Rückschlag für Moskau:Ukraine befreit Kupjansk teilweise von russischen Truppen
von Christian Mölling und András Rácz
Die Ukraine hat Kupjansk weitgehend befreit, das Moskau für erobert erklärt hatte, und greift russische Militäranlagen an. Auch Moskau setzt seine Angriffe fort - auch auf Schiffe.
Im Berlin sprachen US-Vertreter mit den Europäern über ein Ende des Kriegs in der Ukraine. Dazu Präsident Selenskyj exklusiv bei Lanz und mit Kanzler Merz - ZDFheute live.
15.12.2025 | 119:04 minKurz vor seiner Reise nach Berlin zu den Verhandlungen um das Ende der Kämpfe, stattete der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am 12. Dezember Kupjansk einen kurzen Besuch ab und veröffentlichte ein Video und einige Selfies vom Rand der Stadt. Damit wollte er die Behauptung der Ukraine untermauern, dass die ukrainischen Streitkräfte mit einem gut geplanten Gegenangriff den größten Teil von Kupjansk befreit und die russischen Angreifer aus der Stadt zurückgedrängt hätten.
Zwar kämpfen noch vereinzelte russische Truppen in der Stadt. Doch da ihnen Rückzugswege, Nachschub und Verstärkung fehlen, dürfte ihr Widerstand in wenigen Tagen enden.
... ist Senior Advisor beim European Policy Centre. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.
Rückschlag für russische Propaganda
Die Befreiung von Kupjansk war ein großer PR-Rückschlag für Russland, der durch eine Reihe empörter russischer nationalistischer Militärblogger noch verstärkt wurde.
Es sei daran erinnert, dass Wladimir Putin am 20. November behauptete, Kupjansk sei vollständig in russischer Hand, und sogar ausländische Journalisten dorthin einlud. Angesichts dieser früheren PR-Aktion des Kremls war Selenskyjs Schritt für viele in Russland wahrscheinlich noch ärgerlicher.
Weiter Kämpfe in Myrnohrad und Pokrowsk
Unterdessen dauerten die schweren Kämpfe in Myrnohrad und Pokrowsk an. Myrnohrad ist mittlerweile praktisch abgeschnitten; selbst hartgesottene ukrainische Kommentatoren plädieren dafür, die zerstörte Stadt aufzugeben und die noch überlebenden Verteidiger zu evakuieren. Presseberichten zufolge befinden sich noch mehrere hundert ukrainische Soldaten in der Stadt.
Russland wirft noch mehr Einheiten an die Front
In Pokrowsk schickte Russland seine letzte verbliebene, gut ausgebildete Eliteeinheit, die 76. Luftlandedivision der Garde, allgemein bekannt als Pskow VDV, in den Kampf. Die Russen sind mit Infanterie-Infiltrationsgruppen langsam im Norden von Pokrowsk vorgerückt, während im Laufe der Woche zwei große mechanisierte Angriffsversuche durch kombinierte ukrainische Artillerie- und Drohnenangriffe gestoppt und zurückgeschlagen wurden.
Da die Russen jedoch immer mehr Boden in Pokrowsk gewinnen, wird es immer schwieriger, Nachschub in das umzingelte Myrnohrad zu liefern.
Weiter russische Angriffe auf Energie-Infrastruktur
Während der Woche setzte Russland seine Angriffe auf die zivile Infrastruktur der Ukraine fort. Der schwerste Angriff ereignete sich am 12. und 13. Dezember, als Odessa, Dnipro, Tscherkassy, Tschernihiw, Sumy und Charkiw mehrere Treffer einstecken mussten.
Während die Gespräche über einen Friedensplan weitergehen, leidet die Ukraine zunehmend an den stundenlangen Stromausfällen infolge russischer Angriffe.
09.12.2025 | 3:28 minNach Angaben des ukrainischen Innenministeriums waren mehr als eine Million Bürger ohne Strom. Besonders schlimm ist die Lage in Odessa, wo mehr als 15 Umspannwerke beschädigt und einige zerstört wurden.
Ukraine greift russische Militär- und Energieanlagen an
Die Ölraffinerien in Afipsky und Saratow wurden erneut von ukrainischen Drohnen getroffen, ebenso wie die Militärflughäfen von Saky und Kacha auf der besetzten Krim. In letzterem Fall trafen ukrainische Drohnen ein Militärtransportflugzeug vom Typ Antonov An-26, das sich auf den Start vorbereitete, sowie zwei Radarsysteme.
Es war einer der größten ukrainischen Drohnenangriffe. Die Moskauer Flughäfen wurden lahmgelegt und ein weiterer Öltanker zerstört. Militärexperte Julian Werner mit der Analyse.
11.12.2025 | 11:28 minMehr Kampfflugzeuge für die Ukraine
Polen verhandelt Berichten zufolge mit der Ukraine über die Übergabe der letzten 14 bis 15 alten MiG-29-Kampfflugzeuge aus Warschau an die Ukraine im Austausch gegen Drohnen- und Raketentechnologie. Warschau benötigt die alten MiGs nicht mehr, da die F-16- und F-35-Programme an Fahrt gewinnen.
Russland greift zivile Schiffe an
Als Reaktion auf die Angriffe der Ukraine auf die "Schattenflotte" Russlands begann Moskau, zivile Schiffe anzugreifen, die von und zur Ukraine unterwegs waren. Am 12. Dezember wurde der Hafen von Tschornomorsk von russischen Raketen getroffen, und der Massengutfrachter CENT T wurde durch eine in der Nähe detonierende Iskander-Rakete beschädigt und geriet in Brand.
Einen Tag später wurde das türkische Schiff VIVA, das Sonnenblumenöl nach Ägypten transportierte, von einer russischen Drohne getroffen. Wenn diese Angriffe weitergehen, könnten sie die maritimen Exporte der Ukraine, insbesondere von Agrarprodukten, die für den globalen Lebensmittelmarkt von großer Bedeutung sind, erheblich beeinträchtigen.
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