DFB-Gegner Frankreich: Was das französische Team so stark macht

Analyse

DFB-Gegner im Viertelfinale:Was Frankreich bei der EM so stark macht

von Frank Hellmann, Basel
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Frankreich hat sich zum zweitbesten Team der EM entwickelt. "Les Bleues" gehen mit voller Zuversicht und großer Spielfreude ins Viertelfinale gegen Deutschland.

Torjubel zum 1:3 Delphine Cascarino (Frankreich, 20)
Die Französinnen überzeugen bei der EM mit Leichtigkeit und Spielfreude.
Quelle: Imago

Bequemer geht es nicht: Wenn ein Fußballspiel im St.-Jakob-Park beendet ist, öffnen sich die Ausgangstore - und die Menschen gelangen von der Stadiontreppe auf den Bahnsteig der gleichnamigen Haltestelle. Dort warten die doppelstöckigen Züge der Schweizerischen Bundesbahn (SBB), um die Fans pünktlich und entspannt nach Hause zu bringen.
Gerade die vielen Mädchen und Frauen in den französischen Trikots trugen nach dem Spektakel im letzten Gruppenspiel zwischen Frankreich und den Niederlanden (5:2) dasselbe Lächeln auf den Lippen wie ihre Lieblinge auf der Ehrenrunde von Basel.
Frankreichs Sandie Toletti jubelt mit ihrer Mannschaft nach ihrem Tor gegen die Niederlande.
Am letzten Gruppenspieltag hat Frankreich die Niederlande geschlagen und sich damit den Sieg in Gruppe D gesichert. Im Viertelfinale trifft "Les Bleues" auf Deutschland. 13.07.2025 | 7:06 min

Bundestrainer Wück sieht Frankreichs Offensiv-Feuerwerk

Hatte dieser Fußball-Abend im "Joggeli" nicht unendlich viel Spaß gemacht? Und warum soll nicht auch das Viertelfinale gegen Deutschland (Samstag, 21 Uhr/live im ZDF) zum Festival des schönen Spiels für die diesmal ganz in Weiß gekleideten "Les Bleues" werden?
Bundestrainer Christian Wück unter den 34.133 Augenzeugen wird gesehen haben, was an Qualität auf sein Team zurollt. Klar, es hat in der ersten Halbzeit einige Schwächen gegeben, vielleicht ein bisschen zu viel "Laissez-faire" in der Defensive, aber dafür zündete die Offensive im zweiten Durchgang ein Feuerwerk.

Französinnen kombinieren Ästhetik und Athletik

Spielerische Leichtigkeit und körperliche Robustheit fließen ineinander über: Die Kombination aus Ästhetik und Athletik ist bei diesem Turnier ein französisches Alleinstellungmerkmal. Ein Halbfinale gegen die Weltmeisterinnen aus Spanien wäre das vorweggenommene Endspiel. Doch erst einmal geht es allein ums Viertelfinale von Basel. Trainer Laurent Bonadei stapelt noch tief:

Deutschland ist eine große Fußballnation. Sie werden das Spiel gegen uns mit voller Konzentration angehen, um ins Halbfinale einzuziehen.

Laurent Bonadei, Frankreichs Nationaltrainer

Der Mann weiß: Versprechungen haben die Frauen in der Vergangenheit viele gemacht. Nur hat das Talent - erstmals bei der WM 2011 in Deutschland bestaunt - bis heute nicht zu einem Finale bei einem großen Turnier gereicht.

Delphine Cascarino ist die beste Außenstürmerin der EM

Bonadei war deshalb so frei, alte Zöpfe abzuschneiden - und hat die bald 35-jährige Verteidigerin Wendie Renard und die 36-jährige Rekordtorjägerin Eugénie Le Sommer nicht mehr berufen. Irgendwann müssen auch Ikonen für den Generationswechsel weichen. Seitdem wirkt das Ensemble irgendwie befreit, was auch daran liegt, dass es unter dem 55-Jährigen keinerlei Vorgaben im Angriffsspiel gibt.
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Ob historischer Treffer, kunstvoller Distanzschuss oder Last-Minute-Jubel: ZDF-Reporter Eike Schulz hat die schönsten Bilder der EM-Vorrunde zusammengetragen.12.07.2025 | 1:52 min
Warum schablonenartige Spielzüge auf dem Reißbrett entwerfen, wenn sich kreative Begabung entfaltet? Wie bei Delphine Cascarino, die als beste Außenstürmerin der Fußball-EM alles im Repertoire führt: feine Dribblings, enorme Beschleunigung, flotte Kombinationen.
Gegen die eine Halbzeit lang wehrhaften Niederländerinnen sorgte die 28-Jährige in Windeseile für die Wende. Sie bediente Torjägerin Marie-Antoinette Katoto fürs 2:2 (61.) und traf doppelt für den Sieg (64. und 67.). Immer wieder sucht Cascarino Stürmerin Katoto, die eine der komplettesten Mittelstürmerinnen der Welt ist und der in England bei der EM 2022 früh das Kreuzband riss.

Streitigkeiten haben schon große Erfolge verhindert

Die 26-Jährige verpasste deshalb auch die WM 2023, wo Frankreich im Elfmeterschießen am Gastgeber Australien scheiterte. Ähnlich überflüssig wirkte schon das tränenreiche Viertelfinal-Aus bei der WM 2015 gegen Deutschland, obwohl die fußballerische Überlegenheit auf dem Kunstrasen von Montreal frappierend war.
Dass es auch bei der Heim-WM 2019 im Viertelfinale gegen die USA schiefging, lag vor allem an der schlechten Stimmung um die unbeliebte Trainerin Corinne Diacre.
Deutschlands Carlotta Wamser verlässt das Spielfeld, nachdem sie eine rote Karte erhalten hat.
Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft hat das letzte Spiel in Gruppe C verloren. Gegen Schweden kosteten vor allem Abwehrfehler in der ersten Halbzeit die Chance auf den Sieg. 12.07.2025 | 7:07 min
Interne Streitigkeiten ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte von Frankreichs Frauen, dabei haben die Männer doch bei zwei Weltmeisterschaften vorgemacht, dass sich eine Generation vereinen muss, um Großes zu erreichen.
Gelingt das vielleicht jetzt? So viele Landsleute wie noch nie unterstützen die Französinnen bei diesem Turnier im Nachbarland. Viele haben noch keine Trikots von Cascarino oder Katoto, sondern tragen ein Jersey von Mbappé. Zeit, dass sich was dreht.

"Wir werden uns gut vorbereiten und freuen uns auf Frankreich", sagt die DFB-Sportdirektorin Nia Künzer. "Wir werden auf allerhöchstem Niveau und unangenehm spielen müssen. Sicherlich werden wir über die Kompaktheit kommen müssen, das gilt für alle Mannschaftsteile. Da werden alle am Limit spielen, damit wir diese Französinnen nicht ins Spiel kommen lassen, sie selbst stressen und unangenehm für sie sind. Das mögen sie dann vielleicht auch nicht."

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