EM beste Werbung: Wie die DFB-Fußballerinnen Fans begeistern
Vorbilder für den Nachwuchs:Wie die DFB-Spielerinnen Fans begeistern
von Frank Hellmann, Zürich
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Die deutschen Fußballerinnen gewinnen gerade neue Fans und sollen Vorbilder sein, um vor allem mehr Mädchen zu begeistern. Dabei helfen auch Erfolge bei der EM in der Schweiz.
Vorbild für viele Nachwuchs-Fußballerinnen: Klara Bühl
Quelle: Imago
Es war ein nicht alltägliches Selfie, das Sara Doorsoun vor dem zweiten EM-Gruppenspiel der deutschen Fußballerinnen gegen Dänemark (2:1) veröffentlicht hat. Mittendrin beim Fanmarsch zum St. Jakob-Park war jene Spielerin zu sehen, die vor wenigen Wochen noch selbst auf eine EM-Teilnahme gehofft hatte.
Nach ihrem Rücktritt aus dem Nationalteam mischte sich die Verteidigerin von Eintracht Frankfurt nun mitten unter die Anhängerschaft und schrieb auf Instagram: "Ab jetzt euer größter Fan. Daumen sind gedrückt."
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Mit dem Kraftakt haben die DFB-Frauen vorzeitig das Viertelfinale erreicht. Genau wie Doorsoun waren auch Ex-Kapitänin Alexandra Popp und Ex-Trainer Horst Hrubesch in Basel dabei, wobei letzterer von einem Campingplatz in Lörrach die deutschen Spiele ansteuert.
Spiel gedreht, Viertelfinale sicher: Deutschland feiert den zweiten Sieg im zweiten EM-Spiel. Trotz eines Rückstands gegen Dänemark hat das DFB-Team seine Comeback-Qualitäten gezeigt.08.07.2025 | 9:08 min
Von Eintracht Frankfurt schauten Sportvorstand Markus Krösche oder Frauen-Trainer Niko Arnautis zu. Rund 17.000 Fans unter 34.165 Besuchern in der größten Schweizer Spielstätte bedeuteten Rekord für ein Auswärtsspiel des achtfachen Europameisters.
DFB-Präsident Neuendorf nennt weitere Ziele
DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat die ersten beiden Gruppenspiele besucht. Der Spirit habe ihn beeindruckt, sagte Neuendorf bei einer vom DFB ausgerichteten Talkrunde in Zürich:
Zusammenhalt ist eine starke Währung beim Turnier.
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DFB-Präsident Bernd Neuendorf
Die Beliebtheit der Spielerinnen hilft seinem Verband. Vieles ist durch die EM 2022 in England ausgelöst worden, wo das authentische Auftreten von Popp und Co. dem gesamten Frauenfußball einen Schub gab. Erfolge in der Schweiz könnten jetzt der nächste Katalysator sein.
Der DFB hat gerade eine Leadership-Reise für Vertreter aus der Frauen-Bundesliga organisiert. Man will zum einen über den Tellerrand schauen, zum anderen das Netzwerk pflegen. Neuendorf bestätigte, dass auch darüber geredet werde, ob ein eigener Liga-Verband helfen kann. Es gebe die Bereitschaft, "sich auf diesen Weg zu begeben". Denn: "Wie schaffen wir es, Topspielerinnen aus dem Ausland zu holen, eigene Talent zu entwickeln und unsere Nationalspielerinnen zu halten?"
Die deutschen Fußballerinnen haben einer Verletzung von Kapitänin Giulia Gwinn sportlich getrotzt und ihr EM-Auftaktspiel gewonnen. Jule Brand sorgte für den Befreiungsschlag.04.07.2025 | 9:36 min
Deutsche Nationalspielerinnen sollen bleiben
Klara Bühl, Lea Schüller, auch Elisa Senß oder Laura Freigang stehen längst bei internationalen Topvereinen auf dem Zettel. Mit Jule Brand ist gerade eine Leistungsträgerin zu Olympique Lyon gewechselt. Gehen zu viele Protagonisten weg, würde das der Attraktivität der Frauen-Bundesliga schaden.
Die EM in der Schweiz ist gerade beste Werbung: spannende Spiele, schönes Ambiente, kurze Wege in einem vergleichsweise kleinen Land. Und ein öffentlicher Verkehr, der fast immer auf die Minute pünktlich ist.
Das Drumherum stimmt.
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DFB-Präsident Bernd Neuendorf zur EM in der Schweiz
Nach dem hart erkämpften Sieg gegen Dänemark sprechen die deutschen Spielerinnen über den Rückstand, den Ausfall von Gwinn und auf das letzte Gruppenspiel gegen Schweden.08.07.2025 | 6:30 min
EM in der Schweiz Gegenentwurf zur Klub-WM
Die UEFA hat dieses Frauen-Turnier nicht dem Kommerz geopfert und hält am kompakten Format mit 16 Teams seit 2017 fest. In der Schweiz läuft der Gegenentwurf zur Klub-WM in den USA mit 32 Teilnehmern und riesigen Entfernungen.
Das kommt beim Publikum vor Ort und am Fernseher gut an: Mehr als acht Millionen TV-Zuschauer beim ersten, rund sieben Millionen beim zweiten Gruppenspiel der DFB-Frauen sind ein Statement. Und auch das dritte Gruppenspiel gegen Schweden in Zürich (Samstag, 21 Uhr/live ZDF) wird auf großes Interesse stoßen.
In der neuesten Mitgliederstatistik 2025 wird der DFB erstmals die Marke von acht Millionen Mitgliedschaften durchbrechen, hat Präsident Bernd Neuendorf angekündigt. Unter den weit mehr als eine Million Frauen und Mädchen sind allerdings auch viele passive Mitgliedschaften etwa bei Bundesligavereinen enthalten. Wirklich aktiv spielen nach DFB-Angaben rund 200.000 Frauen und Mädchen. Die Steigerungsrate bei den Juniorinnen bis 16 Jahren ist aktuell zweistellig. Doch besteht das Problem in den Ballungsräumen, dass nicht alle Vereine genügend Plätze oder Trainer und Trainerinnen haben, um das Interesse zu bedienen.
Nationalspielerinnen sind Vorbilder im Auftreten
Letztlich hat auch Bundestrainer Christian Wück als ein Ziel genannt, den Nachwuchsbereich mit starken Auftritten zu stärken. Mädchen zu animieren, selbst Fußball zu spielen. "Unsere Nationalspielerinnen sind Vorbilder im Auftreten, in der Kommunikation. Dem wollen junge Mädchen nacheifern", sagt die für den Frauen- und Mädchenfußball zuständige DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch ZDFheute.
Sie verweist darauf, dass jeder Landesverband sich eigene Programme gegeben haben, den Frauen- und Mädchenfußball zu fördern. In der noch von der in diesem Jahr verstorbenen Doris Fitschen aufgelegten Initiative "FF27" war als ein Ziel ausgegeben worden, die Anzahl von aktiven Spielerinnen, Trainerinnen und Schiedsrichterinnen bis 2027 um 25 Prozent zu erhöhen. Die Frauen-EM 2025 ist dafür als wichtiger Impulsgeber vorgesehen.