Russland provoziert Nato:Van Aken: "Eskalationsgefahr ist riesig"
Wie könnte eine angemessene Reaktion auf die russischen Drohnenprovokation aussehen? Linken-Chef Jan van Aken warnte bei "Lanz" vor Eskalation. Nichtstun sei jedoch keine Option.
Sehen Sie hier die Sendung Markus Lanz vom 11. September 2025.
11.09.2025 | 73:26 minMutmaßlich mindestens 19 russische Drohnen drangen in den polnischen Luftraum ein und damit auch in den Luftraum eines Nato-Mitglieds. Vier dieser Drohnen wurden von Kampfjets abgeschossen, teilweise mit Hilfe von Nato-Luftstreitkräften.
Polen und die EU sehen den Vorfall als eine beispiellose, bewusste und vorsätzliche Provokation Russlands. Experten vermuten, dass Russland die Verteidigungsfähigkeit und Bündnisfähigkeit des Westens testen wollte.
Nach dem Eindringen russischer Drohnen in polnischen Luftraum debattiert Europa über unmittelbare Konsequenzen, um Russland Grenzen aufzuzeigen.
11.09.2025 | 3:29 minZDF-Korrespondent: Unerwartet schwache Reaktion von Trump
Der aus Washington D.C. ins Studio von "Markus Lanz" zugeschaltete ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen zeigte sich verwundert über die unerwartet schwache Reaktion des amerikanischen Präsidenten Donald Trump auf diesen Vorfall.
Er hat klar gesagt, es geht nicht. Aber er hat keinerlei Anstalten gemacht, mal eine rote Linie zu ziehen oder mit den Nato Partnern eine klare Ansage zu machen und möglicherweise auch militärisch entsprechend zu reagieren, die Truppen zu verstärken oder ähnliches.
ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen, Washington
Laut Theveßen zeigt dies, dass die Europäer verstehen müssen, dass Donald Trump kein verlässlicher Partner innerhalb der Nato ist, "auf den man sich im Zweifel, im Angriffsfall nicht zu 100 Prozent verlassen kann".
Nach dem Eindringen russischer Drohnen hat Polen eine Dringlichkeitssitzung beim UN-Sicherheitsrat beantragt.
11.09.2025 | 0:20 minOsteuropa-Expertin: Nato spielt für Trump keine Rolle
Auch die Osteuropa-Expertin Sabine Adler merkte an, dass Donald Trump den Vorfall "überhaupt nicht als kollektive Angelegenheit" begreife. Er fühle sich nicht angesprochen. Die Nato und die Rolle der USA als Führungsnation spielten für Trump in diesem Zusammenhang keine Rolle.
Das Bündnis wird hier gerade wirklich auf eine unverschämte Art herausgefordert, aber es berührt ihn nicht (…), weil es ihn nicht in seinem nationalen Verständnis tangiert.
Sabine Adler, Osteuropa-Expertin
Was die russischen Drohnen über Polen für die nationale und internationale Sicherheit bedeuten, ordnen die ZDF-Korrespondentinnen Steger in Warschau und Schaefers in Brüssel ein.
10.09.2025 | 3:03 minVan Aken: Trump ist mehr "Team Putin"
In diesem Zusammenhang wollte Markus Lanz vom Bundesvorsitzenden der Partei Die Linke Jan van Aken wissen, ob dieser auch davon ausgeht, dass Putin mit dieser Aktion den Westen testen wollte.
Ich glaube, dass Putin dafür nicht so einen Test braucht. Trump zeigt seit Monaten, dass er mehr "Team Putin" ist. Sind beides Autokraten.
Jan van Aken, Linken-Chef
Wenige Sätze später sprach der Linken-Chef dann doch von einem "eindeutigen Test". Laut van Aken sei es ein Test gewesen - wie die Nato, die polnische Luftabwehr und die anderen Mitgliedsstaaten reagieren würden.
"Und Trump? Ich glaube, Putin weiß, dass er da eher einen Kollegen hat als einen Gegner hat", fügte van Aken hinzu.
"Das was in Polen passiert ist, ist in der Dimension neu", erläutert Militärexperte Carlo Masala.
11.09.2025 | 4:18 minVan Aken sieht Gefährdung des Friedens in Europa
Jan van Aken sieht in der aktuellen Situation eine Gefährdung des Friedens in Europa. Er warnte, wenn die Nato nun mit gleichen Mitteln zurückschlage, könne sich innerhalb weniger Tage eine unkontrollierbare Eskalation entwickeln.
Gleichzeitig sei es problematisch, gar nicht zu reagieren, da dann der nächste Angriff folgen und die Situation weiter eskalieren könnte. Die zentrale Frage sei, wie man angemessen reagiere.
Das finde ich eine ganz schwierige Frage. Aber die Eskalationsgefahr ist riesig und Nichtstun ist auch ein riesiges Problem.
Jan van Aken, Linken-Chef
Die westliche "Koalition der Willigen" diskutiert schon länger, wie Sicherheitsgarantien für die Ukraine umgesetzt werden könnten. Diese sollen das Land nach einem möglichen Waffenstillstand oder Friedensschluss mit Russland vor erneuter Aggression schützen.
Deutschland beteilige sich noch nicht an der Diskussion um Friedenstruppen, so Nato-Korrespondentin Schaefers. Für die Ukrainer sei eine Waffenruhe wichtiger, berichtet Luc Walpot.
04.09.2025 | 5:56 minVan Aken bringt Blaumhelm-Einsatz in der Ukraine ins Gespräch
Auch über deutsche Bodentruppen in der Ukraine wird diskutiert. Für den Linken-Chef van Aken ist dies zum jetzigen Zeitpunkt eine ganz falsche Debatte. Er erklärte bei "Lanz", der Weg verlaufe normalerweise über Verhandlungen, einen Waffenstillstand und anschließend Sicherheitsgarantien.
Mittlerweile bestehe jedoch die Gefahr, dass Vorverhandlungen europäische Soldaten direkt in den Krieg einbinden, was zu einer unkontrollierbaren Eskalation zwischen Nato- und russischen Truppen führen könnte.
Immer erst die Verhandlungen, dann den Waffenstillstand und dann eine Sicherheitsgarantie.
Jan van Aken, Linken-Chef
In diesem Zusammenhang brachte van Aken die Vereinten Nationen ins Spiel. "Warum stellt keiner die Frage [nach den] Vereinten Nationen? Das ist über Jahrzehnte so üblich gewesen. Nach einem Waffenstillstand kommen die Blauhelme. (…) Die kontrollieren das. Jeder Zwischenfall wird gemeldet, es wird deeskaliert und das klappt."
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