Fußball-Bundesliga: Tabula Rasa bei Leipzig mit Zsolt Löw
Nach Rose-Entlassung:Warum Zsolt Löw Leipzigs Saison retten muss
von Ullrich Kroemer, Leipzig
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Kurz vor Saisonende zieht Leipzig die Reißleine: Trainer Rose muss gehen, Zsolt Löw soll retten, was zu retten ist. Im Sommer soll es dann einen Neustart geben.
Lust auf Leipzig: Zsolt Loew
Quelle: afp
Marco Rose war sich am Samstagabend nach dem 0:1 in Mönchengladbach sehr sicher, dass er zumindest die Saison bei RB Leipzig zu Ende coachen kann. Angesprochen auf seine eigene Situation hatte der 48-Jährige kurz nach dem nächsten Rückschlag gesagt: "Wir werden jetzt auf jeden Fall kein Karussell mehr fahren in dieser Saison." Doch da täuschte sich Rose.
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RB verliert Königsklasse aus den Augen
Am Samstag hatte Sportchef Marcel Schäfer Marco Rose noch den Rücken gestärkt und wiederholt, dass er bei der Ursachenforschung der Misere immer vom "Wir" spreche, nicht nur vom Trainer. Doch das letzte Wort haben nicht die Entscheider vor Ort, sondern der allmächtige Aufsichtsratschef Oliver Mintzlaff und Red-Bull-Fußballchef Jürgen Klopp.
Ausschlaggebend für die Kurzschluss-Reaktion so kurz vor Saisonende und dem so wichtigen DFB-Pokal-Halbfinale am Mittwoch beim VfB Stuttgart (ab 20.15 Uhr live im ZDF) war, dass RB nicht nur die Champions-League-Qualifikation aus den Augen zu verlieren, sondern gänzlich aus den Europapokalplätzen zu rutschen droht. Wenn die "Königsklasse" in Gefahr gerät, sportlich und finanziell fester Teil des Geschäftsmodells, kennen Mintzlaff & Co. keinen Spaß mehr.
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Keine Argumente mehr für Roses Schutzheiligen
In einer nächtlichen, stundenlangen digitalen Schalte kam das Quartett um Mintzlaff, Klopp, dem Technischen Direktor Mario Gomez sowie RB-Sportchef Marcel Schäfer zu der Ansicht, doch auf den Karussell-Knopf drücken zu müssen. Nach dem fünften Spiel ohne ein einziges Auswärtstor und nur 15 Punkten aus den vergangenen zwölf Spielen seit Jahresbeginn gingen auch Roses Schutzheiligem Klopp die Argumente aus.
Wir haben sehr lange an die Konstellation mit Marco und seinem Team geglaubt und bis zuletzt alles versucht, gemeinsam die Trendwende zu schaffen.
„
RBL-Sportchef Marcel Schäfer
Der neue starke Mann im Red-Bull-Fußball-Imperium hatte im Januar bei seiner Vorstellung noch gesagt, dass er am liebsten noch zehn Jahre mit seinem Kumpel Rose zusammenarbeiten würde. Doch es wurden nur zweieinhalb Monate. Schäfer erklärte die Entscheidung so:
Angesichts der Entwicklung und der ausbleibenden Ergebnisse sind wir allerdings fest davon überzeugt, dass wir für die verbleibenden Spiele einen neuen Impuls benötigen, um unsere Saisonziele zu erreichen.
„
RBL-Sportchef Marcel Schäfer
Tabula Rasa bei Rasenballsport
Statt das Team auf das DFB-Pokal-Halbfinale beim VfB Stuttgart, musste sich Rose nach 125 Spielen als RB-Trainer am Sonntagmorgen von seiner Mannschaft verabschieden. Sportchef Schäfer verkündete dem Team die Entscheidung.
Die Bundesliga-Trainer der Saison 24/25
VfL Wolfsburg
Daniel Bauer (geb. am 17. Oktober 1982 in Andernach): Der bisherige U19-Coach ersetzt als Interimstrainer für die letzten beiden Spiele der Saison den entlassenen Ralph Hasenhüttl.
Quelle: imago
Dass auch Roses Co-Trainer Alexander Zickler, Marco Kurth und Frank Geideck sowie Roses Vertrauter Frank Aehlig, Leiter des Lizenzspielerbereichs, freigestellt wurden, zeigt deutlich, dass RB einen kompletten Neuanfang rund um das Profiteam anstrebt und Roses bisherigen Kokon vollständig auflösen wollte. Tabula Rasa am Cottaweg.
Spielerversteher Löw übernimmt
Nun soll Zsolt Löw, der noch nie als Cheftrainer gearbeitet hat, die Leipziger doch noch in die Champions League und ins DFB-Pokalfinale führen. Der Ungar, der von 2015 bis 2018 bereits drei Jahre lang Co-Trainer bei RB war, ist erst seit zwei Monaten wieder zurück bei Red Bull und in Klopps Team für Spielphilosophie zuständig.
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In dieser Funktion war er jüngst gemeinsam mit dem Klopp-Vertrauten Peter Krawietz erst zur ausgiebigen Analyse am Cottaweg, um Rose zu bestätigen, dass dieser auf dem richtigen Weg sei. So hatte es Rose berichtet.
Löw kennt Leipzig bestens
Nun soll Löw auf Wunsch der Bosse bis Saisonende als Retter fungieren. Der 45-Jährige, einst Bundesligaspieler in Cottbus, Mainz und Hoffenheim, kennt das Umfeld am Cottaweg, die handelnden Personen und die Mannschaft genau, gilt als Spielerversteher. Im Sommer soll dann ein erfahrener Cheftrainer wie Roger Schmidt übernehmen.
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mit Video
Löw ist ein Trainer-Eigengewächs der Red-Bull-Schule, arbeitet in Liefering, Salzburg und Leipzig und holte sich als langjähriger Assistent von Thomas Tuchel das Rüstzeug bei Topklubs wie Paris St. Germain und dem FC Bayern.
Zsolt Löws Karriere
1998–2002 Újpest Budapest
2002–2005 Energie Cottbus
2005–2006 Hansa Rostock
2006–2008 TSG 1899 Hoffenheim
2009–2011 1. FSV Mainz 05
2012–2014 FC Liefering (Co-Trainer)
2014–2015 FC Red Bull Salzburg (Co-Trainer)
2015–2018 RB Leipzig (Co-Trainer)
2018–2020 Paris Saint-Germain (Co-Trainer)
2021–2022 FC Chelsea (Co-Trainer)
2023–2024 FC Bayern München (Co-Trainer)
2025– RB Leipzig (Interims-Cheftrainer)
Bereits 2018 hatte man ihm die Perspektive in Aussicht gestellt, Cheftrainer in New York, Salzburg oder Leipzig zu werden. Doch damals verließ er den Klub. Sieben Jahre später kehrt er zurück. Das Karussell dreht sich.
Quelle: Reuters
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