Ukraine enttäuscht von Trump Vermittlerrolle - US-Druck fehlt

Interview

"Hoffnungen durch die Bank enttäuscht":Gressel: Keiner glaubt mehr an Ukraine-Erfolg Trumps

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In Kiew glaubt niemand mehr an Trumps Rolle als Vermittler, so Gustav Gressel. Gleichzeitig warnt der Militärexperte: Ohne Druck aus den USA wird es keinen Waffenstillstand geben.

SGS Börse Slomka Gressel

In der Ukraine sei man enttäuscht von Trumps diplomatischen Ergebnissen, so Militärexperte Gressel. Das ganze Gespräch im Interview.

04.09.2025 | 4:19 min

US-Präsident Donald Trump hatte vor wenigen Wochen zwar Bewegung in mögliche Gespräche zwischen Russland und der Ukraine gebracht. Passiert ist seither nicht viel. Militärexperte Gustav Gressel, der bis vor wenigen Tagen selbst in der Ukraine war, betont dazu im ZDF heute journal:

Niemand hat mehr Illusionen, dass es Trump hier zu irgendetwas bringen könnte.

Gustav Gressel, Politologe und Militärexperte

In Kiew habe man den Glauben an diplomatische Fortschritte durch den US-Präsidenten aufgegeben.

Die Hoffnungen sind durch die Bank enttäuscht.

Gustav Gressel, Politologe und Militärexperte

Stattdessen liege der Fokus nun darauf, die finanziellen Grundlagen der russischen Kriegsführung zu schwächen - etwa durch Angriffe auf die Öl- und Gasindustrie. Trotz Rückschlägen sei man "entschlossen, das Blatt des Krieges nochmal wenden zu können".

Frankreich, Paris: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (r) umarmt den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Ende einer Pressekonferenz nach einem Gipfeltreffen zur Ukraine im Elysee-Palast.

In Paris beraten sich die westlichen Unterstützer der Ukraine. Laut Frankreichs Präsident Macron wären 26 Länder bereit, Truppen zur Absicherung eines Friedens einzusetzen.

04.09.2025 | 2:42 min

Gressel hält Ukraine-Verhandlungen in Paris für verfrüht

Die am Donnerstag in Paris diskutierten Pläne für Sicherheitsgarantien nach einem möglichen Waffenstillstand bewertet Gressel skeptisch. Solche Gespräche seien "natürlich verfrüht". Praktisch hätten die Gespräche vor allem den Sinn,

... die USA und ihren Präsidenten Donald Trump davon abzuhalten, größeren Schaden anzustellen, als ohnehin schon.

Gustav Gressel, Politologe und Militärexperte

Bereits jetzt hätten sich die USA aus den meisten Unterstützungsleistungen zurückgezogen. Ständig stehe im Raum, dass Trump weitere Sanktionen aufheben oder andere Gefälligkeiten an Russlands Präsident Wladimir Putin geben könnte, so Gressel.

Oberst Markus Reisner bei ZDFheute live.

Putins Armee versucht, von Süden in die umkämpfte Stadt einzudringen, erklärt Oberst Reisner vom Österreichischen Bundesheer bei ZDFheute live.

04.09.2025 | 20:01 min

Experte: USA üben zu wenig Druck auf Russland aus

Um das zu verhindern, versuchten die Europäer und Verbündeten, die USA noch konstruktiv einzubinden. In Paris vertrat etwa Trumps Sondergesandter Steve Witkoff die Vereinigten Staaten. "Das ist eine Taktik, die versucht, Schlimmeres zu verhindern."

Gleichzeitig, betont Gressel, sei Washington zur Herbeiführung eines Waffenstillstands nicht motiviert genug. Trump sei weder bereit, Sanktionen zu verschärfen noch die militärische Unterstützung auszubauen, so der Politologe.

Und ohne Druck wird Putin nicht auf seinen Waffenstillstand eingehen.

Gustav Gressel, Politologe und Militärexperte

Und dieser Druck liege "jetzt noch in recht weiter Ferne".

Im Gegenteil: Wie die "Washington Post" und die "Financial Times" am Abend berichteten, plant die Trump-Regierung, langjährige Sicherheitshilfeprogramme für Europa einzustellen - Programme, die bislang vor allem die Nato-Ostflanke an der Grenze zu Russland und zur Ukraine stärken sollten.

Das Interview führte Marietta Slomka, zusammengefasst hat es Christian Harz.

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