Expertin zur Lage im Iran: "Regimechange steht zumindest im Raum"

Interview

Zamirirad zu Angriffen:Iran-Expertin: "Regimewechsel steht zumindest im Raum"

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Israel hat dem iranischen Mullah-Regime durch die jüngsten Angriffe einen schweren Schlag versetzt. "Ein Regimewechsel steht zumindest im Raum", so Iran-Expertin Azadeh Zamirirad.

SGS Sievers Zamirirad
Sehen Sie hier das Interview mit Iran-Expertin Azadeh Zamirirad in voller Länge.15.06.2025 | 3:52 min
Nach Israels Angriffen auf die iranischen Atomanlagen setzen beide Staaten ihre Angriffe fort. Beide Kriegsparteien meldeten zahlreiche Todesopfer und Verletzte. Die israelische Armee erklärte, sie verfüge nun über Lufthoheit in weiten Teilen des Irans.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu stellte gar einen Regimewechsel im Iran als mögliche Folge der israelischen Angriffe in Aussicht. Könnte Israel die iranische Führung stürzen? "Ein Regimechange steht zumindest im Raum", erklärt die Iran-Expertin Azadeh Zamirirad von der Stiftung Wissenschaft und Politik.
Sehen Sie das ganze Interview oben im Video und lesen Sie es hier in Auszügen.
Im Interview mit dem heute journal spricht Zamirirad über ...

… einen möglichen Regimewechsel im Iran

Die Lage im Iran sei "ausgesprochen angespannt", sagt die Expertin. "Das hat damit zu tun, dass die iranische Luftabwehr faktisch außer Gefecht gesetzt worden ist."
Zudem habe Israel dem iranischen Sicherheitsapparat durch die Tötungen ranghoher Militärs großen Schaden zugefügt, erklärt Zamirirad. Der Iran habe die Posten zwar wieder schnell besetzt, sei aber in seiner Koordinierungsfähigkeit "deutlich geschwächt".

Ein Regimechange steht zumindest im Raum, so darf man jedenfalls die israelische Offensive auch verstehen.

Azadeh Zamirirad, Iran-Expertin von der Stiftung Wissenschaft und Politik

"Man muss aber dazu sagen, dass ein Regimechange von außen jedenfalls mit militärischen Mitteln, mit den Angriffen, die wir derzeit sehen, aller Voraussicht nach nicht vollzogen werden kann", ordnet die Politikwissenschaftlerin ein. Dazu bräuchte es der Expertin zufolge sehr viel größere Kampagnen, "gegebenenfalls auch Bodentruppen, die derzeit kein Staat entsenden wollen würde".
Israel versuche "in einer Situation des Chaos irgendeine Form der substanziellen Veränderung zu bewirken", so Zamirirad.

Das scheint Teil der israelischen Kalkulation zu sein, dürfte aber ausgesprochen schwierig werden.

Azadeh Zamirirad, Iran-Expertin von der Stiftung Wissenschaft und Politik

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Iran greift weiter Ziele in Israel an. Trotz hochmoderner Luftabwehr treffen das Land Raketen. Eine Entspannung zwischen den beiden Erzfeinden scheint derzeit nicht in Sicht.15.06.2025 | 2:36 min

… die aktuelle Stimmung im Iran

Es gebe zwar einen festen Kern an Anhängern des iranischen Mullah-Regimes, die schwere Vergeltung gegen Israel fordern, erklärt die Wissenschaftlerin. "Das ist aber kein repräsentativer Querschnitt der Gesellschaft."
Viele Iraner teilten das Feindbild ihres Regimes nicht, ordnet die Expertin ein. "Wir sehen ja auch keine große Sympathien in diesem Sinne mit iranischen Angriffen und Gegenangriffen aus Israel."

Gleichzeitig gibt es enorme Angst, enorme Ungewissheit und Unsicherheit.

Azadeh Zamirirad, Iran-Expertin von der Stiftung Wissenschaft und Politik

"Wir sehen, dass Menschen teilweise fliehen", so Zamirirad. Zum Beispiel seien erste Fluchtbewegungen aus Teheran festzustellen, sagt die Expertin. Es gebe aber auch durchaus Freude darüber, dass Teile dieses Sicherheitsapparates getötet worden sind.
SGS Sievers Hinz
Es sehe "danach aus, als würde man von israelischer Seite diese Kampagne wohl noch ein paar Tage, wenn nicht sogar Wochen weiterführen wollen“, so der Militärexperte Fabian Hinz.15.06.2025 | 3:30 min

… die Handlungsmöglichkeiten des Mullah-Regimes

Angesichts schwerwiegender Verluste und fehlender militärischer Mittel glaubt die Politikwissenschaftlerin nicht, dass eine Fortsetzung des Krieges im Interesse des Irans sein kann.
Die israelischen Angriffe auf die iranische Energieinfrastruktur verursachten nicht nur wirtschaftlichen Schaden, sagt Zamirirad. Eine Energiekrise könne auch für die allgemeine Bevölkerung "verheerende Folgen haben".

Wenn hier das weiter eskaliert, wird auch die Belastung für die Bevölkerung an dieser Front deutlich größer.

Azadeh Zamirirad, Iran-Expertin

Und auch an vielen anderen Fronten sehe man, dass aus iranischer Sicht "eigentlich kein Interesse daran bestehen kann, in eine größere Eskalation zu geraten".

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