Pistorius über Trump: Wird sich zeigen, ob wirklich Kehrtwende

Pistorius zu Trump-Ankündigungen:"Ob es eine Kehrtwende ist, wird sich zeigen"

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Donald Trump will der Ukraine nun doch Patriot-Raketen liefern. Doch markiert das wirklich eine Kehrtwende der USA? Verteidigungsminister Boris Pistorius bleibt skeptisch.

Boris Pistorius (SPD), Bundesverteidigungsminister, spricht während eines Treffens mit US-Verteidigungsminister Pete Hegseth in Arlington.
Neue Einigkeit mit den europäischen Nato-Partnern: US-Präsident Trump kündigt neue Waffenlieferungen für die Ukraine an und droht mit Strafzöllen gegen Russlands Handelspartner.15.07.2025 | 2:18 min
Deutschland und die USA bereiten gemeinsam die Lieferung von zwei weiteren Patriot-Luftverteidigungssystemen im Wert von etwa zwei Milliarden Euro in die Ukraine vor. Finanziert werden soll die Lieferung von Deutschland.
Letzte technische, logistische und finanzielle Details müssten aber noch geklärt werden, sagte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) nach einem Treffen mit seinem US-Amtskollegen Pete Hegseth in Washington. Man werde sich schnell an die Arbeit machen.
Schaltgespräch Slomka & Lange
Nach Trumps Wende in der Ukraine-Politik solle man nicht davon ausgehen, dass er für Europas Sicherheit sorgt, sondern selbst Druck auf Putin ausüben, so Militärexperte Nico Lange.14.07.2025 | 5:02 min
Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump angekündigt, den Europäern Waffen für die Ukraine zu verkaufen und Strafzölle für die Unterstützer Moskaus angekündigt. Bundeskanzler Friedrich Merz begrüßte den Schritt Trumps - ebenso der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj.

Kehrtwende in Trumps Russland-Politik?

Mit Blick auf Trumps Ankündigungen, sagte Pistorius später in den ARD-"Tagesthemen": "Ob es wirklich eine Kehrtwende ist, das wird sich zeigen. Entscheidend ist, dass sich hier die Tonlage verändert hat."
Das sei jedenfalls ein "wichtiges Signal für die Ukraine, aber auch für Europa insgesamt" und ein "bedeutender Fortschritt". Es sei wichtig, dass die USA dabei seien.

Mir ist lieber, die Vereinigten Staaten sind drinnen als draußen. Weil sie einfach Produktionskapazitäten haben und Systeme liefern können, die wir nicht haben.

Boris Pistorius (SPD), Bundesverteidigungsminister

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Appell an andere Nato-Mitglieder: "Hier müssen alle ihre Portemonnaies öffnen"

Pistorius appellierte zudem an die europäischen Nato-Verbündeten, sich am Kauf von US-Waffen für die Ukraine zu beteiligen. "Klar ist, und das ist ein Appell an alle anderen europäischen Mitgliedstaaten der Nato: Hier müssen alle gewissermaßen ihre Portemonnaies öffnen", sagte Pistorius vor dem Heimflug von seinem Besuch in Washington.
Es gehe darum, schnell die Summen zusammenzukriegen, die zunächst vor allem für die Stärkung der Luftverteidigung nötig seien. Hier stehe die Ukraine gewaltig unter Druck. "Also sind jetzt alle gefordert, hier Farbe zu bekennen."
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Militärexperte: Patriots dringend benötigt

Hinsichtlich der Patriot-Vereinbarung gibt nun zwei Möglichkeiten: Entweder Deutschland kauft zwei sofort verfügbare Systeme aus US-Beständen, die dann von dort direkt in die Ukraine geliefert werden. Oder die Bundeswehr stellt der Ukraine zunächst zwei ihrer Systeme zur Verfügung und bekommt später Ersatz aus den USA.
Mit den Patriot-Raketen ("Phased Array Tracking Radar for Intercept on Target") können feindliche Flugzeuge, ballistische Raketen und Marschflugkörper abgefangen werden. Die Ziele können auf eine Entfernung von etwa 100 Kilometern und bis in Höhen von 30 Kilometern getroffen werden.
Die Infografik zeigt das Flugabwehrsystem Patriot. Es erkennt Flugobjekte im Umkreis von 100 Kilometern und kann Raketen abfeuern.
Laut Militärexperte Nico Lange werden die Patriot-Raketen und Lenkflugkörper in der Ukraine dringend benötigt. Im ZDF sagte er:

Auch die Soldaten an der Front in der Ukraine sagen: 'Ja, für die Front brauchen wir Dinge, aber vor allen Dingen brauchen wir Luftverteidigung, um die Familien zu Hause zu schützen.'

Nico Lange, Militärexperte

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Quelle: dpa, AFP, epa, Reuters, ZDF

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