Aufrüstung in Frankreich: Mehr Geld und Personal fürs Militär

Finanziell und personell:Wie Frankreich jetzt aufrüstet

Luis Jachmann
von Luis Jachmann, Paris
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Frankreich feiert am Nationalfeiertag die Nation und die Armee. In unsicheren Zeiten möchte die Regierung Ausgaben und Personal für die Landesverteidigung massiv erhöhen.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron winkt von einem Fahrzeug bei Militärparade in Paris zum Nationalfeiertag
Paris feiert den französischen Nationalfeiertag am 14. Juli traditionell mit einer Militärparade. In diesem Jahr hatte Macron angekündigt, mehr Geld in die Rüstung investieren zu wollen.14.07.2025 | 2:04 min
53 militärische Flugzeuge und 33 Helikopter fliegen tief über Paris. Mehr als 5.600 Soldatinnen und Soldaten marschieren über die Champs Élysées. Und der französische Präsident winkt aus einem offenen Militärfahrzeug den tausenden Schaulustigen am Streckenrand zu.
Die prunkvolle Parade am Nationalfeiertag (14. Juli) in Frankreich ist präzise orchestriert und choreografiert. Selten aber war sie in der jüngeren Vergangenheit so tagespolitisch relevant wie in diesem Jahr.
bewaffnete franzoesische soldaten am triumphbogen in paris
Frankreich öffnet die Debatte um einen EU-Atomschutz. Macron zeigt Führung – Soldaten trainieren schon für neue Verantwortung in einer ungewissen Weltlage.16.04.2025 | 2:09 min

Frankreich: Ausgaben und Investitionen für die Verteidigung

Frankreichs Verteidigungsminister Sébastien Lecornu hat unlängst zusätzliche Ausgaben für die Verteidigung in Aussicht gestellt. Bis 2030 soll das verfügbare Budget im Haushalt um jährlich drei Milliarden Euro steigen. Kurz vor der Parade am Nationalfeiertag kündigt Emmanuel Macron zusätzliche Investitionen von 6,5 Milliarden Euro für 2026 und 2027 an.
Der französische Präsident, der gleichzeitig auch Oberbefehlshaber der französischen Streitkräfte ist, wirbt für neue Anstrengungen. Nur so könne man in geopolitisch unsicheren Zeiten auch in den kommenden Jahren die Landesverteidigung gewährleisten.

Um frei zu sein, muss man gefürchtet werden und um gefürchtet zu werden, muss man stark sein.

Emmanuel Macron, Präsident Frankreich

Die Bedrohungslage sei nicht nur wegen der russischen Aggression derzeit höher als in den Vorjahren. Auch die terroristische Gefahr sei nicht zu unterschätzen, sagte Macron zuletzt bei einem Treffen mit dem britischen Premier Keir Starmer.
Der französische Präsident Emmanuel Macron (Links) und der britische Premierminister Keir Starmer (Rechts) während einer Kranzniederlegung an der Statue des ehemaligen französischen Präsidenten Charles de Gaulle bei einem Staatsbesuch in London
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Verteidigungsausgaben in Europa steigen

Zusammen hatten sie sich gemeinsam mit anderen europäischen Ländern erst beim Nato-Gipfel im Juni zum Fünf-Prozent-Ziel bekannt. In den nächsten Jahren sollen die Verteidigungsausgaben kontinuierlich steigen. Frankreich plant für dieses Jahr mit rund 60 Milliarden Euro.

Frankreich fordert mehr europäische Anstrengungen

Macron sieht sein Land bei der Verteidigung des europäischen Kontinents in einer Führungsrolle. Dafür sollen mittelfristig neue Rafale-Kampfjets, Drohnen und Fregatten für die Marine angeschafft werden. Das Ziel: mögliche Feinde wie Russland abschrecken und die Ukraine weiterhin gezielt unterstützen.
Die Pläne reichen bis in die Zeit nach einem bisher nicht absehbaren Waffenstillstand im Krieg in der Ukraine. Die sogenannte Koalition der Willigen mit Frankreich und Großbritannien an der Spitze möchte in einem derartigen Szenario in Paris ein Koordinierungszentrum einrichten.
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Der Nato-Gipfel wird von Trump dominiert: Er setzt das neue Ziel von fünf Prozent Verteidigungsausgaben durch, auch für Infrastruktur. Trotz Widerstand stimmen alle Länder zu.26.06.2025 | 2:41 min

Armee in Frankreich soll personell aufgestockt werden

Neben neuem Militärgerät und mehr Geld sieht die französische Aufrüstungsstrategie auch deutlich mehr Personal vor. Bis 2030 soll die Truppenstärke von aktuell 200.000 Soldatinnen und Soldaten auf 275.000 anwachsen.
Als der 25-jährige Leutnant Noéry vor sechs Jahren in die Armee eingetreten ist, war er in seinem Freundeskreis der Einzige mit diesem Karriereziel. Voller Stolz fliegt er als Pilot eines Transporthelikopters erstmalig bei der Flugstaffel am Nationalfeiertag mit.

Wir sehen viele motivierte junge Menschen, die sich für verschiedene Berufsbilder in der Armee begeistern.

Leutnant Noéry, französisches Heer

Es würden viele Kampagnen gestartet, um neue Menschen zu rekrutieren, so Leutnant Noéry gegenüber ZDFheute.
Soldaten
Die Bundeswehr braucht dringend mehr Personal. Aber wie? Reicht es, Freiwillige anzuwerben oder muss eine Wehrpflicht her?09.07.2025 | 2:38 min

Militärparade soll junge Menschen anwerben

Der Oberst des Regiments Stéphane Riccardi erzählt auf Nachfrage, dass viele im Nachwuchs Pilotinnen oder Piloten werden möchten. Anders sei die Situation bei Berufen wie Mechaniker oder Fluglotse, die weniger auf Nachfrage stießen. Grundsätzlich sei man aber bei dem Ziel der Politik, 26.000 junge Menschen jährlich für zivile und militärische Ausbildungen zu gewinnen, voll im Soll, so Riccardi. Die Parade solle helfen, gerade bei der jungen Generation zu punkten und für die Armee zu werben.
Mit dem Nationalfeiertag verabschiedet sich die französische Politik in die Sommerpause. Hinter den Kulissen laufen aber bereits die Vorbereitungen für den Herbst. Dann plant der französische Verteidigungsminister Sébastien Lecornu neue Ankündigungen rund um den nationalen Pflichtdienst.

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