Wer wird SPD-Minister? Klingbeil setzt auf "Jüngere und Erfahrene"

Klingbeil für "neue Gesichter":Mögliche SPD-Minister: Wer kommt, wer bleibt?

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Bis Montag hat Parteichef Klingbeil Zeit, die SPD-Jobs im Kabinett zu vergeben. Er will eine Mischung aus "Erfahrenen und Jüngeren". Die Zukunft von Co-Chefin Esken bleibt unklar.

 Lars Klingbeil am 24.4.2025
Esken habe die Partei zwar geeint und stabilisiert - aber es bilde sich ein Kraftzentrum um Klingbeil heraus, das stark auf ihn zugeschnitten ist, so Politologe Wolfgang Schroeder.30.04.2025 | 4:01 min
Der Partei- und Fraktionschef der SPD, Lars Klingbeil, hat ein "starkes und kompetentes" Regierungsteam seiner Partei angekündigt. Die SPD wolle "auf Erfahrung, aber auch auf neue Gesichter und sichtbare Schritte zu einem Generationswechsel" setzen.
Offiziell will die SPD ihr Regierungsteam am Montag vorstellen - schon klar ist, dass Klingbeil Vizekanzler und Finanzminister werden soll. Dieses Ressort sei "der Ort, an dem wir unsere Schwerpunkte umsetzen können".

Klingbeil: SPD kann Sondervermögen Infrastruktur vorantreiben

Im Finanzministerium könne die SPD "insbesondere das große Finanzpaket mit dem Sondervermögen Infrastruktur vorantreiben und umsetzen", schrieb Klingbeil in einem Brief an die SPD-Fraktion. Als Finanzminister wolle er diese Aufgabe "mit großer Entschlossenheit" angehen.
SPD-Mitgliedervotum zum Koalitionsvertrag
Die SPD-Mitglieder haben entschieden: Die neue Koalition kann kommen. Welche Rolle Co-Chefin Esken künftig spielen soll, ist in der Partei umstritten – die Kritik an ihr wächst. 30.04.2025 | 2:45 min

Die SPD stellt sieben Ministerinnen und Minister in der künftigen schwarz-roten Regierung:

  • Als sicher gilt, dass Verteidigungsminister Boris Pistorius sein Amt behalten wird.
  • Entwicklungsministerin Svenja Schulze könnte ebenfalls im Amt bleiben. Aber auch Saskia Esken ist dafür im Gespräch.
  • Als Finanzminister und Vizekanzler ist Lars Klingbeil gesetzt.

Als weitere mögliche Ressortchefinnen und -chefs werden genannt:

  • Bärbel Bas oder Saskia Esken oder die sächsische Sozialministerin Petra Köpping für Arbeit und Soziales (bisher Hubertus Heil),
  • Sonja Eichwede (37) für Justiz und Verbraucherschutz
  • Verena Hubertz (37) oder Matthias Miersch oder Katja Mast für Umwelt und Klimaschutz.
  • Carsten Schneider für Bauen und Wohnen (bisher Klara Geywitz)
Arbeitsminister Hubertus Heil kündigte auf einer DGB-Kundgebung im niedersächsischen Peine an, er werde der neuen Regierung nicht als Minister angehören, wie seine Sprecherin bestätigte. Zu seiner Zukunft wollte er sich nicht äußern; er werde sich "solidarisch" an der Teamaufstellung beteiligen, sagte Heil "Politico".
Das SPD-Logo mit Lars Klingbeil und Friedrich Merz im Vordergrund
84,6 Prozent der SPD-Mitglieder haben für den Koalitionsvertrag mit der Union gestimmt - überraschend viele. Analyse mit Politikwissenschaftler von Lucke bei ZDFheute live.30.04.2025 | 44:00 min

Was wird aus Co-Parteichefin Saskia Esken?

Unklar war weiterhin die Zukunft von Co-Parteichefin Saskia Esken - sie wird als mögliche Ministerin etwa für Arbeit und Soziales oder Entwicklungszusammenarbeit genannt. Esken vertritt den linken Parteiflügel und ist in der SPD umstritten. Der Juso-Vorsitzende Philipp Türmer kritisierte im "Spiegel"-Gespräch mit Markus Feldenkirchen den öffentlichen Umgang mit Esken als "bodenlos". Auch er ließ offen, ob sie einen Ministerposten bekommt.
SGS Goekdemir - Zimmermann
Große Zustimmung zur Koalition mit der Union – aber auch viel Unmut in der SPD. Diana Zimmermann ordnet das digitale Mitgliedervotum und die Personaldebatten ein.01.05.2025 | 2:47 min
Die saarländische SPD-Ministerpräsidentin Anke Rehlinger sagte den "tagesthemen", Esken werde natürlich "auch mitreden und helfen, die Mannschaft jetzt zusammenzustellen". Bärbel Bas sagte dem "Tagesspiegel", das Personaltableau der SPD "rüttelt sich noch zusammen". Sie wird in SPD-Kreisen nicht nur als künftige Arbeitsministerin, sondern auch als künftige SPD-Vorsitzende oder SPD-Fraktionschefin gehandelt. "Am Ende entscheide ich selbst über mein Leben", sagte Bas dazu lediglich.

Wer übernimmt den Fraktionsvorsitz?

Auch der Fraktionsvorsitz der SPD, den Klingbeil erst Ende Februar übernommen hatte, soll neu vergeben werden. In seinem Brief an die Fraktion schrieb der Parteichef, er arbeite dafür, "dass in enger Abstimmung mit den Strömungen und Landesgruppen ein Gesamttableau für die zukünftige Führung der Fraktion entwickelt wird". Die Politik der kommenden vier Jahre solle "maßgeblich" auch aus der Bundestagsfraktion heraus geprägt werden, versprach er.
Designierter Chef der Unionsfraktion ist Jens Spahn (CDU). Klingbeil betonte in seinem Brief an die Fraktion, die SPD gehe nicht als "Aufpasser oder als reines Korrektiv" in die Regierung. "Wir wollen gestalten." Nötig sei "ein wirtschaftlicher Turnaround für neues Wachstum, eine starke Industrie und sichere Arbeitsplätze", schrieb er. Mit dem 500 Milliarden Euro schweren Sondervermögen Infrastruktur müsse das Land "systematisch" modernisiert werden.
Johann Wadephul schüttelt CDU-Vorsitzendem Friedrich Merz die Hand.
Die CDU hat dem Koalitionsvertrag mit der SPD einstimmig zugestimmt. Jetzt wurden auch die Namen der zehn neuen Ministerinnen und Minister von CDU und CSU vorgestellt.28.04.2025 | 1:19 min

Und so soll es nächste Woche weitergehen:

  • Am Montagmittag um 12 Uhr soll der Vertrag im Gasometer in Berlin-Schöneberg von den drei Partnern unterzeichnet werden.
  • Ebenfalls am Montag will die SPD ihr Regierungsteam präsentieren – und sich möglicherweise auch zum Fraktionsvorsitz und zur künftigen Parteispitze äußern.
  • Am Montagabend ist ein großer Zapfenstreich zum Abschied für den geschäftsführenden Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) geplant. Laut Medienberichten hat er sich dafür zunächst das Lied "In My Life" von den Beatles, dann einen Auszug aus dem "2. Brandenburgischen Konzert" von Johann Sebastian Bach und zum Schluss "Respect" von Aretha Franklin gewünscht.
  • Am Dienstag will sich CDU-Chef Friedrich Merz im Bundestag zum Kanzler wählen lassen. In der geheimen Abstimmung ist die sogenannte Kanzlermehrheit von 316 der 630 Abgeordneten notwendig. Schwarz-Rot stellt 328 Parlamentarier.
Quelle: dpa, AFP, Reuters

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