Ex-Botschafter von Fritsch: Putin macht Trump zum Handlanger

Interview

Ex-Botschafter zum Ukraine-Krieg:Von Fritsch: Putin hat Trump zum Handlanger gemacht

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Rüdiger von Fritsch kritisiert die US-Rolle in den Ukraine-Verhandlungen scharf. Der ehemalige Russland-Botschafter erklärt, wie Putin aus seiner Sicht unter Druck geraten könnte.

SGS-Sievers-Fritsch

All das was Putin immer gefordert hat wird gegenwärtig der Ukraine abverlangt, sagt Rüdiger von Fritsch, ehemaliger Botschafter in Moskau.

16.12.2025 | 5:00 min

Die Stimmung in Moskau dürfte nach Ansicht von Rüdiger von Fritsch nach den Ukraine-Gesprächen in Berlin hervorragend sein. Der ehemalige deutsche Botschafter in Russland analysiert im Interview mit dem ZDF heutejournal die Reaktionen des Kreml, die Rolle der USA und mögliche Wege, Präsident Wladimir Putin an den Verhandlungstisch zu bringen.

Sehen Sie oben das gesamte Interview oder lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt von Fritsch ...

... zur Stimmung in Moskau

"Man wird sein Glück kaum fassen können", sagte von Fritsch zur Stimmung im Kreml nach dem Ukraine-Gipfel in Berlin.

Gestern war man der Ausgestoßene der internationalen Gemeinschaft. Heute hat man ausgerechnet den amerikanischen Präsidenten zum Handlanger der eigenen imperialistischen Interessen gemacht.

Rüdiger von Fritsch, Ex-Botschafter in Russland

Nach Ansicht von Fritsch vertritt die US-Regierung gegenüber der Ukraine und den Europäern derzeit "russische Maximalziele": "Der Ukraine wird quasi der Arm auf den Rücken gedreht."

Moskau müsse nichts tun, sondern könne beobachten, "wie gut der amerikanische Präsident und seine Unterhändler das gegenüber den Europäern und der Ukraine durchsetzen". Die Europäer täten in der Situation das Beste, was möglich ist: Den amerikanischen Präsidenten "bei der Stange zu halten".

Friedrich Merz

Nach den Gesprächen über ein Ende des Ukraine-Kriegs in Berlin gibt es so viel Bewegung wie nie zuvor. Doch zentrale Fragen bleiben, etwa zur Absicherung eines Waffenstillstands.

16.12.2025 | 1:58 min

... zur Reaktion des Kremls auf die Ergebnisse aus Berlin

Der Diplomat interpretiert die Reaktionen aus Russland als Zeichen der Gelassenheit. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hatte sich zurückhaltend geäußert und gesagt: "Wir haben noch keinen Text gesehen. Wenn wir ihn sehen, dann werden wir ihn analysieren." Peskow habe für die politische Führung gesprochen, während diese selbst "keine Veranlassung" sehe, sich zu äußern oder sich gar zu bewegen, so von Fritsch.

Seit zehn Monaten führt die russische Führung den amerikanischen Präsidenten an der Nase herum.

Rüdiger von Fritsch, Ex-Botschafter in Russland

Er unterstellte, Washington verfolge primär eigene wirtschaftliche Interessen: "Die Ukraine und die europäische Sicherheit sind dem gegenwärtigen amerikanischen Präsidenten völlig nachrangig."

Ruediger von Fritsch
Quelle: ddp | Panama Pictures

... ist ein ehemaliger deutscher Spitzendiplomat, der international vor allem durch seine Tätigkeit als Botschafter in Moskau von 2014 bis 2019 bekannt wurde. Zuvor bekleidete er weitere bedeutende Ämter, darunter das des Botschafters in Warschau sowie des Vizepräsidenten des Bundesnachrichtendienstes.


Der russische Präsident Wladimir Putin

Nach den Berlin-Gesprächen betont Kanzler Merz: Nun sei Russland am Zug. Moskau lehnt bislang sowohl eine Weihnachts-Waffenruhe als auch die Stationierung von Nato-Soldaten ab.

16.12.2025 | 1:39 min

... dazu, wie man Putin an den Verhandlungstisch bekommt

Man müsse die "russische Logik" verstehen, betont von Fritsch. In dieser gelte nicht das Suchen nach Kompromissen. Russland kenne nur zwei Vorstellungen, wie der Krieg zu Ende gehen könnte:

Entweder den kompletten Sieg oder man gerät so unter Druck, dass man Konzessionen machen muss.

Rüdiger von Fritsch, Ex-Botschafter in Russland

Die westliche Strategie müsse deshalb auf Druck basieren. Dabei sieht von Fritsch die USA trotz aktueller Spannungen noch als wichtigen Partner, da sie Sanktionen aufrechterhielten und erweiterten.

ZDF-Haupttadtkorrespondentin Henriette de Maizière zu den Ukraine-Friendensverhandlungen in Berlin und Friedrich Merz als Dealmaker.

Europa sitzt wieder mit am Verhandlungstisch, wenn über Frieden und Freiheit in der Ukraine verhandelt wird. Und Deutschland beweist: Es ist eine Führungsmacht.

16.12.2025 | 2:59 min

... zur möglichen Nutzung eingefrorener russischer Vermögen

Die Nutzung der eingefrorenen Vermögen für die Ukraine wäre für Russland "äußerst unangenehm", sagte von Fritsch. "Das ist sicher so nicht eingepreist", sagte er. Putin "sei eine Wette auf die Zeit eingegangen".

Wer hält länger durch? Wir - die Russen -, oder der Westen?

Rüdiger von Fritsch, Ex-Botschafter in Russland

Der Westen sei in der Lage, länger durchzuhalten, meint von Fritsch. Sollte Europa diese Reserven nutzen, "dann sind wir in der Lage nicht alleine die Ukraine zu unterstützen, sondern Wladimir Putin wirtschaftlich und finanziell an die Grenzen seiner Möglichkeiten zu bringen."

Und dann erst, in der Logik, ist er bereit, Kompromisse zu machen.

Rüdiger von Fritsch, Ex-Botschafter in Russland

Das Interview führte Christian Sievers, zusammengefasst hat es David Metzmacher.

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Über das Thema berichtet das ZDF heute journal am 16.12.2025 um 21:50 Uhr.

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