Bürgerentscheid über Bewerbung:OlympiJA oder NOlympia? München stimmt ab
von Simon Pfanzelt
Soll sich München für Olympia bewerben? Darüber können die Einwohner in einem Bürgerentscheid abstimmen. Worum es geht und wie sich Befürworter und Gegner positionieren.
Wie stimmen die Münchner beim Bürgerentscheid am Sonntag? In der Stadt positionieren sich Befürworter und Gegner.
Quelle: dpaEs kommt nicht häufig vor, dass der Münchner SPD-Oberbürgermeister, Bayerns CSU-Ministerpräsident und die Grünen-Fraktion im bayerischen Landtag einer Meinung sind. Doch in einer Frage sind sie es: München soll sich für die Olympischen Sommerspiele 2036, 2040 oder 2044 bewerben. Aber auch die Olympia-Gegner bringen sich in Stellung.
Am 26. Oktober dürfen die Münchner bei einem Bürgerentscheid über die Bewerbung abstimmen. Wahlberechtigt sind rund 1,1 Millionen Einwohner der bayerischen Landeshauptstadt. Was für die Spiele in München spricht und was dagegen - ein Überblick:
München bewirbt sich als Austragungsort für Olympische Sommerspiele - ab dem Jahr 2036. Zuvor sollen allerdings noch die Münchnerinnen und Münchner in einem Bürgerentscheid darüber abstimmen.
20.05.2025 | 1:50 minWas sind die Argumente der Befürworter?
Das Münchner Bewerbungskonzept sieht vor, dass möglichst viele Sportstätten der Olympischen Spiele von 1972 wieder genutzt werden. Davon versprechen sich die Befürworter nachhaltige Spiele.
So sollen im Olympiastadion die Eröffnungs- und Abschlussfeier sowie die Leichtathletik-Wettbewerbe stattfinden. Auch die Olympiahalle, der Olympiapark, die Regattastrecke in Oberschleißheim oder die Reitanlage in Riem sind als Spielstätten eingeplant. "Es muss nicht viel Neues gebaut werden - fast gar nichts", sagt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU).
Hamburg, Berlin, die Region Rhein-Ruhr und München - sie alle können sich vorstellen, Olympische Sommerspiele auszurichten. Und der DOSB will die Spiele nach Deutschland zurückbringen.
27.05.2025 | 1:39 minAußerdem hofft das "OlympiJA"-Lager auf einen Schub in der Stadtentwicklung. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) geht von einem "Push" in der Wohnsituation aus, denn im neuen Olympischen Dorf würden Tausende Wohnungen entstehen. Bislang ist Wohnraum in München besonders knapp und teuer.
Auch der Nahverkehr würde profitieren, wenn die Spiele erneut nach München kommen: U- und S-Bahnen sollen ausgebaut werden, auch Radschnellwege sind angedacht. Zusätzlich hoffen die Befürworter auf Impulse für den Breitensport und einen wirtschaftlichen Schub für die ganze Region.
Wir brauchen Rückendeckung, wir brauchen Rückenwind und wir brauchen engagierte Bürger, die Ja sagen.
Markus Söder, Ministerpräsident Bayern (CSU)
Wie argumentieren die Gegner?
Die Olympia-Gegner hoffen, dass möglichst viele Münchner "Nein" sagen. Das Bündnis "NOlympia" wird unter anderem vom Bund Naturschutz und den Parteien "Die Linke" und "ÖDP" getragen. Sie sind unter anderem vom Nachhaltigkeitskonzept nicht überzeugt.
Ihr Hauptargument: Die Kosten seien unkalkulierbar. Die Gegner verweisen auf die Kostenexplosion in Paris 2024. Laut französischem Rechnungshof haben die Spiele 6,6 Milliarden Euro an öffentlichen Geldern verschlungen, geplant waren ursprünglich 2,4 Milliarden Euro. ÖDP-Stadtrat Tobias Ruff sagt:
München darf sich nicht vom olympischen Glanz blenden lassen, denn die Rechnung müsste die Stadt zahlen, lange nachdem die Spiele vorbei sind.
Tobias Ruff, ÖDP-Stadtrat
Rasanter Anstieg bei Neuverträgen:Ifo-Institut warnt: "Mietmarkt wird zur Lotterie"
Zwar sei es richtig, dass München auf viele bestehende Sportstätten zurückgreifen kann. Doch auch diese müssten aufwendig und teuer saniert und erweitert werden. Außerdem befürchten die Gegner, dass Olympische Spiele die Gentrifizierung in München weiter vorantreiben würden. Die Folge: noch höhere Mieten und Immobilienpreise.
"München braucht keine zweifelhaften Sportevents, die kurzfristige Partylaune, aber langfristige soziale und wirtschaftliche Belastungen hinterlassen", so Tobias Ruff (ÖDP). Zudem verweisen die Gegner auf Umweltbedenken und intransparente Prozesse beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC).
Immer mehr Vermieter bieten Wohnungen zu überhöhten Preisen an, indem sie den Wohnraum möbliert und "zum vorübergehenden Gebrauch“ vermieten. Damit ist es möglich, die Mietpreisbremse zu umgehen.
01.07.2025 | 7:37 minWie geht es nach dem Bürgerentscheid weiter?
Der Bürgerentscheid wird zeigen, ob die Münchner die Spiele überhaupt wollen. Sagen sie "Ja", wäre das aber nur ein erster - wenn auch wichtiger - Schritt. Auch Hamburg, Berlin und die Region Rhein-Ruhr bemühen sich um die Olympia-Bewerbung.
Welche Stadt oder Region für Deutschland ins Rennen um Olympische Spiele gehen soll, will der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) erst im Herbst 2026 entscheiden. Über die Vergabe der Spiele entscheidet später das IOC.
Simon Pfanzelt ist Reporter im ZDF-Landesstudio München
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