Russland soll Soldaten hinrichten: Videos zeigen Kriegsverbrechen

Kriegsverbrechen an Gefangenen:Videos zeigen, wie Russland Soldaten hinrichtet

von Joachim Bartz, Nils Metzger
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Hunderte ukrainische Kriegsgefangene sollen durch russische Soldaten hingerichtet worden sein. In Vernehmungen äußern sich mutmaßliche Täter. Präsident Putin fördert solche Taten.

Screenshot: Erschießung von ukrainischen Gefangenen durch Russland
Eine ukrainische Drohne filmt die Hinrichtung ukrainischer Kriegsgefangener durch Russland. Ein Vorfall im November 2024 in der Region Saporischschja.
Quelle: x.com

Es ist der 24. November 2024 in der umkämpften Region Saporischschja im Osten der Ukraine. Eine ukrainische Aufklärungsdrohne filmt sechs Soldaten der Ukraine, die sich russischen Angreifern ergeben. Sie legen sich auf den Boden - dann zeigt das Video, wie die russischen Soldaten drei der Gefangenen in den Kopf schießen.
Es gibt dutzende vergleichbare Videos, die den Weg ins Netz gefunden haben. Und vermutlich Hunderte weitere Vorfälle, die nicht dokumentiert wurden. Klar ist: Das Ausmaß der Hinrichtungen von sich ergebenden Soldaten und Kriegsgefangenen durch Russland ist enorm. Jeder einzelne Fall ein Kriegsverbrechen.
Die Ukraine selbst spricht von mindestens 500 ukrainischen Soldaten, die durch russische Kräfte hingerichtet wurden.
Todesfolter
Die ukrainische Journalistin Wiktorija Roschtschyna recherchierte zu Putins Foltergefängnissen in der besetzten Ostukraine. Dabei wurde sie verschleppt und offenbar selbst gefoltert. 06.05.2025 | 9:08 min

Vorgesetzte drängen ihre Soldaten, Gefangene zu töten

ZDF Frontal liegt ein Video der Befragung eines russischen Kriegsgefangenen in der Ukraine vor. Darin beschreibt er ukrainischen Ermittlern, wie er von Vorgesetzten dazu gedrängt wurde, gefangene Ukrainer zu töten.
"Wenn ihr ihn nicht erschießt, dann komme ich und mache euch und eure ganze Gruppe platt!", sagt der 21-jährige Gefreite Wiktor S.. Das Opfer soll ein verwundeter ukrainischer Soldat gewesen sein, die Hinrichtung am 22. Dezember 2024 in einem Wald in der russischen Region Kursk.
"So lag der ukrainische Kriegsgefangene also auf dem Boden, konnte nicht aufstehen. Und die anderen aus meiner Gruppe fingen an, auf mich einzuwirken: 'Los, erschieß ihn!'. Und meinten: 'Wir sind viele, er ist allein!'", berichtet Wiktor S. weiter. "Daraufhin habe ich den Abzug gedrückt und ihm in den Kopf geschossen."
Eine ukrainische Frau geht inmitten der Trümmer eines Wohnhauses nach nächtlichem Beschuss in Mykolaiv (Ukraine), aufgenommen am 02.08.2022
Während der Besetzung ukrainischer Gebiete wurden viele Frauen sexuell misshandelt und vergewaltigt. Lange haben sie geschwiegen, jetzt finden einige den Mut, zu reden.20.06.2025 | 2:02 min

Putin: "Behandeln Gefangene wie Terroristen"

Rückendeckung für seine Kriegsverbrechen bekommt das russische Militär von der Spitze des Staates. Im März 2025 eroberten russische Kräfte die Region Kursk zurück. Bei einem Besuch vor Ort im selben Monat lobt Präsident Wladimir Putin das Vorgehen seiner Soldaten und spricht offen aus:

Zu den Gefangenen: Wir werden sie gemäß den Gesetzen der Russischen Föderation in erster Linie als Terroristen behandeln.

Wladimir Putin, russischer Präsident

Der Militärexperte Gustav Gressel sieht darin ein "implizites Todesurteil" für ukrainische Kriegsgefangene: "Nach geltendem russischen Recht müssen sie dann einem Strafprozess zugeführt werden, aber auf der anderen Seite besteht gegenüber Terroristen und Staatsfeinden im russischen Recht auch noch weiterer Handlungsspielraum der Sicherheitsbehörden, diese auch zu erschießen."

Es ist ein Kriegsverbrechen und das häufige Begehen und das Nicht-Ahnden ist natürlich etwas, wo nach geltendem internationalem Recht auch der russische Staat eigentlich belangt werden müsste.

Gustav Gressel, Militärexperte

Kriegsgefangene in einem ukrainischen Gefägnis.
Sie werden an einem geheimen Ort gefangen gehalten: Russische Kämpfer, die im Krieg gegen die Ukraine gedient haben. Darunter befinden sich auch Söldner aus Kuba und Sri Lanka. 01.02.2025 | 2:32 min
Die ukrainischen Behörden versuchen, die Täter im Rahmen von Ermittlungsverfahren zu ermitteln. Insbesondere den Familien soll das Gewissheit bringen. Doch die Täter haben in Russland meist nichts zu befürchten.

Russisches Verteidigungsministerium ignoriert kritische Fragen

23. Januar 2025, ein weiteres Video einer Erschießung landet im Netz. Hier fordert ein russischer Soldat einen anderen auf, seine Erschießungen von Gefangenen mit dem Handy zu filmen. "Nimm das Telefon! Filme mich!" - "Einer gehört mir!" - "Film mich mit der Kamera, verdammt!", rufen sie sich gegenseitig zu.
Ukrainische Journalisten identifizierten den mutmaßlichen Täter als einen Soldaten aus der 30. Motorisierten Schützenbrigade. Eine ZDF-Anfrage an das russische Verteidigungsministerium zu diesem und weiteren Vorfällen wird nicht beantwortet.
Dieses Foto zeigt ein mehrstöckiges Wohnhaus, nachdem es am 3. Juli 2025 im Zuge des russischen Einmarsches in der Ukraine von einem russischen Angriff getroffen wurde.
Die Ukraine kann beim Wiederaufbau mit weiteren Milliardenhilfen der europäischen Verbündeten rechnen. In Odessa haben Luftangriffe zahlreiche Häuser zerstört, Gebäude verfallen.11.07.2025 | 2:26 min

UN-Expertin: "Russische Straflosigkeit ermöglicht Verbrechen"

Dass die Fälle von illegalen Hinrichtungen durch russische Soldaten in jüngster Zeit zunehmen, bestätigen auch die Vereinten Nationen.
In einem Bericht der UN-Untersuchungskommission für die Ukraine vom 19. März heißt es: "Die Kommission untersuchte wachsende Zahl von Vorfällen, bei denen russische Streitkräfte ukrainische Soldaten töteten oder verwundeten, die gefangen genommen wurden oder versuchten, sich zu ergeben. Dies stellt ein Kriegsverbrechen dar."
Danielle Bell, Leiterin der UN-Beobachtungsmission für die Ukraine macht die Rechtslage in Russland für diese Entwicklung mitverantwortlich: "2023 verabschiedete die Russische Föderation weitreichende Gesetze, die russisches Militärpersonal im Wesentlichen von der Verantwortung für bestimmte Taten befreien, darunter Folter und Tötungen dieser Art."

Die Straflosigkeit für diese Taten trägt zu einem Umfeld bei, das solche Verbrechen erst ermöglicht.

Danielle Bell, UN-Beobachtungsmission für die Ukraine

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