Update am Abend:Zwei alte Autokraten und das ewige Leben
Guten Abend,
worüber redet man, wenn man vor den Augen der Weltöffentlichkeit neben einem anderen Autokraten auf einem ewig langen roten Teppich entlangspaziert? Das Wetter ist vielleicht etwas zu plump. Der aktuelle Frontverlauf im Krieg mit dem Nachbarland wohl etwas zu heikel. Dann eben Alltagsthemen wie Verjüngung durch Organtransplantationen und das ewige Leben.
So war es bei der großen Militärparade in Peking zwischen Wladimir Putin und Xi Jinping. Ungünstigerweise war aber ein Mikrofon in ihrer Nähe noch angeschaltet - und so konnte jeder hören, worüber die beiden Staatschefs da plauderten.
Mit der Entwicklung von Biotechnologie können menschliche Organe laufend transplantiert werden, Menschen können im Alter jünger und womöglich sogar unsterblich werden.
Wladimir Putin, Präsident Russlands
04.09.2025 | 0:46 min
Dass die beiden mächtigsten Autokraten der Welt so offen über ewiges Leben philosophieren, sorgt nicht nur für Stirnrunzeln - sondern kann auch politische Folgen haben. Fachleute warnen, dass solche Sätze genau das Narrativ Verschwörungsgläubiger von QAnon bis Falun Gong bedienen: Reiche und Mächtige würden sich mit Organen anderer Menschen ewige Jugend sichern. Die Deutsche Transplantationsgesellschaft spricht von "Science-Fiction-Fantasien" und warnt vor einem Vertrauensverlust in die Organspende.
Gleichzeitig bekommt das Thema auch eine geopolitische Dimension: Chinesische Exilgruppen, die Peking seit Jahren Organraub vorwerfen, nutzen die unfreiwillige Enthüllung für ihre Kampagnen. In den USA sprang etwa der Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, sofort auf - und sieht Putins und Xis Sätze als Bestätigung für seine Kritik.
Für Gegner der Kommunistischen Partei Chinas ist das offene Mikrofon ein echter Glücksfall. Und in Russland selbst passt es ins Bild: Laut Recherchen des russischen Investigativmediums "Meduza" arbeitet Putins Umfeld seit Jahren an "Anti-Aging-Technologien" und Projekten rund um künstlich erzeugte Organe. Weitere Hintergründe zu der Mikro-Panne hat mein Kollege Nils Metzger recherchiert:
- Mikro-Panne von Putin und Xi: Organ-Gerede mit bedenklichen Folgen
Kein Geburtstagsgeschenk für Porsche
150 Jahre alt wäre Ferdinand Porsche gestern geworden. Eigentlich ein Grund zum Feiern in Stuttgart, wo der von ihm gegründete Autobauer seinen Sitz hat. Doch die gute Laune wurde von der deutschen Börse verhagelt: Ausgerechnet am Jubiläumsgeburtstag des Gründers wurde bekanntgegeben, dass die Porsche AG den deutschen Leitindex Dax verlassen muss.
Porsche-Chef Oliver Blume sieht für den Rauswurf vor allem technische Gründe: "Die Deutsche Börse berücksichtigt bei der Zusammensetzung des Dax nach ihrem Regelwerk nur den frei handelbaren Streubesitz - und dieser ist bei der Porsche AG mit gut zwölf Prozent vergleichsweise gering", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Porsche habe aber "die klare Ambition, baldmöglichst in den Dax zurückzukehren".
Die Veränderung im Dax machte sich dann auch heute an der Börse bemerkbar: Porsche-Aktien verloren im frühen Handel 1,2 Prozent an Wert. Auf weitere Kursverluste muss sich Porsche vermutlich einstellen, meint Klaus Weber aus unserem Team Wirtschaft und Finanzen. Denn viele große Fonds, die weltweit Milliarden in Werte aus dem Dax investieren, werden jetzt verkaufen.
- Porsche fliegt aus dem Dax: Ein Rauswurf mit Symbolkraft
Wie können Kinder und Jugendliche vor Social Media geschützt werden?
Kinder und Jugendliche sind im Schnitt mehr als drei Stunden täglich online - mit allen Risiken von Abhängigkeit bis Extremismus. Familienministerin Karin Prien (CDU) hat deshalb eine Expertenkommission eingesetzt, die Vorschläge für besseren Schutz im Netz erarbeiten soll. Altersgrenzen für soziale Medien stehen dabei ebenso im Raum wie strengere EU-Regeln.
Leicht wird das nicht: Während in Australien soziale Netzwerke erst ab 16 Jahren erlaubt sind, gibt es in Deutschland unterschiedliche Vorstellungen: vom kompletten Verbot für Kinder und Jugendliche unter 16 bis hin zu Projekten, die Kinder mithilfe von Gleichaltrigen zu einem verantwortungsvollen Umgang anleiten. Die Details zu dem Vorhaben haben Dorthe Ferber und Jan Henrich aus dem ZDF-Hauptstadtstudio gesammelt:
Expertenkommission berät: Bald Mindestalter für soziale Medien?
Lage im Nahost-Konflikt
Proteste vor Netanjahus Wohnhaus: Die Proteste von israelischen Geisel-Angehörigen und Gegnern der neuen Gaza-Offensive Netanjahus werden lauter und schärfer. Auch vor seinem Wohnhaus wurde demonstriert.
- Alle Entwicklungen finden Sie jederzeit auf unserer Themenseite zum Nahost-Konflikt und hier im Liveblog.
Was heute im Ukraine-Krieg passiert ist
26 Länder sagen Ukraine Unterstützung zu: An einer Sicherungstruppe für die Ukraine nach einer Waffenruhe wollen sich laut Frankreichs Präsident Emmanuel Macron 26 Länder beteiligen. Zudem werde in den nächsten Tagen die US-Unterstützung bei Sicherheitsgarantien für die Ukraine endgültig festgelegt, sagt er nach einem Treffen der "Koalition der Willigen" in Paris. Die Ukraine werde künftig Sanktionen gegen Russland mit den USA abstimmen.
- Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.
Grafiken des Tages
Deutschland muss in Zukunft mit immer weniger Arbeitskräften auskommen. Die Forschung sieht Lösungspotenzial für diese Herausforderung bei Frauen, Zugewanderten und Älteren. Doch dafür braucht es gesellschaftlichen Wandel. Unsere Datenjournalistin Luisa Billmayer zeigt, worauf es ankommt:
- Fachkräftemangel: Auf drei Gruppen kommt es an
Weitere Schlagzeilen
- Verdächtiger von Friedland war zuvor in Psychiatrie: Der 31 Jahre alte Mann soll eine 16-Jährige am Bahnhof vor einen Zug gestoßen haben.
- Zahl der Todesopfer in Afghanistan steigt auf über 2.000: Laut WHO sind ganze Familien unter den Trümmern begraben worden.
- Giorgio Armani ist tot: Der italienische Star-Designer wurde 91 Jahre alt.
- Google-Suche in mehreren Ländern gestört: In der Türkei und Teilen Europas fielen Dienste des Google-Konzerns wie Youtube aus oder waren eingeschränkt nutzbar.
Ein Lichtblick
Das Magazin Yps ist eigentlich schon lange eingestellt. Zum 50. Geburtstag gibt es aber doch nochmal ein kleines Comeback. Sven Rieken, Korrespondent im ZDF-Studio Hamburg, outet sich als großer Fan der Hefte und berichtet, dass er mit den Yps-Gimmicks sicher Top-Spion geworden wäre, hätte er keine Laufbahn beim Fernsehen eingeschlagen.
- Yps wird 50: Gimmick-Alarm bei der Kult-Zeitschrift
Zahlen des Tages
3,6 Milliarden Euro. So viel Geld haben die 20 Fußballklubs der englischen Premier League in dieser Transferphase für neue Spieler ausgegeben. Die Premier League gab damit mehr Geld aus als die übrigen vier Top-Ligen Europas zusammen. Meister FC Liverpool investierte den Rekordbetrag von 482,9 Millionen Euro für neue Spieler. Darunter waren die zwei teuersten Profis in der Historie des englischen Fußballs. Erst kam Florian Wirtz für 125 Millionen Euro aus Leverkusen, dann folgte Alexander Isak für 145 Millionen Euro von Newcastle.
- Transfers in Milliarden-Höhe: Wie die Premier League den Rest abhängt
Gesagt
Er stellt ohne jegliche Sachkenntnis Fans pauschal ins Abseits und zeichnet ein Bild der Sicherheitslage beim Fußball, welches mit der Realität nicht übereinstimmt.
Linda Röttig, Dachverband der Fanhilfen
Der Dachverband der Fanhilfen hat deutliche Kritik an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) wegen dessen Aussagen zur Sicherheit in den Fußball-Stadien geübt. Man sei "fassungslos und wütend" über dessen Einlassungen zur Sicherheit in Stadien.
- Sicherheit in Fußballstadien: Fans kontern Merz
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Streaming-Tipps für den Feierabend
Ende Mai wird das Schweizer Dorf Blatten unter einem riesigen Bergsturz begraben. Kein Einzelfall: Der Klimawandel lässt die Alpen bröckeln. Wie gehen die Menschen damit um? Die Dokumentation "ZDFzeit: Trügerische Alpenidylle" schildert nicht nur die katastrophalen Entwicklungen und die wissenschaftlichen Hintergründe. Sie legt den Fokus vor allem auf die Menschen: die Einwohner, für die die Alpen ein Zuhause, aber auch wirtschaftliche Lebensgrundlage sind. Für die Touristen, die den Naturraum lieben und die Lokalpolitiker, die Krisenmanagement und Zukunftsplanung umsetzen müssen.
04.09.2025 | 43:28 min
Wie fair sind Gehälter in Deutschland verteilt? Wer verdient viel - und wer viel zu wenig? Warum bleibt Gehalt oft ein Tabu? Im Rahmen der 45-minütigen Dokumentation "Was verdient Deutschland? - Die Wahrheit über Arbeit und Geld" trifft Sarah Tacke verschiedene Menschen, die auf unterschiedlichen Stufen der Gehaltsleiter stehen. Dabei bekommt sie prominente Hilfe: "Tatort"-Kommissar und Deutscher-Fernsehpreis-Gewinner Martin Brambach.
02.09.2025 | 43:38 min
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