Bundestagswahl: Junge Wähler und die Rolle von Social Media

Auf TikTok Politik runterbrechen:So kämpfen Spitzenpolitiker um junge Wähler

von Nicole Frölich und Antonia Schaefer
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Die unter 25-Jährigen machen in Deutschland nur einen Bruchteil der Wählerschaft aus. Doch ihre Stimmen sind hart umkämpft, denn sie könnten das Zünglein an der Waage sein.

Zwischen TikTok und Wahlurne
Bei dieser Bundestagswahl liegt ein besonderes Augenmerk auf den jungen Wählern. Auf sozialen Medien erreicht die AfD die Jungen besonders gut – andere hinken hinterher. 12.02.2025 | 43:29 min
Geprägt von Krisen und Zukunftsangst sehen junge Menschen in Deutschland die Versprechen der Politik zunehmend skeptisch. Besonders zur Bundestagswahl fragen sich viele Parteien, wie sie die Jugend besser erreichen können.

Das TikTok-Dilemma für die Parteien

Dafür setzen sie immer stärker auf soziale Medien. Doch gerade TikTok war unter Politikern lange umstritten. Freiheitliche Werte in einem chinesischen Netzwerk vertreten - geht das? Es muss, sagt Grünen-Wahlkampfmanager Andreas Audretsch in der ZDF-Doku "Zwischen TikTok und Wahlurne - Der Kampf um junge Wähler". "Beides ist richtig. Auf der einen Seite mit jungen Menschen zu interagieren, wo sie sind. Auf der anderen Seite muss man sich bewusst sein, wie die Strukturen dahinter sind und sie politisch adressieren."
Die AfD hat vom Zögern der anderen profitiert. Mit ihren populistischen Inhalten ist die Partei den anderen heute auf allen Plattformen weit voraus. "Wenn es polarisiert, wenn es auf die Zwölf geht, ist das Gold für die Algorithmen und wird viel breiter ausgespielt", erklärt Politikberater Martin Fuchs.
Soziale Netzwerk-Apps auf dem Smartphone
Neben dem klassischen Wahlkampf spielt der Wahlkampf auf Social Media eine immer wichtigere Rolle. Jeder Kandidat scheint dabei eine eigene Rolle gefunden zu haben.06.02.2025 | 15:48 min

Content ist nicht gleich Inhalt

Laut einer Studie des Zentrums für Generationenforschung beziehen 52 Prozent der Deutschen unter 25 Jahren politische Information ausschließlich aus sozialen Medien. Um sie dort zu erreichen, wagen Politiker interessante Experimente: Sie tanzen, essen, singen und geben private Einblicke. "Politik ist oft unnötig kompliziert", sagt Heidi Reichinnek, Spitzenkandidatin von Die Linke.

Wir probieren es runterzubrechen und zu sagen 'Hey, du solltest da aber Bock drauf haben, weil es verdammt viel mit dir zu tun hat'.

Heidi Reichinnek, Linken-Spitzenkdandidatin

Auch Sahra Wagenknecht handelt scheinbar nach diesem Prinzip: Von allen Spitzenkandidaten hat Wagenknecht die meisten Follower. Auf Klamauk warten sie bei der BSW-Gründerin vergeblich. Einige ihrer beliebtesten Videos sind Reden aus dem Bundestag.
Top 10 Abgeordnete im Bundestag mit den meisten Followern

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Einfluss durch Influencer

Doch nicht nur auf den eigenen Kanälen werben Kandidaten für sich und ihre Politik. Sie suchen die Nähe zu jungen Influencern, um deren ebenso junges Publikum zu erreichen. Wohlfühl-Interviews mit ihnen gehören für SPD-Chef Lars Klingbeil zum modernen Repertoire: "Es sind eben diese neuen Formate, durch die man gerade die junge Generation erreicht. Deswegen gehört Politik da auch hin."
Besonders wichtig sei die Erschließung neuer Kommunikationsformen für konservative Parteien, sagt Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU). "Wenn man sich konservativ kleidet und dann auch noch langweilig spricht, kann das dazu führen, dass junge Menschen nicht auf das hören, was wir sagen, und unsere Themen völlig verpuffen."
Wahlkampfstrategien der Parteien
Der Wahlkampf für die Bundestagswahl 2025 ist in vollem Gange. Welche Rolle spielt Social Media und wie nutzen Parteien dieses Medium?31.01.2025 | 5:11 min

In ihrer ZDF-Dokumentation gehen Nicole Frölich und Antonia Schaefer der Frage nach, was sich Deutschlands Jugend von der Politik wünscht und wie die Parteien hierzulande um ihre Stimmen werben. Sie finden den Film "Zwischen TikTok und Wahlurne - Der Kampf um junge Wähler" jederzeit in der ZDF-Mediathek oder können ihn am 12. Februar 2025 um 22:15 Uhr im ZDF sehen.

PR statt Partizipation

Gerade im Wahlkampfendspurt nutzen Politiker jede Chance, sich auch offline mit jungen Leuten zu inszenieren. Doch Partizipation sei das nicht, erklärt Politikberater Fuchs.

Es gibt viele schöne PR-Termine, wo junge Menschen etwas sagen dürfen, aber auch da haben sie gelernt, dass ihre Interessen nicht wirklich gehört werden.

Martin Fuchs, Politikberater

Was bekommen Jungwähler vom Wahlkampf mit?
AfD und Abschiebung: Diese politischen Themen erreichen Jungwähler am Häufigsten über Social Media. Eine breite Mobilisierung durch andere Parteien scheint es weniger zu geben.11.02.2025 | 3:12 min
Bei den unter 30-Jährigen hierzulande herrscht laut einer Bertelsmann-Studie großes Misstrauen gegenüber Regierung und Parlament. Deshalb gehe es in der Ansprache der Jungen auch um viel mehr als nur das Wahlergebnis, sagt FDP-Chef Christian Lindner: "Man muss da hingehen, wo junge Menschen sind. Für unsere Demokratie ist es entscheidend, sie bei der politischen Mitte zu halten."

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Quelle: dpa

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