDFheute-Nachfrage wollte Meinert auch nicht ausschließen, möglicherweise auf eine Spielmacherin zu verzichten. Weg von einem 4-2-3-1-System, hin zu einer 4-3-3-Anordnung, die schon Martina Voss-Tecklenburg bei der EM 2022 in England präferierte. Sydney Lohmann oder Sara Däbritz könnten dann einen Platz als zweite "Achter" neben Nüsken und vor Elisa Senß bekommen.

Es gibt Überlegungen in alle Richtungen. Mittwoch, Donnerstag werden wir sie mit der Mannschaft teilen.

Maren Meinert, Co-Trainerin DFB-Frauen

Feedback von den Spielerinnen sei danach erwünscht. Aber noch hat das DFB-Team eine große Baustelle. Der Innenbandriss von Giulia Gwinn und die Rotsperre von Carlotta Wamser haben ein Loch auf der rechten Seite gerissen. "Wir testen verschiedene Möglichkeiten", sagte Meinert. Eine Variante ist die zuverlässige Sophia Kleinherne, die 2018 in Wembley gegen England als Linksverteidigerin debütiert hat und bei Eintracht Frankfurt eine zuverlässige Innenverteidigerin war. Der Neuzugang beim VfL Wolfsburg kann auch rechts aushelfen.
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Kathrin Hendrich bekommt ein Lob

Und dann ist da auch noch Kathrin Hendrich, die nach einer durchwachsenen Bundesliga-Saison gerade noch auf den EM-Zug gesprungen war, jetzt aber mit ihrer Routine und Ruhe wichtig werden könnte. Die 33 Jahre alte Defensivallrounderin sei "eine Führungsspielerin", lobte Meinert, "und eine wunderbare Person".
Sollte Linksverteidigerin Sarai Linder nach rechts rübergezogen werden, könnte der 20-jährigen Franziska Kett das EM-Debüt winken. Gewiss ein Wagnis. Was Wücks Co-Trainerin verraten konnte:

Wenn man den Ausfall der Kapitänin auf der rechten Seite hat und dann den Ausfall der Nachfolgerin, dann muss man schon ein bisschen das Basteln anfangen, und da sind wir schon in den Planungen.

Maren Meinert, Co-Trainerin DFB-Frauen

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