Zverevs Diabetes-Erkrankung: Welche Nachteile er im Tennis?

Tennis - French Open:Diabetes: Welche Nachteile hat Zverev?

von Jannik Schneider, Paris
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Seit 24 Jahren lebt Alexander Zverev mit einer Diabetes-Erkrankung, die er erst spät publik machte. Bei den French Open spricht er über mögliche Wettbewerbs-Nachteile.

Alexander Zverev spielt im Match gegen Jesper De Jong einen Rückhand-Return
Trotz Diabetes einer der fittesten Spieler auf der ATP-Tour: Alexander Zverev.
Quelle: AP Photo/Thibault Camus

Vor knapp sechs Jahren sah sich Alexander Zverev zu einer Notlüge gezwungen. Bei den ATP Finals in London fingen TV-Kameras ein, wie er während einer Spielpause mutmaßlich auf einem Display in seiner Schlägertasche scrollte. Das Nutzen von elektronischen Geräten während eines Tennismatches ist offiziell verboten.
"Ich weiß nicht, was sie gesehen haben, aber es war definitiv nicht mein Handy. Möglicherweise eine leere Wasserflasche", sagte Zverev damals. Die Spielervereinigung ATP sprach Zverev von jeglichem Fehlverhalten frei. Die Regelhüter wussten da aber schon mehr.

Zverevs Diabetes-Erkrankung seit 2022 öffentlich

Drei Jahre später, im Sommer 2022, machte der beste deutsche Tennisspieler seine langjährige Diabetes-Erkrankung öffentlich und gründete eine Stiftung. Damit bestätigte er nicht nur langjährige Gerüchte, sondern entlarvte auch seine Notlügen - wie die von den ATP-Finals.
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In jungen Profijahren fehlte Zverev nach eigenen Aussagen der Mut, zu dieser Krankheit zu stehen. Und er wollte das - bis zum heutigen Tage - nicht als Ausrede für sportliche Misserfolge verstanden wissen.

Diabetes bei Zverev im Alter von vier Jahren festgestellt

Gegenüber ZDFheute gab er vor seinem Achtelfinal-Match bei den French Open gegen den Niederländer Tallon Griekspoor am Montag dennoch Einsichten, welche Schwierigkeiten er mitunter zu bewerkstelligen hat. Doch der Reihe nach.
Im Alter von vier Jahren wurde bei Zverev Diabetes Typ 1 festgestellt. "Als kleiner Junge habe ich mir darüber keine großen Gedanken gemacht, später mehr und mehr. Ich will zeigen, dass man es mit dieser Krankheit ganz weit schaffen kann", teilte Zverev im August 2022 mit.

Zverev spritzt sich auf der Spielerbank

Was er bis 2022 im Verborgenen in den Umkleiden tat, kann er jetzt öffentlich auf den Spielerbänken tun: Seinen Zuckerwert messen, kontrollieren oder sich sogar spritzen.
Zverev nutzt seinen größeren Bekanntheitsgrad, um die Krankheit bei eigenen Stiftungsveranstaltungen zu enttabuisieren. Während großer Turniere spricht er darüber selten. Das änderte er nun.
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Zverev: Zuckerwerte schwanken

Die Hauptsache sei, dass er das Zuckerlevel in einem gewissen Bereich halte. Auf Nachfrage von ZDFheute sagte Zverev:

Manchmal mache ich das mit Insulin, manchmal mit Glucose. Wenn du den Wert im Bereich eines gesunden Menschen hältst, dann gibt es keinen Unterschied zu anderen Profispielern.

Alexander Zverev, Tennisspieler

Probleme treten dann auf, wenn der Wert zu hoch sei oder zu tief falle. "Dann spürt man schon den Unterschied. Dann fühlt man sich langsamer auf dem Platz. Dann hat man das Gefühl, dass die Reaktionszeit nicht so da ist, wie bei einem normalen Zuckerwert", berichtet Zverev.

Zverev einer der Fittesten

Nervosität und die eigenen Nerven spielten immer noch eine Rolle: "Der Zuckerwert schwankt auch mit dem Adrenalin. Ich habe mich okay im Griff."

Wenn ich den Zucker in einem gewissen Bereich halte, dann ist es kein Problem. Und das ist bei 90 Prozent der Spiele so.

Alexander Zverev, Tennisspieler

Damit deutete Zverev zumindest temporäre Wettbewerbsnachteile an. Zverev ist einer der fittesten Spieler im Profitennis und müsste nach einem möglichen Achtelfinalsieg womöglich mit Novak Djokovic, Jannik Sinner und Carlos Alcaraz die drei besten Spieler der Welt nacheinander eliminieren, wenn er die French Open gewinnen will.

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Doch gerade im so fordernden Modus "Best-of-five", in dem Matches mitunter bis zu fünf Stunden andauern, sind Schwankungen der Leistung und Konzentration auch ohne Krankheit normal.
Für den Diabetiker Zverev kann das nochmal eine Stufe schwieriger werden. Als Ausrede für eine Niederlage gegen einen der Topspieler wird Zverev seine Krankheit aber nicht nutzen. Eher dürfte er wieder eine Notlüge wählen.

Diabetes (Zuckerkrankheit) ist eine Stoffwechselkrankheit. Der Körper kann dadurch kaum oder kein Insulin mehr produzieren. Der Typ 1, wie bei Zverev, ist bisher nicht heilbar, sodass die Betroffenen ihr Leben lang Insulin spritzen müssen.

Insulin steht zudem auf der Verbotsliste der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA). Zverev benötigt deshalb eine sogenannte medizinische Ausnahmeregelung (TUE) für Dopingkontrollen.

Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht erklärte gegenüber RTL wie sich Diabetes auf die Leistungsfähigkeit von Spitzensportlern auswirkt. "Leistungssportler müssen ihren Tag noch genauer planen. Denn sie dürfen sich nicht zu viel Insulin spritzen. Wenn das passiert, wird zu viel Zucker aus dem Blut in die Zellen hinein transportiert und es kommt zu einer sehr gefährlichen Unterzuckerung.

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