ÖPNV- Studie: Kosten viel geringer als wirtschaftlicher Nutzen

Studie zu Wirtschaftlichkeit:ÖPNV bringt dreimal so viel ein wie er kostet

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Der öffentliche Personennahverkehr verursacht zwar hohe Kosten - aber jeder investierte Euro bringt der Volkswirtschaft einen Nutzen von drei Euro. Das erklärt die Deutsche Bahn.

Zug der S-Bahn München
Öffentlicher Nahverkehr bringt mehr wirtschaftlichen Nutzen als er kostet.
Quelle: dpa

Der öffentliche Nahverkehr (ÖPNV) gilt als chronisch unterfinanziert - dabei zahlt sich jeder investierte Euro in Bus und Bahn wirtschaftlich gleich mehrfach aus, wie eine Studie im Auftrag der Deutschen Bahn zeigt. DB-Regio-Vorstand Jan Schilling bewertet ihn sogar als "echten Wirtschaftsbooster".
Der ÖPNV-Betrieb kostet der Untersuchung zufolge bundesweit jährlich 25 Milliarden Euro. Demgegenüber haben die Studienautoren errechnet, dass diese Angebote jährlich für rund 75 Milliarden Euro Wertschöpfung sorgen. "Das entspricht dem Dreifachen seiner jährlichen Kosten", heißt es in der Untersuchung, die das Beratungsunternehmen MCube der TU München erstellt hat.

Die tatsächliche Wertschöpfung dürfte deutlich höher liegen, da einige Effekte aus methodischen Gründen nicht vollständig berücksichtigt werden konnten.

Studie MCube

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Einfluss auf Tourismus, Jobs und Einzelhandel

Ein wesentlicher Teil davon fällt den Angaben zufolge direkt in der ÖPNV-Branche und damit zusammenhängenden Wirtschaftsbereichen wie der Fahrzeugherstellung und Reinigungsdiensten an. Einen noch größeren Einfluss habe der ÖPNV auf den Einzelhandel, wo ein Teil des Umsatzes direkt von den Fahrgästen abhänge.
Auch der Tourismus "profitiert insbesondere in Städten und Ferienregionen von guter ÖPNV-Erreichbarkeit", hieß es. Er sorgt außerdem dafür, dass Pendlerinnen und Pendler zur Arbeit kommen. Eine gute Anbindung stärke etwa auch die Attraktivität von Arbeitgebern und wirkt sich damit ebenfalls auf die Wirtschaftsleistung aus. Allein dieser Pendler-Effekt mache mehr als ein Viertel der gesamten mittleren Wertschöpfung des ÖPNV aus, heißt es in der Studie.

Das sollte ein weiterer Anreiz für Bund und Länder sein, das Angebot weiter auszubauen.

Jan Schilling, Vorstand DB-Regio

Schilling betonte, jeder in den ÖPNV investierte Euro "zahlt sich schon heute dreifach aus".
Der Mitautor und MCube-Geschäftsführer Oliver May-Beckmann betont: "Vor allem aber spart er volkswirtschaftliche Kosten - etwa durch weniger Verkehrsunfälle, geringeren Flächenverbrauch, weniger Lärm, Luftverschmutzung oder CO2-Emissionen."
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Daten zum Teil Schätzungen

Die Studie versucht, bestimmte volkswirtschaftliche Effekte des ÖPNV zu identifizieren und zu beziffern. Dabei stützt sich MCube auf Branchendaten des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), des Statistischen Bundesamts sowie auf bereits vorgenommene Studien zur Bruttowertschöpfung von Verkehrsträgern.
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Die Daten beziehen sich allerdings bereits auf das Jahr 2019, um Corona-Verzerrungen zu vermeiden. Zudem enthalten sie Schätzungen, weil nicht alle Annahmen statistisch hinterlegt seien. Gleichwohl seien die herangezogenen Daten objektiv, fundiert und methodisch abgestimmt. Sie zeigten, dass der ÖPNV nicht nur eine zentrale Rolle für nachhaltige Mobilität und Daseinsfürsorge habe, sondern auch ein volkswirtschaftlicher Leistungsträger sei.
Der Nahverkehr in Deutschland wird jeweils etwa zur Hälfte aus den Fahrgasteinnahmen und Mitteln des Bundes, den sogenannten Regionalisierungsmitteln, finanziert. Zwar wachsen die Summen jedes Jahr an. Dennoch reichen sie aus Sicht der Branche für den Betrieb nicht mehr aus. Einige Länder prüfen bereits wegen fehlender Mittel eine Reduzierung des Angebots.
Quelle: AFP, DPA

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