CL-Aus für den Titelverteidiger: Der große Frust bei Real Madrid
CL-Aus für den Titelverteidiger:Der große Frust bei Real Madrid
von Florian Haupt, Madrid
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Chancenlos wie selten scheidet der Titelverteidiger aus der Champions League aus. Toni Kroos wird vermisst, Kylian Mbappé ausgepfiffen, Trainer Ancelotti angezählt.
Real-Trainer Ancelotti beim Spiel gegen Arsenal.
Quelle: AFP
Real Madrid ging nicht ohne Knalleffekte. Vom chancenlosen Ausscheiden in der Champions League bleibt etwa ein böser Tritt von Antonio Rüdiger in das Gemächt von Arsenals Myles Lewis-Skelly. Nur die Möglichkeit, dass es versehentlich passiert sein konnte, bewahrte den deutschen Nationalspieler vor einem Platzverweis.
Es bleibt das Gebaren des verletzten Kapitäns Dani Carvajal, der sich beim Gang in die Halbzeitpause den Arsenal-Stürmer Bukayo Saka vorknöpfte. In zivil und im Spielerbereich - in dem er sich eigentlich nicht hätte aufhalten dürfen.
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Schon zwölf Niederlagen - Letzte Saison waren es zwei
Es bleiben auch die Pfiffe des eigenen Anhangs gegen Kylian Mbappé. Der im vorigen Sommer aus Paris verpflichtete Superstar steht für eine bislang verpfuschte Saison mit bereits zwölf Niederlagen. Ohne ihn waren es vergangene Spielzeit nur zwei.
Es bleibt die Kanonade von Fragen nach seiner Zukunft an Trainer Carlo Ancelotti. Der italienische Maestro konnte sie nicht beantworten, er wirkte bei der Pressekonferenz nach dem Spiel nicht mehr wie der Coach mit den meisten Champions-League-Titeln der Geschichte (fünf). Sondern wie ein Dead Man Walking.
Die Magie des Bernabéu-Stadions versagt
Der große Knall nämlich, der war ausgeblieben. Wortreich hatten Trainer, Spieler und Umfeld nach dem 0:3 im Hinspiel die Magie des Estadio Santiago Bernabéu beschworen. So viele legendäre Aufholjagden hatte es in den vergangenen Jahren gesehen. Doch gegen Arsenal gelang nicht mal der Versuch dazu. Reals Hilflosigkeit dokumentierte vielmehr die tiefe Krise des Titelverteidigers.
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"Wenn man nicht spielt, gibt es auch keine Wunder", titelte die klubnahe Sportzeitung "Marca" am nächsten Tag über die einfallslose Darbietung der Ancelotti-Elf. "Real war nicht auf der Höhe seiner Fans", merkte die Konkurrenz von "As" an.
Wie Arsenal 90 Minuten lang cool blieb
Der Anhang hatte zuvor mit einem bengaloreichen Empfang des Mannschaftsbusses und ohrenbetäubenden Schlachtrufen jene flirrende Atmosphäre vertieft, in der die Hoffnung gedieh. Doch Arsenal war zu cool, um auch nur in Gefahr zu geraten. Ja, man habe im Vorfeld das Dauerfeuer aus Madrid schon mitbekommen, gab Saka zu Protokoll: "Aber wir haben eine große Mentalität gezeigt und uns von der ersten bis zur letzten Minute gut gefühlt".
Saka selbst war sich so sicher, dass er auch nach einem vergebenen Elfmeter konzentriert blieb und einen harmonischen Angriff seiner Elf zur Führung zu nutzte. Später erklärte Arsenal-Coach Mikel Arteta, wie er seiner Elf die Angst vor dem Mythos Bernabéu genommen hatte. Man müsse verstehen, was in den Momenten des Irrsinns passiere. "Dann kannst du sie überwinden."
Nur Siege über Barça können Ancelotti retten
Während der Spanier Arteta über Jahre ein solides wie streckenweise brillantes Team aufgebaut hat, scheint Real ohne seinen Strategen Toni Kroos (Karriereende) in Einzelteile zu zerfallen. Nicht umsonst konnte es sicher erst über den Umweg des Playoff überhaupt für das Achtelfinale qualifizieren, und wurde auf nationalem Terrain zweimal vom FC Barcelona auseinander genommen, 0:4 in der Liga, 2:5 im Supercup.
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In neun Tagen trifft man sich wieder zum spanischen Pokalfinale, im Mai geht es für Real in der Liga zu den Katalanen, derzeit hat man vier Punkte Rückstand. Auf Ancelottis Sofortmaßnahmen darf man gespannt sein. Mindestens einen Titel wird er brauchen, um seinen Vertrag bis 2026 erfüllen zu dürfen.
Xabi Alonso - oder sogar Jürgen Klopp?
Die Medien deklinieren schon eifrig Kandidaten für die Nachfolge durch. Als Favorit gilt seit langem Bayer Leverkusens Xabi Alonso, ehemaliger Real-Profi. Aus Brasilien wurde nun aber auch der Name von Jürgen Klopp ins Gespräch gebracht. Der Deutsche sei seinen Job bei Red Bull schon leid und offen für zwei Ziele: Real oder die brasilianische Nationalelf. Für die wird im übrigen auch Ancelotti gehandelt.
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Quelle: Reuters
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