Bundeswehr-Brigade in Litauen: Kanzler Merz bei Fest-Appell
Merz und Pistorius in Vilnius:Litauen: Fest-Appell für Bundeswehr-Brigade
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Die Zeitenwende hat die Nato-Ostflanke erreicht: Die Bundeswehr stationiert erstmals eine Panzerbrigade dauerhaft in Litauen. Zum Fest-Appell ist auch Kanzler Merz gekommen.
Die neue Panzerbrigade im Baltikum tritt in Dienst: Bis zu 5.000 Soldaten will die Bundeswehr dauerhaft in Litauen stationieren. 22.05.2025 | 3:52 min
Es ist die bisher deutlichste Reaktion der Bundeswehr auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine: Zwei Jahre nach der Entscheidung über die Stationierung von etwa 5.000 deutschen Soldaten in Litauen zur Sicherung der Nato-Ostflanke wurde die Panzerbrigade in Dienst gestellt.
Zu dem feierlichen Appell mit 800 Soldaten auf dem Kathedralenplatz in der Hauptstadt Vilnius reisten Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) gemeinsam aus Berlin an. "Sie leisten hier in Litauen Pionierarbeit", sagte Pistorius zu den Soldaten.
"Ich danke Ihnen von Herzen dafür, dass Sie sich für den Dienst in Litauen entschieden haben", sagte Litauens Staatschef Gitanas Nauseda auf Deutsch an die Soldaten gerichtet.
Mit Ihrer Präsenz stärken Sie nicht nur Litauen. Dank Ihres Engagements wird ganz Europa sicherer und stärker.
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Gitanas Nauseda, Präsident von Litauen
Die Truppe betritt mit dem Einsatz Neuland: Im Gegensatz zu ihren bisherigen Auslandsmissionen handelt es sich bei der Aufstellung der Litauen-Brigade um die erste dauerhafte Stationierung eines Truppenverbandes im Ausland.
Die deutschen Soldaten sollen an den Standorten Rudninkai und Rukla stationiert werden.
Quelle: ZDF
Deutsche Geschichte als Begründung für Stationierung
Pistorius hatte den Schritt im Juni 2023 bei einem Litauen-Besuch nach langer Diskussion verkündet. Er erinnerte damals daran, dass Deutschland bis zum Ende des Kalten Krieges an der Ostflanke der Nato gelegen habe und sich auf die Rückendeckung der Nato-Partner im Ernstfall verlassen musste. Heute seien Polen und das Baltikum in dieser Situation.
Wir als Bundesrepublik Deutschland bekennen uns ausdrücklich zu unserer Verantwortung und zu unserer Verpflichtung, als Nato-Mitgliedsland, als größte Volkswirtschaft in Europa für den Schutz der Ostflanke einzutreten.
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Boris Pistorius (SPD), Bundesverteidigungsminister
Kanzler Merz sagte bei der Aufstellung der Panzerbrigade 45: "In den Jahren des Kalten Krieges konnte sich Deutschland darauf verlassen, dass unsere Verbündeten in jeder Notlage an unserer Seite stehen. Heute sind wir es, die in der Pflicht sind."
Und: "Die Sicherheit unserer baltischen Verbündeten ist auch unsere Sicherheit", betonte er nach einem Treffen mit dem litauischen Staatschef Gitanas Nauseda bei einer gemeinsamen Pressekonferenz.
In Polen ist die Sorge vor einer Abkehr der USA von Europa besonders groß. Das osteuropäische Land an der Ostflanke der Nato hat zuletzt deutlich aufgerüstet.06.03.2025 | 1:50 min
Bis 2027 bis zu 5.000 Soldaten
Die Brigade soll bis 2027 voll einsatzfähig sein. Vorgesehen ist eine dauerhafte Präsenz von bis zu 5.000 Soldaten, deren Hauptstandort eine noch zu bauende Kaserne mit Truppenübungsplatz in Rudninkai - nahe der Grenze zu Belarus - sein soll. Bis zu deren Fertigstellung wird es Übergangslösungen in litauischen Kasernen nahe Vilnius geben.
Leben sollen die Soldaten und ihre Familien in den Großstädten Vilnius und Kaunas, wo jeweils eine Schule und ein Kindergarten aufgebaut werden sollen. Die Bundeswehr ist seit 2017 in Litauen präsent. Derzeit sind aber erst etwa 400 Angehörige der Truppe dort stationiert.
Strategisch wichtiges Gebiet für die Nato
Litauen grenzt sowohl an das mit Russland eng verbündete Belarus als auch an die russische Exklave Kaliningrad an der Ostsee. Zwischen diesen beiden Ländern verläuft ein schmaler Nato-Korridor von Litauen westlich nach Polen - die sogenannte Suwalki-Lücke, um die es im Falle eines Angriffs zu Kämpfen kommen könnte. Russland könnte das Baltikum durch deren Einnahme vom restlichen Nato-Gebiet abschneiden. Entsprechend wichtig ist die deutsche Truppenpräsenz für den kleinen Baltenstaat mit seinen 2,8 Millionen Einwohnern.
Die Suwalki-Lücke ist ein Territorium zwischen Belarus, Litauen und Polen. Bei einem Angriff könnte das Baltikum hier von den Nato-Partnern abgeschnitten werden.04.04.2025 | 2:16 min
Der litauischen Armee gehören nur 15.000 Soldaten an, darunter 3.500 Wehrpflichtige. Bis 2030 sollen es 17.000 bis 18.000 Soldaten sein. Litauen will fünf bis sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Verteidigung ausgeben
Der Krieg in der Ukraine wird von Litauen als direkte Gefahr für die nationale Sicherheit gesehen. Die Regierung in Vilnius rüstet die Armee daher massiv auf. Die litauischen Verteidigungsausgaben sollen sich vom nächsten Jahr an zwischen fünf und sechs Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) bewegen.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.