Rohstoffabkommen: Was die Einigung für USA und Ukraine bedeutet
FAQ
Rohstoffe und Wiederaufbau :USA und Ukraine: Was das Abkommen bedeutet
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Das monatelange Tauziehen hat ein Ende: Washington und Kiew haben ein Rohstoffabkommen unterzeichnet. Was die Vereinbarung bedeutet - ein Überblick.
Die Ukraine hat sich mit den USA auf das lang verhandelte Rohstoffabkommen geeinigt, um den Wiederaufbau des Landes zu finanzieren. Der Deal soll auch ein Signal an Moskau sein. 01.05.2025 | 2:52 min
Die Ukraine räumt den USA Zugang zu wertvollen Bodenschätzen ein, um die Supermacht als Verbündeten gegen die russische Aggression an ihrer Seite zu halten.
Wochenlang wurde über die Vereinbarung verhandelt und über den möglichen Ausverkauf der kriegsgeplagten Ukraine gestritten - nun ist ein Abkommen unterzeichnet. Der Weg zu einer tatsächlichen Nutzung der Rohstoffe ist jedoch noch weit.
Vereinbart wurde, dass Washington und Kiew zu gleichen Teilen einen gemeinsamen Fonds schaffen, in den die Gewinne aus zukünftigen Rohstoffprojekten fließen sollen. Dabei erhalten die USA einen privilegierten Zugang zu ukrainischen Rohstoffen. Die Einlagen sollen in Geldform erfolgen, wobei auch US-amerikanische Militärhilfen verrechnet werden können. ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen erklärt dazu:
Ganz wichtig: Hier wird nicht eine Schuld zurückgezahlt für die Militärhilfen der Vergangenheit, sondern auf die Zukunft geschaut.
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Elmar Theveßen, ZDF-Korrespondent
Die Ukraine scheint zufrieden mit dem Rohstoff-Deal - das Weiße Haus spricht von einer "historischen Vereinbarung". Die ZDF-Korrespondenten in Kiew und Washington mit Einordnungen.01.05.2025 | 3:32 min
"Die Ukraine behält die Kontrolle über alle Ressourcen", versicherte Regierungschef Denys Schmyhal im ukrainischen Nachrichtenfernsehen. Lagerstätten oder auch Infrastrukturobjekte seien kein Gegenstand des Vertrages. Kiew werde Beiträge aus neuen Lizenzen und Einnahmen aus Förderrechten leisten.
Der Fonds soll im Laufe von zehn Jahren in Projekte zum Wiederaufbau der Ukraine investieren. Die ukrainischen und die US-amerikanischen Partner werden dabei auch von Steuern und Zöllen befreit.
Vor dem Inkrafttreten ist noch die Ratifizierung des Abkommens durch das ukrainische Parlament notwendig. Dies könnte zu einem Stimmungstest unter den Abgeordneten werden.
In Dnipro wird Titanpulver für die Raumfahrt hergestellt. Trump will mitmischen - und setzt auf die reichen, teils unerforschten Rohstoffvorkommen der Ukraine.01.05.2025 | 1:41 min
Was erhofft sich Kiew von dem Abkommen?
Die Ukraine will die USA trotz der Wiederannäherung zwischen Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin als Verbündeten halten, auch wenn Trump eine Aufnahme der Ukraine in die Nato ausschließt. Über das Abkommen erhofft sich Kiew eine Fortsetzung US-amerikanischer Waffenlieferungen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die angeblich wertvollen Rohstoffe seines Landes gegenüber den USA schon im Herbst 2024 ins Spiel gebracht. Er appellierte an Trumps Selbstverständnis als Geschäftemacher.
So sind die Rohstoffe in der Ukraine verteilt.
Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung; liveuamap.com
Tatsächlich biss Trump an, doch zu untragbaren Konditionen. Kolportiert wurde etwa, dass die USA zwischenzeitlich forderten, die Ukraine solle milliardenschwere US-Militärhilfen seit 2022 zurückzahlen.
Solche Zumutungen konnte die ukrainische Unterhändlerin Julia Swyrydenko aus dem Abkommen heraushalten. Allerdings erfüllt sich Selenskyjs Hoffnung auf Sicherheitsgarantien nicht. Theveßen erklärt dennoch:
Es steht drin, dass die USA sich langfristig verpflichten, auch für die Sicherheit der Ukrainer einzustehen - wie genau das aussieht, wissen wir nicht.
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Elmar Theveßen, ZDF-Korrespondent
Das neue Abkommen soll Investitionen bringen. Doch nach über drei Jahren Krieg und viel Leid fällt vielen die Hoffnung auf bessere Zeiten schwer.01.05.2025 | 1:44 min
Was will Washington mit dem Vertrag erreichen?
Der US-Präsident brauchte einen Erfolg. Er ist mit seiner Ankündigung gescheitert, den seit 2022 andauernden russisch-ukrainischen Krieg binnen kurzer Zeit zu beenden. Das Abkommen bietet ihm die Gelegenheit, einen Deal zu präsentieren. Wann wirklich Investitionen getätigt werden und eventuell Dividenden aus dem noch zu schaffenden Fonds in die USA zurückfließen, scheint dabei zweitrangig.
Unbeantwortet ist bisher, woher das Geld für Investitionen stammen soll, wenn es nicht aus Steuermitteln kommt. Trump müsste Investoren attraktive Bedingungen bieten. Dazu gehört vor allem dauerhafter Frieden in der Ukraine.
Vergrößert das Abkommen die Chance auf ein Kriegsende?
Die politische Bedeutung der Vereinbarung dürfte größer sein als die wirtschaftliche. Mit der laufenden Diskussion über verschiedene Modelle einer Waffenruhe im Ukraine-Krieg - 3 Tage, 30 Tage oder 3 Monate - haben die Rohstoffe nur am Rande zu tun. Doch das Abkommen zeigt, dass die USA und die Ukraine sich in einem Punkt einigen konnten - auch nach dem Eklat zwischen Trump und Selenskyj Ende Februar im Weißen Haus.
Nachdem Trump seinen sogenannten Friedensplan vorgestellt hatte, suchte der ukrainische Präsident am Rande der Papstbeerdigung das Gespräch mit dem US-Präsidenten.26.04.2025 | 2:38 min
Mit Russland und Putin stehen ähnliche belastbare Verabredungen noch aus. Trump und seine Mannschaft zeigten sich zuletzt irritiert über die Moskauer Hinhaltetaktik. Trump sagte sogar, er fühle sich an der Nase herumgeführt.
Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.