Ukrainische Stadt Huliapolie im Visier:Russland durchbricht Verteidigungslinien im Süden
von Christian Mölling, András Rácz
Russland rückt in der Region Saporischschja im Süden der Ukraine weiter vor. Auch Pokrowsk steht unter Druck. Kiew nimmt Russlands Ölindustrie ins Visier. Die Militäranalyse.
Russische Soldaten rücken in der Region Saporischschja vor und stehen wenige Kilometer vor der ukrainischen Stadt Huljajpole.
Quelle: action pressWährend die Schlacht um Pokrowsk weiter tobt und sowohl die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit als auch Ressourcen auf sich zieht, gelang es den russischen Streitkräften, die schwach bemannten Verteidigungslinien der Ukraine im Süden zu durchbrechen. Sie konnten ihren Brückenkopf auf der Westseite des Flusses Janchul ausbauen.
Der Vormarsch der russischen Truppen im Süden der Ukraine in der Region Saporischschja.
Quelle: ZDFheuteIn den letzten Tagen haben die russischen Truppen die Dörfer Nowe, Nowouspeniwske, Riwnopillia und Solodke eingenommen und rücken praktisch ungehindert weiter nach Westen vor. Sie sind nur noch wenige Kilometer von der wichtigen Straße T0401 entfernt, die als Verbindung zur Stadt Huljajpole dient.
... ist Senior Advisor beim European Policy Centre. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.
Huljajpole, das auf einer Anhöhe liegt, ist seit mehr als drei Jahren eine wichtige Frontstadt in Richtung Saporischschja und blockiert den Vormarsch Russlands. Die jüngsten russischen Vorstöße nordöstlich von Huljajpole könnten die Stadt bald teilweise vom Rest der Ukraine abschneiden, was weitere Verteidigungsbemühungen erheblich erschweren würde.
Pokrowsk und Huljajpole stehen im Fokus neuer russischer Angriffe. Die Auswirkungen auf den Ukraine-Krieg bei ZDFheute live.
13.11.2025 | 37:45 minUkrainischer Gegenangriff erlaubt Versorgung
Bei Pokrowsk starteten ukrainische Streitkräfte einen Gegenangriff. Da dieser Vorstoß die Russen ablenkte, konnten Nachschub und Verstärkung in die belagerten Städte Pokrowsk und Myrnohrad geliefert werden. Auch wenn die Täuschung der Ukraine diesmal gut zu funktionieren schien, gibt es keine Garantie dafür, dass sich dieser Trick wiederholen lässt.
Die ukrainischen Großstädte Kiew und Charkiw wurden zuletzt erneut Ziel russischer Luftangriffe.
14.11.2025 | 1:36 minRussland priorisiert Einnahme von Pokrowsk
Unterdessen scheint Russland jedoch der Einnahme der Stadt Pokrowsk Vorrang vor der vollständigen Einkreisung von Pokrowsk und Myrnohrad einzuräumen. Mit anderen Worten: Die Eroberung von ganz Pokrowsk ist für die russische Führung offenbar wichtiger als die Vollendung der Einkreisung.
Die Gründe dafür sind noch unklar. Möglicherweise stehen innenpolitische - auch propagandistische - Überlegungen dahinter, oder Moskau geht davon aus, dass es in Pokrowsk die besten Einheiten der Ukraine "ausbluten" lassen kann. Das Stadtzentrum und die nördlichen Teile sowie der größte Teil von Myrnohrad befinden sich nach wie vor fest in ukrainischer Hand.
Seit Monaten ist die Stadt Pokrowsk in der Region Donezk heftig umkämpft.
14.11.2025 | 3:05 minMassiver russischer Schlag gegen ukrainische Energie-Infrastruktur
Am vergangenen Wochenende führte Russland einen groß angelegten kombinierten Angriff auf die Energieinfrastruktur der Ukraine durch, während Kiew von Donnerstag bis Freitag einem groß angelegten, mehrstufigen Angriff ausgesetzt war, der alle Bezirke der Hauptstadt traf.
Sieben Menschen wurden getötet, Dutzende verletzt, als Drohnen auch Wohngebäude trafen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte mehr Luftabwehrsysteme aus Europa.
Ukraine setzt Luftschläge gegen russische Ölinfrastruktur fort
Unterdessen setzte die Ukraine ihre Serie von Angriffen gegen die russische Ölindustrie und Energieinfrastruktur fort. Flamingo-Marschflugkörper trafen ein Kraftwerk in Orjol, Drohnen griffen den maritimen Ölterminal in Feodossija auf der besetzten Halbinsel Krim an, während Neptun-Marschflugkörper und Luftdrohnen erneut den Ölterminal im Hafen von Noworossijsk trafen.
Es entstand schwerer Schaden, sodass der Ölterminal den Betrieb einstellen musste. Allein Noworossijsk macht etwa zwei Prozent des weltweiten Ölexports aus. Da der Ölhafen von Tuapse, unweit von Noworossijsk, bereits zuvor beschädigt wurde, scheint der russische Ölexport über das Schwarze Meer derzeit zum Erliegen gekommen zu sein - allerdings unternimmt Russland sicherlich alles in seiner Macht Stehende, um den Ölfluss wiederherzustellen.
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