Europa League: Eintracht-Aus schmerzhaft wie vermeidbar

Europa-League-Viertelfinale:Eintracht-Aus schmerzhaft wie vermeidbar

von Frank Hellmann
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Eintracht Frankfurt scheitert als letzter Bundesligist auf der internationalen Bühne. Das Aus gegen Tottenham Hotspur in der Europa League war allerdings höchst überflüssig.

Dino Topmöller
Die Enttäuschung bei der Frankfurter Eintracht ist groß. Auch bei Trainer Dino Topmöller
Quelle: imago

Es dauerte eine ganze Weile, ehe sich die geschlagenen Protagonisten noch auf eine Ehrenrunde machten. Zuvor hatte Stadionsprecher Daniel Wolf mit markigen Worten gefordert, die Fans von Eintracht Frankfurt mögen nicht so schnell an diesem verregneten Gründonnerstag aus der Arena eilen.

Letzter Bundesligist verlässt den Europapokal

Doch viele Ränge wiesen große Lücken auf, als mit Rasmus Kristensen und Kauã Santos auch die Gesichter der bitteren Europa-League-Niederlage gegen Tottenham Hotspur (0:1) langsam vorbeischlichen. Einen letzten Applaus spendete geschlossen allein die Nordwestkurve. Dort hatte vor Anpfiff eine imposante Choreographie gehangen: "Die Adler sind auf Beutezug. Wir ham‘ noch lange nicht genug." 
Letztlich hat auch der letzte Bundesligist das Stoppschild vor die Nase gesetzt bekommen. Dabei hätte ein Halbfinale gegen das Überraschungsteam F. Bodø/Glimt aus Norwegen eine reelle Option aufs Finale am 21. Mai in Bilbao eröffnet. Die Triumphtour wie 2022 zum Europa-League-Titel haben sich die Hessen selbst verbaut.

Torwart Santos viel zu ungestüm

Der Dritte der Bundesliga scheiterte gegen den Tabellen-15. der Premier League vor allem an sich selbst. An seiner jugendlichen Unbekümmertheit, Unerfahrenheit, ja auch Naivität. Exemplarisch die entscheidende Szene, als der 22-jährige Torhüter Santos viel zu ungestüm aus seinem Tor flog und James Maddisson so brachial abräumte, dass Schiedsrichter Davide Massa (Italien) nach Ansicht der Videobilder gar nicht anders konnte, als auf den Elfmeterpunkt zu zeigen. Dominic Solanke verwandelte sicher (42.).

Wie Eintracht Frankfurt am Freitagabend mitteilte, hat Torhüter Kaua Santos einen Kreuzbandriss erlitten und wird monatelang fehlen. Zudem fällt Mario Götze aufgrund einer Muskelverletzung im Oberschenkel "bis auf Weiteres" aus.

Santos hatte beim 0:1 gegen die Londoner den Foulelfmeter, den Dominic Solanke in der 43. Minute zum Siegtreffer verwandelte, verursacht und sich dabei die Verletzung zugezogen. Götze hatte seine Verletzung ohne Gegnereinwirkung erlitten.

Trainer Dino Toppmöller wollte seinem brasilianischen Schlussmann keinen Vorwurf machen: "Wir sind froh, dass er den Mut hat rauszukommen." Viel eher ärgerte ihn, dass er vor diesen Tiefenläufen des Engländers gewarnt hatte. Dazu gesellte sich eine fatale Mischung aus Pech und Unvermögen, als etwa Verteidiger Kristensen mit Kopf (76.) und Fuß (82.) vorbeizielte. Unter dem Strich zahlte die "jüngste Mannschaft des Wettbewerbs" (Toppmöller) einiges Lehrgeld.

Es gehört dazu, dass junge Spieler auch mal Fehler machen.

Dino Toppmöller, Trainer Eintracht Frankfurt

Niederlagen seien "Teil des Erfolgs: Wir müssen das als Chance für Wachstum begreifen." Sein Motto: "Come back stronger".

Zweiter Stürmer neben Hugo Ekitike fehlt

Doch Team und Trainer sollten in der Analyse den selbstkritischen Ansatz nicht ausklammern. Dass Toppmöller nicht früher auf zwei Spitzen umstellte, war nämlich durchaus diskutabel. Alleinunterhalter Ekitike kam kaum zur Geltung, weil gleich zwei, drei Akteure der Spurs zur Stelle waren, sobald der Franzose an den Ball kam.
"Tottenham hat ihn (Hugo Ekitike) gut verteidigt", gab Toppmöller zu, der aber erst nach 76 (!) Minuten mit Elye Wahi einen zweiten Angreifer einwechselte. Auch weil die Wintertransfers noch nicht gezündet haben. Der für 20 Millionen Euro geholte Wahi wirkte bei seinem Kurzeinsatz erneut wie ein Fremdkörper, der ebenfalls als Ersatz für Omar Marmoush verpflichtete Michy Batshuayi blieb ganz auf der Bank.

Sonntag geht es zum FC Augsburg

Toppmöllers Ensemble mangelte es in einer hektischen, aber nie hochklassigen Auseinandersetzung neben der Durchschlagskraft auch an Kreativität, um mindestens mal in die Verlängerung zu kommen. Der angezählte Tottenham-Coach Ange Postecoglou ("es war ein hartes Stück Arbeit") wirkte unendlich erleichtert. In beträchtlicher Lautstärke drehten seine Stars die Musikbox auf, während Kollege Toppmöller bereits versuchte, den Blick nach vorne zu richten.
Frankfurts Robin Koch kommt vor Heidenheims Torwart Kevin Müller und Jan Schöppner an den Ball.
Eintracht Frankfurt hat mit einer guten Leistung Rang drei in der Bundesliga-Tabelle gefestigt. Beim 3:0 gegen den 1. FC Heidenheim gerieten die Hessen nur selten in Gefahr.13.04.2025 | 7:58 min
Man müsse "den Fokus jetzt voll auf die Bundesliga" richten, wo am Sonntag das unangenehme Auswärtsspiel beim FC Augsburg (15:30 Uhr) wartet. Danach kommt RB Leipzig mit steigender Formkurve in den Stadtwald. Es ist keine Selbstverständlichkeit, den Champions-League-Platz zu verteidigen.
Was der Eintracht-Trainer versprach: "Wir lechzen nach mehr von diesen Spielen. Wir tun alles dafür, dass wir unseren Fans auch nächste Saison europäischen Fußball anbieten."

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Quelle: Reuters

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