Spionage für Russland in Frankfurt? Prozess hat begonnen

Erster Prozesstag:Spionage für Russland in Frankfurt?

Daniel Heymann

von Daniel Heymann

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Am Oberlandesgericht Frankfurt hat der Prozess gegen drei mutmaßliche Russland-Spione begonnen. Sie sollen einen Offizier der ukrainischen Armee in Deutschland ausgespäht haben.

Einer der drei Angeklagten, der Russe Arman S. (r), sitzt im Gerichtssaal hinter den beiden anderen Angeklagten am Eröffnungstag des Prozesses gegen drei Männer, denen Spionage für Russland vorgeworfen wird. Drei Männer sollen für einen russischen Geheimdienst einen Mann im Visier gehabt haben. Ein entscheidendes Treffen soll in einem Café in Frankfurt geplant gewesen sein.

Drei Männer sollen im Auftrag Russlands einen in Deutschland lebenden ukrainischen Ex-Offizier ausspioniert haben. In Frankfurt am Main beginnt nun der Prozess gegen sie.

09.12.2025 | 1:35 min

Das "Café & Bar Celona" ist vor allem im Sommer ein beliebter Treffpunkt in der Frankfurter Innenstadt, gerade einmal fünf Gehminuten vom Römer entfernt. Schwer zu glauben, dass ausgerechnet hier im Juni 2024 eine Geheimdienstoperation im Auftrag von Russland stattgefunden haben soll.

Und doch wirft die Bundesanwaltschaft genau das den drei Männern vor, die seit heute in Frankfurt vor Gericht stehen. Vardges I., Robert A. und Arman S. müssen sich wegen "geheimdienstlicher Agententätigkeit in einem besonders schweren Fall" vor dem Oberlandesgericht (OLG) verantworten. Bei einer Verurteilung drohen ihnen bis zu zehn Jahre Haft.

Ukrainischer Offizier als mutmaßliche Zielperson

Im Zentrum der Anklage steht der Armenier Vardges I. Er soll Verbindungen zu einem russischen Geheimdienst gehabt haben. Ein Kontaktmann, Deckname "Tengo", soll ihn auf die mutmaßliche Zielperson angesetzt haben: den georgischen Staatsangehörigen S., den sie "Mikael" nennen. Dieser soll für die ukrainischen Streitkräfte gegen Russland gekämpft haben und sich seit Sommer 2023 in Deutschland aufhalten.

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Gegen S. wiederum gibt es Anschuldigungen von russischer Seite: Er soll als Offizier für die Ukraine an Kriegsverbrechen gegen russische Soldaten beteiligt gewesen sein. Die Bundesanwaltschaft geht auch diesen Vorwürfen nach.

Vor diesem Hintergrund besteht der Verdacht, dass S. eventuell für eine Racheaktion ausspioniert werden sollte - und zwar von Vardges I. im Auftrag des russischen Geheimdienstes. Zur Unterstützung soll er die beiden anderen Angeklagten, den ukrainischen Staatsangehörigen Robert A. und den russischen Staatsangehörigen Arman S. angeworben haben.

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Über einen weiteren Mittelsmann unter dem Decknamen "Jaroslav" sollen sie über einen Messenger-Dienst Kontakt zu S. aufgenommen haben. "Jaroslav" soll sich dabei selbst als Mitarbeiter des ukrainischen Militärgeheimdienstes ausgegeben haben.

Falle in Frankfurter Café?

Konkret soll "Jaroslav" versucht haben, S. am 19. Juni 2024 zu einem Treffen ins Frankfurter "Café & Bar Celona" zu locken. Dort, so der Vorwurf der Bundesanwaltschaft, hätten die drei Angeklagten auf ihn gewartet. All dies habe laut Bundesanwaltschaft der Vorbereitung "weiterer geheimdienstlicher Operationen" in Deutschland gedient, und zwar:

(…) möglicherweise bis hin zur Tötung der Zielperson.

Bundesanwaltschaft, Pressemitteilung Nr. 36/2025

Zu dem Treffen im Café kam es aber nicht, weil S. schon vorher Kontakt zur deutschen Polizei aufgenommen hatte. Die nahm die Angeklagten dann kurze Zeit später fest. Die Identitäten von "Tengo" und "Jaroslav" sind bis heute nicht geklärt.

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Schwierige Hauptverhandlung steht bevor

Wer hinter den Decknamen steht und ob sich alles wirklich so zugetragen hat, wie die Bundesanwaltschaft es den Angeklagten vorwirft - mit diesen Fragen muss sich nun der Staatsschutzsenat des OLG Frankfurt beschäftigen. Der erste Prozesstag lässt vermuten, dass es eine komplizierte Hauptverhandlung wird.

Die Verteidiger der Angeklagten wiesen die Darstellung der Bundesanwaltschaft vehement zurück, sprachen von "offensichtlichen Beweislücken und Ungereimtheiten" in der Anklage. Es gebe keinerlei Beweise für Verbindungen zum russischen Geheimdienst, alternative Geschehensabläufe seien bei den Ermittlungen "ausgeblendet" worden.

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Verhandlungstage bis Mai angesetzt

Insbesondere einer der Verteidiger von Vardges I., Rechtsanwalt Wolfgang Heer, war mit der Verhandlungsleitung des Vorsitzenden Richters Christoph Koller sichtlich unzufrieden. So musste die Hauptverhandlung noch vor der Mittagspause drei Mal unterbrochen werden, um über Beanstandungen Heers zu entscheiden. Alle drei verwarf das Gericht.

Schon jetzt sind Prozesstermine bis in den Mai 2026 geplant. Angesichts des stockenden Verlaufs am ersten Tag darf man davon ausgehen, dass die vielen Verhandlungstage tatsächlich gebraucht werden.

Daniel Heymann arbeitet in der ZDF-Redaktion "Recht und Justiz".

Über dieses Thema berichtete heute Xpress im Beitrag "Angeklagte sollen Ukrainer ausspioniert haben" am 09.12.2025 ab 15:00 Uhr.

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