Porsche fliegt aus dem Dax: Ein Rauswurf mit Symbolkraft

Analyse

Porsche fliegt aus dem Dax:Ein Rauswurf mit Symbolkraft

Klaus Weber
von Klaus Weber
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Porsche fliegt aus dem Dax. Was bedeutet der Abstieg aus Deutschlands erster Börsenliga für das Unternehmen und was bedeutet er für die hiesige Autoindustrie?

Porsche

Porsche gilt als Luxusmarke - für die oberste deutsche Börsenliga reicht es derzeit aber nicht.

Quelle: dpa

Ausgerechnet der Luxus-Sportwagenbauer ist beim Aktien-TÜV durchgefallen und fliegt aus dem Dax. Porsche fährt damit sozusagen eine Exit-Strategie, die alles andere als gewollt war. Aber so ist es nun mal. Wer in einer Top-Liga mitspielen will, wird regelmäßig auf seine Leistungsfähigkeit hin überprüft. Und wenn die nicht mehr stimmt, folgt der Rausschmiss.

Vierteljährlich überprüft die Deutsche Börse deshalb die 40 Dax-Mitglieder. Hauptkriterium dabei: der Börsenwert der frei handelbaren Aktien. Und der war einfach nicht mehr erstligareif. Die Konsequenzen wird die Porsche AG deutlich zu spüren bekommen.

Natürlich ist da zunächst einmal der Prestigeverlust für das Unternehmen. Konkreter messbar ist allerdings, dass es wahrscheinlich zu weiteren Kursverlusten an der Börse kommen wird. Denn viele große Fonds, die weltweit Milliarden in Werte aus dem Dax investieren, werden jetzt verkaufen.

Die Logos der Marken VW, Porsche und Audi auf den jeweilligen Autos.

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Feierstimmung vor drei Jahren

Vor drei Jahren hatte sich das noch anders angefühlt. Porsche feierte Ende September 2022 einen der größten Börsengänge der Wirtschaftsgeschichte. Die Aktionäre waren in Feierlaune und der Kurs stieg zwischenzeitlich auf 120 Euro. Nun steht man bei etwa 35 Euro pro Aktie.

Und deswegen musste man ausgerechnet am 150. Geburtstag des legendären Konstrukteurs Ferdinand Porsche diese harte Entscheidung der Deutschen Börse hinnehmen. Ein Rauswurf, den viele stellvertretend für den Niedergang der deutschen Autoindustrie halten. Das meint auch Jürgen Molnar, Kapitalmarktexperte bei RoboMarkets. Der Rauswurf habe "Symbolkraft" und stehe "für mehr als nur eine Index-Anpassung".

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"Die deutsche Autoindustrie kämpft mit einer massiven Margenschwäche: Von fast 16 Prozent Gewinnspanne noch vor ein paar Jahren sind heute nur noch rund fünf Prozent übrig", so Molnar. Deshalb sei die Botschaft klar. Die deutsche Autoindustrie müsse sich "neu erfinden".

Nicht reif für die neue Autowelt

Vor drei Jahren schwebte man bei Porsche noch auf Wolke sieben. Man verkaufte seine Luxuskarossen für teuer Geld nach China und in die USA. War hochprofitabel. Doch nun ist die Welt eine andere. Die Trump-Zölle dominieren die Wirtschaftswelt. China erlebt einen E-Auto-Boom. Ganz unerwartet kam diese Entwicklung natürlich nicht. Vieles davon war lange vorher erkennbar.

Doch Porsche kostete die "goldenen Zeiten" etwas zu lange aus. Leistet sich zudem in solchen Krisenzeiten einen Chef, der neben Porsche auch noch Volkswagen leitet. Offensichtlich hat man aber nun erkannt, dass der Job bei Porsche kein Halbtagsjob ist. Die Gerüchte mehren sich, dass ab 2026 wieder ein Chef installiert wird, der sich ausschließlich um die Belange von Porsche kümmert. Es wäre ein wichtiger und richtiger Schritt.

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Experte glaubt an Wiederaufstieg

Für Oliver Blume, den aktuellen Chef in Doppelfunktion, gibt es bei VW genug Baustellen. Man braucht in Zuffenhausen dringend eine Antwort auf die sich wandelnden Wünsche nach E-Autos - vor allem in China. Zudem ist ein neues Konzept für die USA vonnöten, wo man keine eigenen Produktionsstätten hat und deshalb besonders hart von den US-Zöllen betroffen ist.

Frank Schwope, Autoexperte und Lehrbeauftragter an der Fachhochschule des Mittelstands, glaubt allerdings, dass ein Turnaround für Porsche möglicherweise einfacher wird als für andere Unternehmen der Branche:

Im Luxussegment sitzt das Geld in der Regel lockerer. Außerdem können kleinere Unternehmen wie Porsche eine Wende mit neuen Strategien in der Regel schneller einleiten.

Frank Schwope, Autoexperte

Deshalb glaubt er auch, dass Porsche in wenigen Quartalen in den Dax zurückkehren könnte. Ab 22. September heißt es nun aber zunächst mal: Boxenstopp für Porsche im MDax, der 2. Börsenbundesliga Deutschlands.

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