Fachkräftemangel: Diese drei Gruppen könnten die Lücke schließen

Deutschland altert:Fachkräftemangel: Auf drei Gruppen kommt es an

von Luisa Billmayer
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Deutschland muss künftig mit weniger Arbeitskräften auskommen. Die Forschung sieht Potenzial bei Frauen, Zugewanderten und Älteren. Doch dafür braucht es gesellschaftlichen Wandel.

Verschwommen sind Menschen in einer Fußgängerzone zu sehen.

Der Fachkräftemangel wird immer größer. Eine Gegenmaßnahme: Mitarbeitende aus dem Ausland. Mehr dazu im Video.

05.08.2025 | 1:35 min

Deutschland wird immer älter - das ist seit Jahren bekannt. "Mit dem Übergang der geburtenstarken Jahrgänge der 1950er- und 1960er-Jahre in den Ruhestand wird sich die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zwischen 20 und 67 Jahren deutlich reduzieren", erklärt Katharina Spieß, Direktorin des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB).

Immer weniger im erwerbsfähigen Alter

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Das dürfte den Fachkräftemangel verschärfen. Doch drei Bevölkerungsgruppen könnten helfen, die Lücke zu schließen:

Gruppe 1: Frauen

Frauen sind in Deutschland seltener erwerbstätig als Männer. Zudem arbeiten sie häufiger in Teilzeit und sind seltener selbstständig.

Die Gründe dafür sind vielschichtig. Besonders Mütter übernehmen mehr an Sorge- und Hausarbeit als Väter - was oft ihre berufliche Karriere bremst. Ideal ist das nicht, wie eine Umfrage zeigt: Mütter arbeiten weniger, als sie aus Sicht der Befragten sollten. Befragt wurden 18- bis 50-Jährige, aber die Antworten der Mütter unterscheiden sich kaum von denen aller Befragten.

Arbeitszeit von Müttern geringer als gewünscht

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Bei Männern zeigt sich ein anderes Bild. Ihre Arbeitszeiten sind höher als die Idealvorstellung.

Arbeitszeit von Vätern höher als gewünscht

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Der Soziologe Martin Bujard sieht hier Potenzial für Veränderung: Mütter sollten mehr, Väter weniger arbeiten. Insgesamt ergibt sich dann immer noch ein Plus für den Arbeitsmarkt. Das zeigt eine Analyse des BiB, die die gewünschten Arbeitszeiten auf Vollzeitarbeitskräfte umrechnet. Allerdings müsse dafür die Kinderbetreuung besser und zuverlässiger werden. Zudem müssten Väter mehr Familienarbeit übernehmen. Auch auf Seiten der Arbeitgeber sieht Bujard Verantwortung:

Oft wird erwartet, dass sich Familien an die Wirtschaft anpassen. Doch die Arbeitgeber müssen auch den Familien entgegenkommen.

Prof. Martin Bujard, Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Firmen und Betriebe sollten mehr Verständnis für Arbeitnehmende mit Kindern zeigen. Wichtig sei auch, dass keine Karrierenachteile für Mütter und Väter entstehen.

Tamika Förster sitzt abends bei künstlichem Licht an einem Esstisch. Vor ihr auf dem Tisch liegen Arbeitsmaterialien, zwei Kinderbrotdosen, daneben steht der Wäschekorb. Tamika sinniert.

Beruf, Familie, Haushalt und eigene Bedürfnisse zu vereinen, fordert viele junge Eltern heraus.

07.04.2024 | 27:00 min

Gruppe 2: Zugewanderte

Seit den Krisen in Syrien, Afghanistan, der Ukraine und anderen Orten der Welt flüchten viele Menschen nach Deutschland. Viele von ihnen arbeiten schon jetzt in Engpassberufen - also Berufen, in denen es an Fachkräften mangelt.

Der weit überwiegende Teil der ukrainischen Schutzsuchenden ist hochqualifiziert. Viele bringen Erfahrung in Berufen mit, die hier als Engpassberufe gelten.

Dr. Lenore Sauer, Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Eine BiB-Untersuchung ukrainischer Geflüchteter zeigt, dass die Menschen vor der Flucht noch häufiger in Engpassberufen gearbeitet haben, als sie es heute in Deutschland tun.

Ukrainer*innen arbeiten in Engpassberufen

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Um Zugewanderten den Eintritt in den Arbeitsmarkt zu erleichtern, sind Deutschkurse, eine verlässliche Ganztagsbetreuung für Kinder und die Anerkennung ausländischer Abschlüsse entscheidend.

Zehn Jahre "Wir schaffen das"
:So viele Geflüchtete von 2015 arbeiten heute

Zehn Jahre nach der "Flüchtlingskrise" zeigen Zahlen, wie sich Geflüchtete auf dem deutschen Arbeitsmarkt integriert haben. Eine Migrationsforscherin sieht zwei Baustellen.
von Alina Reissenberger
Grafik mit Arbeitsmarktzahlen
mit Video

Gruppe 3: Ältere Menschen

Die deutsche Gesellschaft wird älter, die Baby-Boomer-Generation geht bald in Rente. Außerdem hat die Lebenserwartung in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen. Logisch folgt daraus, dass Menschen auch länger Rente beziehen.

Rentenphase wird immer länger

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Die Rentenbezugsdauer hat sich seit den 1970er-Jahren fast verdoppelt. Trotzdem ist die Vorstellung einer Lebensphase des wortwörtlichen 'Ruhestands' stark verankert.

Dr. Andreas Mergenthaler, Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Die BiB-Analyse zeigt, dass Frauen ihre Lebenserwartung unterschätzen - und bei realistischerer Einschätzung länger arbeiten könnten.

Allerdings spielt auch eine Rolle, dass gerade in älteren Generationen Sorge-, Haus- und Pflegearbeit überwiegend von Frauen übernommen wird. Eine gerechtere Aufteilung sei daher auch unter Älteren wichtig, damit Frauen mehr und länger arbeiten könnten, so Mergenthaler. Hinzu komme, wie das Klima im Arbeitsumfeld älteren Menschen gegenüber sei.

Wir sollten gesamtgesellschaftlich Strukturen schaffen, damit Ältere nach ihren Möglichkeiten, Vorstellungen und Lebensplänen erwerbstätig sein können.

Dr. Andreas Mergenthaler, Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Auf dem Bild ist eine Frau und ein Mann zu sehen, die sich vermutlich mit der steigenden Zahl von Rentnern auf dem Arbeitsmarkt beschäftigen.

Der Fachkräftemangel betrifft nahezu alle Branchen, da viele Babyboomer in Ruhestand gehen. Die "Generation Ü" vermittelt fitte Rentner im Arbeitsmarkt.

29.09.2023 | 2:07 min

Prognosen: Wie viele Arbeitskräfte hat Deutschland in Zukunft?

Um die Potenziale der Gruppen zu veranschaulichen, hat das BiB unterschiedliche Prognosen berechnet. Es wird deutlich: Um auf eine ähnliche Anzahl an Vollzeitkräften zu kommen wie heute, braucht es Zuwanderung, eine höhere Beschäftigung von Frauen und auch Ältere müssen mehr arbeiten.

So könnte sich der Arbeitsmarkt entwickeln

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"Das Erwerbspotenzial der in Deutschland lebenden Männer und Frauen ist noch lange nicht ausgeschöpft", fasst BiB-Direktorin Katharina Spieß die Erkenntnisse zusammen. Um mehr Frauen, Geflüchtete und Ältere für den Arbeitsmarkt zu gewinnen, müssen Maßnahmen ergriffen werden. Denn diese Gruppen arbeiten nicht grundlos weniger - das System, wie es heute ist, geht zu wenig auf ihre Bedürfnisse ein.

Redaktion: Kathrin Wolff

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