Regierung streicht 25 Posten:Welche Beauftragten Schwarz-Rot abschafft
Kein Meeresbeauftragter, kein Radverkehrsbeauftragter, keine Botschafterin für feministische Außenpolitik mehr: Schwarz-Rot streicht 25 Posten. Einige aber dürfen bleiben.
In der ersten Sitzung des neuen Bundeskabinetts ging es um die Aufgabenverteilung unter den Ministerien. Zudem wurde beschlossen, die Zahl der Beauftragten-Posten zu reduzieren.07.05.2025 | 0:23 min
Es ist einer der ersten Beschlüsse der neuen Regierung. 25 Posten von Bundesbeauftragten, Bevollmächtigten und Koordinatoren sollen künftig entfallen. Die Regierung von Kanzler
Friedrich Merz (CDU) will ein Zeichen setzen: Wir meinen es ernst mit dem Bürokratieabbau.
Die Streichung vieler Posten hatten Union und
SPD im Koalitionsvertrag vereinbart, es war vor allem ein Anliegen der
CDU. Friedrich Merz sprach schon im Wahlkampf vom "aufgeblähten Wasserkopf in den Berliner Amtsstuben" und sah die Beauftragten "mehr Probleme schaffen, als sie jemals in der Lage sind zu lösen".
Den einzigen Beauftragten, den man wirklich brauche, so Merz damals, sei der Wehrbeauftragte. Alle anderen Aufgaben könnten in Ministerien gelöst werden.
Diese Beauftragten schafft Schwarz-Rot ab
Jennifer Morgan
Unter Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) wurde Jennifer Morgan (Mitte) Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik. Zuvor war sie Geschäftsführerin von Greenpeace International.
Quelle: JOHN MACDOUGALL/afp
Beauftragte kosten bisher 49 Millionen Euro
Die Zahl der Beauftragten war in den vergangenen Jahren gestiegen. So hatten SPD,
Grüne und
FDP in ihrem Koalitionsvertrag mehrere neue Beauftragte vereinbart, die sich gezielt um Schwerpunktthemen kümmern sollen, beispielsweise den Queer-Beauftragten, den es seit 2022 gibt.
Mit der Berufung neuer Beauftragter stiegen aber auch die Kosten: Nach Angaben des Innenministeriums waren im Haushalt 2020 für Beauftragte und ihre Stäbe rund 49 Millionen Euro angesetzt, 2024 waren es dann 70 Millionen Euro.
Ein holpriger Start für den neuen Bundeskanzler: Merz scheitert im ersten Wahlgang, bevor er die Mehrheit des Bundestages hinter sich hat. Der Tag in Berlin zusammengefasst.06.05.2025 | 3:25 min
18 Posten bleiben
Allerdings sind nur ein Teil der jetzt gestrichenen Posten Ämter, die von früheren Regierungen zusätzlich geschaffen und mit Personal ausgestattet worden sind. Andere wurden hingegen von Beamtinnen und Beamten ausgeübt, die ohnehin für das jeweilige Ministerium tätig waren.
Daher dürfte die Streichung kaum Kostenersparnis bedeuten, sondern ist eher ein Signal für eine anderen politischen Kurs. Denn es bleiben auch nicht nur der Wehrbeauftragte, sondern 17 weitere Posten. Darunter der Beauftragte für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus, der Opferbeauftragte oder der Bundesdatenschutzbeauftragte.
Aus dem Archiv: Interview mit Felix Klein, Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung.07.02.2024 | 5:06 min
Beauftragte für Klimapolitik gestrichen
Interessant ist ein genauerer Blick, welche Posten gestrichen wurden und welche verschont blieben. Die Sonderbeauftragte für Internationale Klimapolitik im Auswärtigen Amt, von der grünen Außenministerin
Annalena Baerbock eingesetzt, verliert ihren Job ebenso wie Joachim Stamp, FDP-Politiker und Sonderbevollmächtigter der Bundesregierung für Migrationsabkommen.
Weiter geben wird es aber den Polizeibeauftragten der Bundes, eine seit 2024 neu geschaffene Stelle, die der SPD-Politiker Uli Grötsch innehat. Dabei wollte Union den Polizeibeauftragten zunächst abschaffen. Sie sah darin "sinnbildlich das Misstrauen von SPD, Grünen und FDP gegenüber der Polizei", wie sie es in ihrem Entschließungsantrag zur inneren Sicherheit von Ende Januar formulierte.
Nun bleibt der SPD-besetzte Posten, grün und gelb besetzte Stellen ließen sich offenbar leichter streichen.
Aus dem Archiv: Interview mit Joachim Stamp, dem damaligen Sonderbevollmächtigter für Migrationsabkommen. 18.03.2024 | 7:20 min
Linke kritisiert Streichung
Die Linke kritisiert, die ersatzlose Streichung der Stellen zeige, dass der Schutz von Klima, Natur und öffentlicher Infrastruktur in der neuen Regierung keine Rolle spiele.
Nicht auf der Streichliste steht übrigens der Queer-Beauftragte. Der erste und aktuelle grüne Amtsinhaber Sven Lehmann scheidet aber aus dem Amt und zieht Bilanz: Mit dem Amt hätten queerpolitische Anliegen auch an öffentlicher und medialer Sichtbarkeit gewonnen.
Dorthe Ferber ist Korrespondentin im ZDF-Hauptstadtstudio Berlin.