Militärexperte zu Trumps Drohung: Zeigt "richtigen Instinkt"

Interview

Ukraine-Krieg:Militärexperte: Trump hat "richtigen Instinkt"

|

Donald Trump kündigt Patriot-Raketen für Kiew und Sanktionen gegen Moskau an. Sicherheitsexperte Lange lobt den Druck auf Putin - sieht aber keinen verlässlichen Kurswechsel.

Schaltgespräch Slomka & Lange
Sehen Sie das ganze Gespräch mit Nico Lange hier im Video.14.07.2025 | 5:02 min
"Trump hat genau herausgefunden, was viele schon wussten über Putin", sagt Sicherheitsexperte Nico Lange im ZDFheutejournal nach den jüngsten Ankündigungen des US-Präsidenten. Lange Zeit habe Donald Trump an der Idee festgehalten, er könne Russlands Präsident Wladimir Putin mit persönlichen Gesprächen überzeugen. Trump habe geglaubt:

Man muss mit ihm reden, und wenn ich selbst ihn anrufe, dann ist das anders.

Nico Lange, Sicherheitsexperte

Doch nun scheint sich ein Umdenken abzuzeichnen. Die späte Erkenntnis des US-Präsidenten: Putin reagiert nicht auf Gespräche - sondern nur auf militärischen Druck. Die Entscheidung Washingtons, nun doch Patriot-Systeme zu lieferen und die Zolldrohungen gegen russische Handelspartner könnten genau aus dieser Erkenntnis resultieren.
 Boris Pistorius, Bundesminister der Verteidigung, wird von seinem US-amerikanischen Amtskollegen Pete Hegseth mit militärischen Ehren empfangen.
Die Bundesregierung hat den möglichen Kurswechsel der USA bei der Ukraine-Unterstützung begrüßt. Pistorius rief die anderen Nato-Staaten zur Waffen-Finanzierung auf.15.07.2025 | 1:42 min

Wo Trump den "richtigen Instinkt" hat

Vor allem Letzteres - die angekündigten Sanktionen in Höhe von 100 Prozent - findet Anklang bei Militärexperte Lange. "Trump hat mit den Sanktionen insbesondere gegen die russischen Energie-Rohstoffe, die Schattenflotte, den richtigen Instinkt." Denn genau über diese Einnahmen finanziere Putin seinen Krieg.

Und wenn er die nicht mehr hat, dann wird es für ihn [Putin] schwierig und er wird möglicherweise gesprächsbereiter.

Nico Lange, Sicherheitsexperte

Gleichwohl, räumt Lange ein, gebe es nach wie vor auch europäische Staaten, die russisches Öl, Gas oder LNG kaufen - teils über Drittstaaten. Das müsse schleunigst aufhören.
NATO-Generalsekretär Mark Rutte spricht während eines Treffens mit Präsident Donald Trump im Oval Office des Weißen Hauses in WashinNATO-Generalsekretär Mark Rutte spricht während eines Treffens mit Präsident Donald Trump im Oval Office des Weißen Hauses in Washington, DC am Montag, 14. Juli
Beim Besuch von Nato-Chef Rutte in Washington: US-Präsident Trump kündigt Waffenlieferungen für die Ukraine an und droht Russland mit Sekundärzöllen gegen seine Handelspartner.14.07.2025 | 3:03 min

Trotzdem - auf Trump ist kein Verlass

Trotz des Lobs für die Sanktionsankündigungen bleibt die Einschätzung des Sicherheitsexperten nüchtern: Auf Trump als sicherheitspolitischen Partner sollte sich Europa nicht verlassen.
Auch wenn nun US-Systeme geliefert werden - es handelt sich um bereits von Amtsvorgänger Joe Biden vorbereitete Lieferungen, die Trump zunächst blockiert hatte. Der Unterschied: Bezahlen sollen nun die Europäer.
ZDF Korrespondent Elmar Theveßen in Washington
Dass Trump ein Frieden in der Ukraine wichtig ist, sei durchaus glaubwürdig, sagt USA-Korrespondent Theveßen. Dafür möchte der US-Präsident aber auch die Anerkennung.14.07.2025 | 14:10 min
Lange warnt vor einer trügerischen Sicherheit:

Man sollte sich auf europäischer Seite jetzt nicht in dem Gedanken wohlfühlen, dass die Trumpsche Wende eingetreten ist.

Nico Lange, Sicherheitsexperte

Auch weil die Abhängigkeit Europas und der Ukraine von den USA enorm bleibt. Schließlich hätten ausschließlich die Vereinigten Staaten benötigtes Equipment wie Patriot-Systeme, Luft-Luft-Raketen oder weitreichende Marschflugkörper verfügbar. Das Problem der Europäer: "Sie stellen die Dinge bisher nicht her." Und:

Wenn die USA sie nicht liefern würden, dann gäbe es sie in der Ukraine gar nicht.

Nico Lange, Sicherheitsexperte

Wie wird Putin reagieren?

Dass Putin sich von den neuen Ankündigungen einschüchtern lässt? Laut Lange sehr unwahrscheinlich. Trumps Worte und Gesten wie am Montag seien dem Kreml-Chef "relativ egal". Auch da unklar sei, ob nach dem Verstreichen von Trumps 50-Tage-Frist wirklich etwas passiere. Schon früher hatte Trump Fristen gesetzt, sie aber dann ins Leere laufen lassen.
US-Drohungen: Spott aus Moskau
ZDF-Korrespondent Armin Coerper berichtet aus Moskau über die Reaktionen auf die US-Drohungen an Putin.15.07.2025 | 4:16 min
"Also Putin wird sagen, schauen wir mal, ob wirklich etwas passiert und wird es drauf ankommen lassen und dann kann er immer noch reagieren." Man dürfe nicht vergessen:
"Putin ist ein KGB-Agent, in psychologischer Kriegführung geübt, wer weiß, wie er im nächsten Telefonat mit Trump seinen Charme spielen lässt - und was Trump danach dann sagt."
Die Fragen stellte Marietta Slomka, zusammengefasst von Christian Harz.
Quelle: ZDF

Aktuelle Nachrichten zur Ukraine