Update am Morgen: Ein Koalitionsvertrag, zwei Sichtweisen

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Update am Morgen:Ein Koalitionsvertrag, zwei Sichtweisen

von Ines Trams
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Ines Trams

Guten Morgen,

nach Wochen des Verhandelns und zahlreichen Beschwörungen eines gewachsenen gegenseitigen Vertrauens erlebten wir vor fünf Tagen die feierliche Vorstellung des Koalitionsvertrages. Doch bereits das erste Sonntagsinterview des CDU-Parteichefs seit der Einigung in Berlin macht dieses hübsche Bild zunichte:
  • Ein Mindestlohn von 15 Euro im nächsten Jahr? Nicht ausgemacht, es gäbe keinen Automatismus, der Mindestlohnkommission sei das überlassen.
  • Eine Senkung der Einkommensteuer für kleine und mittlere Einkommen? Abhängig von der Wirtschaft, vom Haushalt.
Für die SPD aber sind dies wichtige Vorhaben, die verabredet sind, und zwar ohne Vorbedingungen. Ein Vertrag, zwei Sichtweisen. Und das wenige Tage nach Abschluss.
Richtig ist, beide Seiten stehen unter Druck. Wie CDU/CSU will die SPD den Vertrag durchbringen, braucht dafür aber die Zustimmung ihrer Mitglieder. Die Abstimmung über den Vertrag beginnt am Dienstag. Entsprechend betont die SPD-Führung, wie viele Posten und Inhalte die Sozialdemokraten in den Vertrag hineinverhandelt hätten.
Presentation of the joint coalition agreement between the SPD and CDU/CSU in Berlin
Genaues Hinschauen beim Koalitionsvertrag lohnt. 13.04.2025 | 3:34 min
Erst recht unter Druck steht aber auch der designierte Kanzler Friedrich Merz. Ist er doch nach gebrochenen eigenen Versprechen konfrontiert mit einer laut murrenden Basis. Und so versucht er seinerseits mit seinen Aussagen via "Bild am Sonntag", seine Anhänger zu beruhigen und das Triumphgeheul der SPD zu übertönen.
Doch ob das klug war, kurz vor dem Mitgliedervotum der SPD zwei der Lieblingsvorhaben der SPD eine solch unsichere Zukunft vorherzusagen? Die Merz’schen Aussagen könnten einige Mitglieder davon abhalten, für den Vertag zu stimmen. Die Moderation eines Kanzlers geht anders.
Vieles in dem Koalitionsvertrag ist unklar. Allein 299 Mal kommt das Wörtchen "wollen" vor, was eher einen Wunsch ausdrückt als eine konkrete Verabredung. Alles, so heißt es im Vertrag, stehe unter Finanzierungsvorbehalt.
Klar wird schon heute, dass der Vertrag angesichts des Drucks der internationalen Krisen unter Zeitdruck verhandelt worden ist. Streit scheint programmiert, Streit wie die Bürger ihn unter der Ampel erlebt haben und nun nicht mehr wollen.
Richtig ist, jeder Regierung sollten die traditionellen 100 Tage gegeben werden, sich zu beweisen. Die Erwartungen zu übertreffen, wie es CDU-Mann Jens Spahn in "Berlin Direkt" sagte.
Jens Spahn bei Berlin Direkt
13.04.2025 | 4:26 min
Richtig ist aber auch, der Weg zum Beginn dieser 100 Tage ist holprig. Bleibt zu hoffen - vielleicht gerade angesichts des anstehendes Osterfests - dass die künftigen Koalitionäre zügig zu mehr Geschlossenheit finden und das Trennende überwinden, wie SPD-Co-Parteichef Lars Klingbeil es in der ARD forderte.
Kommen Sie gut in diese Karwoche!
Ines Trams, Korrespondentin im ZDF-Hauptstadtstudio
Aktuelle Entwicklungen, Hintergründe und Einschätzungen zur Regierungsbildung in Berlin im Liveblog.

Was im Ukraine-Krieg passiert ist

Merz weiter offen für Taurus-Lieferung an Kiew: Schon seit langem spricht sich der designierte Kanzler für eine Lieferung der Marschflugkörper für die Ukraine aus. Nun erneuert der CDU-Chef seine Forderung.
Viele Tote bei russischem Angriff auf Sumy: Ein russischer Raketenangriff auf die ukrainische Stadt Sumy am Palmsonntag soll mehr als 30 Menschen getötet haben. Nach Angaben von Selenskyj sind auch Kinder unter den Opfern.
Die aktuelle Militäranalyse finden Sie hier.
Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.

Was heute noch wichtig ist

Konferenz zum Start des SPD-Votums: Bei der SPD stimmen die Mitglieder über den Koalitionsvertrag ab. Bevor das zweiwöchige Votum morgen startet, macht die Partei heute den Auftakt mit einer großen Dialogkonferenz in Hannover. Bei den Jusos regt sich bereits Widerstand.
Außenministertreffen in Luxemburg: Die EU-Außenminister kommen am Montag in Luxemburg zu turnusgemäßen Beratungen zusammen. Im Zentrum steht erneut der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha soll per Video zugeschaltet werden.
Meta-Kartellprozess: In Washington soll der Kartellprozess gegen die Facebook-Mutter Meta beginnen. Die Wettbewerbsbehörde wirft dem Konzern vor, Instagram und WhatsApp zu einem überhöhten Preis übernommen zu haben, um aufkommende Konkurrenz auszuschalten. Sie fordert einen Zwangsverkauf.
Außenhandelszahlen: Der chinesische Zoll legt seine monatliche Außenhandelsstatistik vor. Experten erwarten ein Plus bei den Exporten - die Perspektiven sind allerdings eingetrübt wegen des Zollstreits mit den USA. Zahlen zum Im- und Export legt auch das Statistische Bundesmt vor, und zwar die fürs vergangene Jahr und für den Außenhandel mit den USA.

Falls Sie es am Wochenende verpasst haben

Drei Artikel, die Sie auch heute noch interessieren könnten:
  1. "Houston, wir haben ein Problem": Ein explodierter Sauerstoff-Tank sorgte vor 55 Jahren für ein Weltraum-Drama. Wie die Crew von Apollo 13 überleben konnte.
  2. Profitierte Trumps Umfeld von Insider-Wissen? Wie Experten auf die Vorwürfe gegen den US-Präsidenten im Zuge seiner Zollpolitik blicken.
  3. Ein Lesetipp von Markus Söder: der Koalitionsvertrag. "Politik pur", ein kleiner Bestseller, geht es nach dem CSU-Chef. Ein Blick auf die sprachliche Qualität des Werks weckt allerdings Zweifel.

Lage im Nahost-Konflikt

Hamas-Zentrale in Klinik angegriffen: Israel hat in der Nacht das Al-Ahli-Krankenhaus im Norden des Gazastreifens angegriffen. Ziel sei eine Kommando-Zentrale der Hamas in der Klinik gewesen, teilte das Militär mit.
Alle Entwicklungen finden Sie jederzeit auf unserer Themenseite zum Nahost-Konflikt und jederzeit hier im Liveblog.

Highlights der Fußball-Bundesliga

Unter der Woche chancenlos gegen Barcelona, am Wochenende couragiert zum Punktgewinn: Borussia Dortmund hat beim FC Bayern München einen Achtungserfolg gefeiert - und mit dem 2:2 auch verhindert, dass die Bayern in der Meisterschaft davonziehen.
Dortmunds Torwart Gregor Kobel fängt den Ball beim Spiel gegen München am 12.04.2025.
14.04.2025 | 12:21 min
Außerdem: Wir präsentieren Zusammenfassungen aller Bundesliga-Partien des aktuellen Spieltags - jedes Tor, alle wichtigen Szenen und strittigen Entscheidungen. Dazu ausgewählte Topspiele der 2. Fußball-Bundesliga.

Grafik des Tages

Grafik: Jede*r Dritte trinkt pflanzliche Milchersatzprodukte
Quelle: ZDF/iStock/Yougov

Was kommt Ihnen morgens in die Tasse?
Eine Umfrage der Marktforscher von YouGov zeigt: Pflanzliche Milchalternativen sind längst etabliert. Jeder Dritte trinkt sie. Die Umfrage zeigt aber auch: "Die pflanzlichen Alternativen erreichen erstmalig eine Wachstumsgrenze", sagt Christian Däumler von YouGov. Der wichtigste Grund, wieder Kuhmilch zu trinken, ist demnach der Geschmack.

Gesagt

Wir haben das einfach ein bisschen heavier gespielt - und es funktionierte.

Ritchie Blackmore

Vor mehr als einem halben Jahrhundert hob er das Spiel auf der E-Gitarre auf ein höheres Niveau, gründete Deep Purple und schrieb mit seinem Riff zu "Smoke On The Water" Musikgeschichte: Ritchie Blackmore. Mit seiner Band Rainbow setzte er später seinen eigenen musikalischen Kopf durch, unter anderem mit Sänger Ronnie James Dio. In den 1980ern startete er mit dem Album "Perfect Strangers" noch einmal ein fulminantes Deep-Purple-Comeback, bis er sich schließlich fast ganz seiner Liebe zur Musik des Mittelalters und der Renaissance widmete. Heute feiert der Ausnahme-Gitarrist seinen 80. Geburtstag.

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heute Xpress
Kurznachrichten im ZDF - immer auf dem Laufenden07.06.2025 | 1:42 min
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So wird das Wetter heute

Am Montag zeigt sich der Himmel wechselnd bewölkt und es gibt in Ostseenähe und im Süden einige zum Teil gewittrige Schauer. Die Höchsttemperatur liegt zwischen 15 und 23 Grad.
Wetter am Montag 14.04.2025
Wetter am Montag 14.04.2025
Quelle: ZDF

Zusammengestellt von Thorsten Duin und Kevin Schubert
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