Batterie-Tochterunternehmen:Porsche macht Cellforce weitgehend dicht
Rückschlag in der deutschen Batterie-Produktion: Porsche schließt Cellforce weitgehend und zieht sich aus der Batteriezellfertigung zurück. Was das Aus bedeutet.
Porsche-Tochter Cellforce sollte eigentlich noch weiter wachsen - daraus wird nun nichts.
Quelle: dpaMillionenförderung, große Hoffnungen und jetzt das Aus: Porsche wird sein Batterie-Tochterunternehmen Cellforce in Kirchentellinsfurt in Baden-Württemberg weitgehend schließen.
Am Montag gab der Sportwagenhersteller bekannt, dass sich die Tochterfirma künftig nur noch auf Forschung und Entwicklung beschränken wird. So erklärt Porsche-Chef Oliver Blume:
Eine eigene Fertigung von Batteriezellen verfolgt Porsche aus Volumengründen und fehlenden Skaleneffekten nicht weiter.
Porsche-Chef Oliver Blume
Die Entscheidung ist ein tiefer Einschnitt in die E-Mobilitätsstrategie des Konzerns. "Dass sich Porsche komplett aus der Batteriezellfertigung zurückzieht, ist überraschend", sagt Helena Wisbert, Professorin für Automobilwirtschaft an der Ostfalia Hochschule in Wolfsburg ZDFheute.
"Das ist ein Strategiewechsel um 180 Grad. Porsche verabschiedet sich vom E-Sportwagen als Leuchtturmprojekt und setzt wieder stärker auf Verbrenner und synthetische Kraftstoffe."
VW meldet deutlich weniger Gewinn, unter anderem wegen schwacher Porsche-Zahlen und US-Zöllen. Der Konzern plant direkte Verhandlungen mit den USA und neue Investitionen.
25.07.2025 | 1:43 minAus für einstiges Vorzeigeprojekt
Cellforce war erst 2022 als Vorzeigeprojekt gestartet. Das Ziel: hochleistungsfähige Batteriezellen zu entwickeln, die besonders schnell laden und hohe Temperaturen aushalten.
Porsche wollte damit eine wettbewerbsfähige europäische Wertschöpfungskette aufbauen und unabhängiger von anderen Herstellern werden. Dieses Ziel in der Schlüsseltechnologie Batterieproduktion ist gescheitert.
Cellforce erhielt Fördermittel in zweistelliger Millionenhöhe vom Bund und vom Land Baden-Württemberg. Staatliches Geld, das auch dazu beitragen sollte, Deutschland im Bereich der Batterie-Produktion unabhängiger zu machen.
Um die 200 Jobs gefärdet
Eine schlechte Nachricht für Beschäftigte. Nach Schätzung der IG Metall könnten etwa 200 der rund 300 Mitarbeitenden ihren Job verlieren.
"Ein herber Schlag für die deutsche Automobilindustrie", analysiert Wisbert. "Eigentlich sollten wegfallende Stellen aus der Verbrennertechnologie durch neue Jobs in der Elektromobilität ersetzt werden - dieser Plan geht nicht auf."
Die US-Importzölle von Präsident Trump sind heute Morgen in Kraft getreten. Für die meisten EU-Produkte gilt nun ein Zollsatz von 15 Prozent.
07.08.2025 | 1:30 minLaut einem Bericht der Automobilwoche soll Porsche zudem seinen Vertrag mit Valmet Automotive beendet haben. Das finnische Unternehmen sollte in einer Fabrik in Kirchardt bei Heilbronn Batteriemodule für Porsche herstellen.
Porsche mit Problemen bei E-Mobilität
Die Schwierigkeiten bei Cellforce spiegeln sich auch im Absatz von Porsches E-Modellen. Seit Jahren stagniert die Zahl der ausgelieferten Elektrofahrzeuge beim Sportwagenhersteller.
ZDFheute Infografik
Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
Im vergangenen Jahr lieferte der Konzern 39.100 reine Elektroautos aus, was einem Anteil von weniger als 13 Prozent aller Fahrzeuge entsprach.
Leider hat sich der Markt für elektrische Fahrzeuge weltweit nicht so entwickelt wie ursprünglich angenommen.
Michael Steiner, Forschungs- und Entwicklungsvorstand bei Porsche
Es ist ein echtes Kultauto - der Porsche 911. Wer Teile für sein eigenes Schmuckstück sucht oder einen restaurierten 11er kaufen will, der wird vielleicht in Wuppertal fündig.
12.08.2024 | 1:48 min
E-Auto-Produktion unter Druck
Die Batteriezellfertigung ist in Deutschland im Hinblick auf industrielle Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit von wichtiger Bedeutung. "Die Automobilindustrie ist eine der globalisiertesten Branchen überhaupt", sagt Wisbert. "Abhängigkeiten von asiatischen Herstellern wie CATL nehmen zu, und damit auch die Verwundbarkeit bei Handelskonflikten."
Im März musste auch die einstige europäische Batterie-Hoffnung Northvolt aus Schweden, die ein Werk im schleswig-holsteinischen Heide plant, Insolvenz anmelden.
Neue Hoffnung für das Werk der schwedischen Northvolt in Schleswig-Holstein: Das US-Unternehmen Lyten will alle Standorte des insolventen Konzerns übernehmen.
08.08.2025 | 1:58 min"Ohne eine eigene Batteriezellfertigung verliert Deutschland ein zentrales Stück Wettbewerbsfähigkeit in der Automobilindustrie", so Wisbert. "Entscheidend wäre, Forschung und Entwicklung gezielter zu fördern und Skaleneffekte durch größere, gemeinsame europäische Projekte zu schaffen."
Deutschlands Automobilindustrie blickt in eine unsichere Zukunft. Hersteller von Batterien, insbesondere aus China, haben durch große Fabriken Kostenvorteile und machen den deutschen Autobauern zu schaffen.
Die komplexe Produktion von Batteriezellen ist von großer Bedeutung. Batteriezellen gelten als Herzstück von elektrischen Fahrzeugen, sie machen einen großen Teil der Wertschöpfung eines Autos aus.
Mehr zu Porsche
- von Nathan Niedermeier
Private unterirdische Zufahrt:Salzburg: Porsche-Tunnel sorgt für Proteste
- mit Video
Dax-Unternehmen legt Zahlen vor:Porsche: Gewinn bricht um 30 Prozent ein
Rund 1.900 Stellen betroffen:Porsche streicht Hunderte Stellen