Nach Ukraine-Verhandlungen sagt Trump: "Näher als je zuvor"

Trumps Strategie:So blicken die USA auf die Ukraine-Verhandlungen

"ZDF in Rostock": Beatrice Steineke

von Beatrice Steineke, Washington D.C.

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Haben Europa, die Ukraine und die USA eine gemeinsame Linie? Das sollten die Berliner Gespräche zeigen. Doch US-Präsident Trump verfolgt aus der Ferne seine eigene Strategie.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, geben im Bumdeskanzleramt am Rande des Ukraine-Gipfels eine Pressekonferenz. In Berlin finden Beratungen zu einem möglichen Frieden in der Ukraine statt.

Die Europäer und die USA zeigen sich bei Friedensgesprächen in Berlin solidarisch mit der Ukraine. Knackpunkte sind noch immer Territorium und Sicherheitsgarantien.

15.12.2025 | 3:09 min

Elf Staats- und Regierungschefs Europas, die Nato und die EU-Kommission suchten in Berlin eine gemeinsame Linie mit der Ukraine - und vor allem mit den USA. Während der US-Sondergesandte Steve Witkoff und Trumps Schwiegersohn Jared Kushner vor Ort verhandelten, rief US-Präsident Donald Trump während eines Dinners an. Später verkündete er in Washington:

Wir sind uns jetzt näher als je zuvor, und wir werden sehen, was wir tun können.

Donald Trump, US-Präsident

Zugleich schränkte der US-Präsident ein: "Das sagen wir schon seit langem, und es ist eine schwierige Angelegenheit." Eine Unterschrift im Namen der USA fehlt auch auf der gemeinsamen Abschlusserklärung. Während Europa über Sicherheitsgarantien, Gebietsfragen, finanzielle und militärische Unterstützung für die Ukraine diskutiert, bleibt die Frage, welche Strategie der US-Präsident in den Friedensverhandlungen verfolgt.

Schaltgespräch zwischen dem Moderator Christian Sievers und den ZDF-Korrespondenten Wulf Schmiese aus Berlin, Armin Coerper aus Moskau und Claudia Bates aus Washington

Was bei den Ukraine-Verhandlungen heute erreicht wurde, berichten die ZDF-Korrespondenten Wulf Schmiese aus Berlin, Armin Coerper aus Moskau und Claudia Bates aus Washington.

15.12.2025 | 4:43 min

Sicherheitsgarantien für die Ukraine

In einem Punkt äußerte sich Trump in Washington am Montag deutlich. Für ihn ist die Frage nach Gebietsverlusten für die Ukraine keine Frage mehr:

Um ehrlich zu sein, haben sie [Ukraine] das Gebiet bereits verloren. Das Gebiet ist verloren, aber was die Sicherheitsgarantien angeht, werden wir daran arbeiten.

Donald Trump, US-Präsident

Zu möglichen Sicherheitsstrategien wurde bekannt: Aussichtslos scheint ein Nato-Beitritt der Ukraine. Als Kompromiss bezeichnete Wolodymyr Selenskyj den Vorschlag, Garantien zu erhalten - ähnlich denen im Artikel 5 des Nato-Vertrags. Er verpflichtet das Bündnis, ein angegriffenes Mitglied zu verteidigen.

Ebenfalls geplant: Eine "multinationale Truppe für die Ukraine" unterstützt durch die USA zum Aufbau der Streitkräfte, Sicherung des Luftraums und Gewährleistung sichererer Meere. Aus Kreisen der amerikanischen Unterhändler wurde bekannt, die Stationierung von US-Truppen wird ausgeschlossen.

Markus Lanz und der ukrainische Präsident Selenskyj

Das Interview von Markus Lanz mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj in voller Länge.

15.12.2026 | 37:49 min

Doch im ZDF-Interview mit Markus Lanz sprach Selenskyj einen wunden Punkt ganz deutlich an: Es sei kein echter Frieden, wenn dieser nur ein paar Wochen halte. Was passiert eigentlich, sollte Russland beschlossene Sicherheitsstrategien verletzen? Schwer vorstellbar ist, dass die USA tatsächlich in einem größeren Engagement dann eingreifen würden.

Dafür gibt es keine breite Basis innerhalb der republikanischen Partei, der MAGA-Bewegung oder Trumps Wählerbasis. Letztere ist ohnehin überzeugt, dass Globalisierung und das internationale Engagement der USA sich für Amerika nicht gelohnt haben - analysiert US-Experte Julian Müller-Kaler im ZDFheute-Interview.

Nicole Deitelhoff per Zoom.

Wenn sich die USA, die Ukraine und die Europäer abstimmen, wäre das "ein Durchbruch", so Friedensforscherin Deitelhoff. Diese Linie müsse dann auch gegen den Kreml verteidigt werden.

15.12.2025 | 10:25 min

US-Austritt aus der Nato?

Die erst kürzlich verkündete US-Sicherheitsstrategie zeigt Schwarz auf Weiß, was in den USA unter einem Präsidenten Trump schon lange klar ist: die Abkehr von Europa und ein Wandel für das Nato-Bündnis. In Zukunft müsse die Wahrnehmung der Nato als sich ständig erweiterndes Bündnis beendet werden.

Längst ist ein Richtungsstreit innerhalb der Republikaner ausgebrochen. Der republikanische Vorsitzende des Senatsausschusses, Roger Wicker, setzt sich für eine stärkere Zusammenarbeit mit Nato-Mitgliedern in Osteuropa ein und legte dazu einen Gesetzesentwurf vor.

Dagegen brachten der republikanische Senator Mike Lee und der republikanische Abgeordnete Thomas Massie jeweils Gesetzesinitiativen ein - mit dem Ziel: der Austritt der USA aus der Nato. Das Bündnis sei ein Relikt aus dem Kalten Krieg, so Massie.

Wir sollten aus der Nato austreten und das Geld für die Verteidigung unseres eigenen Landes verwenden, nicht für sozialistische Länder.

Thomas Massie, republikanischer Abgeordneter im Repräsentantenhaus

Noch in dieser Woche soll der Senat über den Verteidigungshaushalt abstimmen. Der Entwurf ist bereits durch das Repräsentantenhaus. Er sieht unter anderem eine Mindeststärke für US-Streitkräfte in Europa vor: Ohne Rücksprache mit der Nato dürfen es nicht weniger als 76.000 sein. Wird dieser Haushalt beschlossen, wäre das zwar ein Zeichen der Parlamentarier für Europa - doch um welchen Preis?

Schaltgespräch Barnick und Slansky

Auch Trump war zu den Ukraine-Gesprächen zugeschaltet. Konkret wurde es zur Rolle der USA bei einem möglichen Frieden für die Ukraine jedoch nicht, so Heike Slansky aus Washington.

16.12.2025 | 1:38 min

Expertin: Trump will Wirtschaftsbeziehungen mit Russland

Für Majda Ruge, Expertin für US-Außenpolitik, verfolgt Trump zwei Ziele:

  • keine Regularien mehr für US-Technologieunternehmen auf dem europäischen Markt
  • Neustart der Wirtschaftsbeziehungen mit Russland

Europa befindet sich in Verhandlungen, um ein Feuer in seinem Hinterhof zu löschen, während der Feuerwehrmann erwägt, einen Deal mit dem Brandstifter auszuhandeln.

Majda Ruge, European Council on Foreign Relations

US-Medien berichteten immer wieder über Treffen amerikanischer und russischer Investoren, gemeinsame Pläne für den Wiederaufbau der Ukraine sowie für die in Europa eingefrorenen russischen Vermögenswerte.

Sönke Neitzel vor einem Bücherregal.

Lässt sich Russland von den Ergebnissen der Gespräche in Berlin und auch zu eingefrorenem Vermögen beeindrucken? Militärhistoriker Sönke Neitzel ist skeptisch.

15.12.2025 | 11:06 min

Militärhistoriker: Auf lange Sicht könnte Russland gewinnen

Die Zeit arbeite für Wladimir Putin, so Militärhistoriker Sönke Neitzel bei ZDFheute live. Es sei zwar ein "schleichender Prozess", aber der Krieg in der Ukraine scheine ein Krieg zu sein, den auf lange Sicht Russland gewinne. Fatal wäre es da, wenn die USA sich irgendwann aus den Verhandlungen zurückziehen würden - ob aus Frustration oder aus Interessensverlust.

Für US-Präsident Trump zählt: Frieden durch Stärke und Stärke durch Handel. Jetzt bleibt die Kernfrage: Was kann Europa Donald Trump anbieten, um sein Interesse und den sicherheitspolitischen Schutz der USA nicht zu verlieren?

Beatrice Steineke ist Korrespondentin im ZDF-Studio in Washington, D.C.

Über dieses Thema berichteten am 15.12.2025 mehrere ZDF-Sendungen, unter anderem ein ZDFspezial ab 19:20 Uhr, ZDFheute live ab 16:25 Uhr und das heute journal ab 21:45 Uhr.

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