Sieg über Dänemark: Einstellung bei den DFB-Frauen stimmt
Sieg über Dänemark:Die Einstellung bei den DFB-Frauen stimmt
von Frank Hellmann
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Ohne fußballerischen Glanz, aber mit enormen Willen räumt Deutschland alle Hürden gegen Dänemark aus dem Weg und steht im Viertelfinale. Die Mentalität im DFB-Team stimmt.
Spiel gedreht, Viertelfinale winkt: Deutschland feiert den zweiten Sieg im zweiten EM-Spiel. Trotz eines Rückstands gegen Dänemark hat das DFB-Team seine Comeback-Qualitäten gezeigt.08.07.2025 | 9:08 min
Horst Hrubesch hatte sich einen Platz ziemlich weit außen auf der Haupttribüne im St. Jakob-Park gesucht. Der frühere Interimscoach der deutschen Fußballerinnen, der als Vorgänger von Christian Wück vieles wieder auf den richtigen Weg brachte, gehörte zu den vielen Prominenten, die am Dienstagabend in Basel den zweiten Gruppensieg der DFB-Frauen gegen Dänemark (2:1) mit gewisser Zufriedenheit verfolgten.
Der Ruheständler sah an der deutsch-schweizerischen Grenze als einer von 34.165 Augenzeugen, dass weiterhin jene Eigenschaften gefragt sind, mit denen Hrubesch vor einem Jahr Olympia-Bronze ergatterte. Einen "Mentalitätssieg" bescheinigte Wück seinen Spielerinnen bei dieser Europameisterschaft, die damit die Tür zum Viertelfinale aufstießen.
Weil Schweden am Abend gegen Polen mit 3:0 gewonnen hat, ist die deutschen Mannschaft vorzeitig ins EM-Viertelfinale eingezogen. Nach den beiden Gruppensiegen über Polen (2:0) und Dänemark (2:1) steht das DFB-Team sicher als Erster oder Zweiter der Gruppe C fest.
Am Samstag geht es gegen Schweden (21 Uhr/ZDF) um den Gruppensieg. Die Skandinavierinnen haben ebenfalls zwei Siege auf dem Konto.
Allgemeingültige Charaktereigenschaften
"Es gibt bestimmte Charaktereigenschaften, wo sich Frauen- und Männerfußball nicht unterscheiden. Das sind unsere Tugenden: Kampfgeist, Wille, Fehler auszumerzen", so der Bundestrainer. Letztlich hatte der achtfache Europameister vielen Widrigkeiten getrotzt.
Ein Treffer von Klara Bühl zählte nach VAR-Eingriff nicht (18.), ein Handelfmeter wurde nach Intervention der Kontrolleure wieder zurückgenommen (37.) - und in dieser Phase bestrafte die Dänin Amalie Vansgaard auch eine Nachlässigkeit der Defensive (26.).
Wir haben drei Nackenschläge bekommen: Ich rechne der Mannschaft unheimlich hoch an, wie sie zurückgekommen ist.
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Christian Wück, Bundestrainer
Die deutschen Fußballerinnen haben einer Verletzung von Kapitänin Giulia Gwinn sportlich getrotzt und ihr EM-Auftaktspiel gewonnen. Jule Brand sorgte für den Befreiungsschlag.04.07.2025 | 9:36 min
Ein VAR in Vollbeschäftigung
Im "Joggeli", wie die Schweizer liebevoll ihr größtes Fußballstadion nennen, waren auch wegen der vielen Unterbrechungen besondere Nehmerqualitäten gefragt, um durch Sjoeke Nüsken (56./Foulelfmeter) und Lea Schüller (66.) das Blatt zu wenden. Für das 1:1 schaltete sich der vielbeschäftigte VAR-Assistent Alen Borosak aus Slowenien ein, um die portugiesische Schiedsrichterin Ferreira Campos nach einem Vergehen an Linda Dallmann an den Kontrollmonitor zu schicken. Grundsätzlich störte sich Wück nicht am Videobeweis, gab aber zu bedenken, dass es aus seiner Sicht "zu lange dauert".
Dass es fußballerisch Luft nach oben gibt, dass die Französinnen und vor allem die Spanierinnen diesbezüglich bessere Statements gesetzt haben, wusste der 52-Jährige:
Wir wollten spielerisch auf höherem Niveau agieren. Wir haben noch Verbesserungsbedarf. Heute schauen wir drüber hinweg.
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Christian Wück, Bundestrainer
Eigentlich hatte der Unterfranke seit Amtsantritt den spielerischen Ansatz gelehrt, doch die kämpferische Haltung, laut Wück das zweite Gesicht, muss auch passen. Quintessenz: "Wir müssen uns vor keiner Nation verstecken." Für das letzte Gruppenspiel gegen Schweden in Zürich (Samstag 21 Uhr, live im ZDF) versprach Wück: "Wir werden an der Präzision arbeiten und wollen es besser machen."
Schweden ist mit einem Zittersieg in die EM gestartet. Die Mitfavoritinnen besiegten in der Deutschland-Gruppe C Dänemark knapp. Ein Star von Real Madrid erzielte den Treffer.04.07.2025 | 7:24 min
Spielfluss kommt bei den Unterbrechungen wenig auf
"Bei so vielen und langen Unterbrechungen war es schwer, einen Spielfluss zu kreieren", erklärte auch Siegtorschützin Schüller. Dass sie beim 2:1 letztlich davon profitierte, dass Emma Faerge ihrer Mitspielerin Katrine Veje den Ball ins Gesicht bolzte, dürfte der 27 Jahre alten Torgarantin herzlich egal gewesen sein. Eigentlich habe er seine bis dahin kaum in Erscheinung getretene Mittelstürmerin mit ihren nunmehr 54 Treffern in 77 Länderspielen schon auswechseln wollen, merkte Wück an:
Immer wenn sie merkt, dass wir sie rausnehmen wollen, macht sie noch ein Tor.
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Christian Wück über Lea Schüller
Die wegen ihres unermüdlichen Einsatzes zur Spielerin des Spiels gewählte Teamkollegin Klara Bühl gab sich "extrem glücklich". Es seien "viele Sachen gewesen, die man nicht berechnen kann - und dann verletzt sich noch die Schiedsrichterin", sagte die Stürmerin vom FC Bayern, da habe sie zwischendrin sogar schmunzeln müssen. Ihr Fazit: "Es macht extrem viel Spaß mit den Mädels. Mit jeder Aktion tanke ich mehr Kraft."
Wück entnervt von Bergers Dribblings
Auch Wück hatte später auf der Pressekonferenz ausgesprochen gute Laune. Nur eines stieß ihm sauer auf: Die risikoreichen Dribblings seiner Torhüterin Ann-Katrin Berger bis tief in die Nachspielzeit. Ob ihm das gefallen habe? "Nein", sagte der Bundestrainer mit ernster Miene. "Mit ihr werde ich mich noch an einen Tisch setzen, sonst werde ich nicht alt!"
Die DFB-Frauen bestreiten ihr zweites Gruppenspiel vor einer Rekord-Auswärtskulisse: Laut UEFA werden 17.000 Fans der DFB-Frauen im Baseler Stadion dabei sein.