Terroranschlag in Sydney: Angriff auf Chanukka-Fest

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Vater und Sohn als Täter identifiziert:Antisemitischer Terroranschlag in Sydney: Was wir wissen

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Bei dem Angriff auf das Chanukka-Fest in Sydney starben 16 Menschen, zahlreiche wurden verletzt. Ermittler sprechen von einem antisemitischen Terrorakt. Ein Überblick.

Menschen trauern um die Opfer der Schießerei am Bondi Beach in Sydney, Australien, am 15. Dezember 2025.

Nach dem antisemitischen Angriff in Sydney steht das Land unter Schock. Ermittler prüfen mögliche Verbindungen der Tatverdächtigen zu Extremisten.

15.12.2025 | 2:41 min

In Australien herrschen nach dem Terroranschlag zum jüdischen Lichterfest Chanukka am beliebten Bondi Beach in Sydney Schock und Trauer. Mehrere Menschen wurden getötet und Dutzende weitere verletzt. Die Polizei nahm zwei Verdächtige fest. Die australischen Behörden stuften die Attacke als antisemitisch motivierten "Terrorangriff" ein. Was ist genau passiert? Und was wissen wir über die Tat?

Wie reagiert Australien auf den Anschlag?

Als Zeichen der Trauer wurden am Montag landesweit die Flaggen auf Halbmast gesetzt. Premierminister Anthony Albanese verurteilte den Anschlag bei einem Besuch am Tatort als "Akt des puren Bösen, einem Akt des Antisemitismus, einem Terrorakt", der ausgerechnet den berühmten Bondi Beach getroffen habe, einen Ort, der "mit Freude, Familientreffen und Feiern verbunden ist".

Bondi Beach in Sydney, Australien

ZDFheute Infografik

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Was ist über den Ablauf der Tat bekannt?

Die ersten Notrufe gingen am Sonntag gegen 18.40 Uhr (Ortszeit) ein. Mehr als 1.000 Menschen hielten sich zu dieser Zeit am Strand auf, als die Schüsse fielen, berichtete der Polizeichef des australischen Bundesstaates New South Wales, Mal Lanyon. Augenzeugen zufolge dauerte der Angriff rund zehn Minuten.

Er ereignete sich am ersten Abend von Chanukka, dem achttägigen jüdischen Lichterfest, das an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem im zweiten Jahrhundert vor Christus erinnert. Nach offiziellen Angaben richtete sich der Anschlag gezielt gegen jüdische Menschen. Der Strand bleibt vorerst geschlossen. Am Tatort legten Trauernde Blumen und Kerzen nieder.

Mit dem Lichterfest erinnern Juden an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem im zweiten Jahrhundert vor Christus. Diese erfolgte, nachdem die Makkabäer den Aufstand gegen die hellenistisch-syrische Herrschaft erfolgreich beendet hatten. Der Tempel war zuvor entweiht worden, und der Sieg galt als Wiederherstellung der religiösen Freiheit. Der Überlieferung nach reichte das geweihte Öl für den Tempelleuchter auf wundersame Weise acht Tage lang, weshalb Chanukka über acht Tage gefeiert wird.

Während dieser acht Tage wird jeden Abend eine weitere Kerze am Chanukkaleuchter angezündet, sodass das Licht von Tag zu Tag zunimmt und an das fortdauernde Wunder erinnern soll. Begleitet wird das Fest von traditionellen Speisen, die in Öl gebraten sind, als Erinnerung an das wundersame Öl. Besonders verbreitet sind Latkes (Kartoffelpuffer) sowie Sufganiot, mit Marmelade gefüllte Krapfen.


Helfer und Verletzte bei Bondi Beach.

Was ist bisher über die Tat und ihre Hintergründe bekannt? Darüber spricht Carsten Rüger bei ZDFheute live mit ZDF-Korrespondent Johannes Hano.

14.12.2025 | 8:14 min

Wie viele Tote und Verletzte gab es?

Es handelt sich um den schwersten Schusswaffenangriff in Australien seit fast 30 Jahren. Die Zahl der Toten gibt die Polizei mittlerweile mit 16 an, darunter einer der Täter. 14 Menschen starben am Tatort, ein zehnjähriges Mädchen und ein 40-jähriger Mann erlagen im Krankenhaus ihren Verletzungen.

40 Personen wurden laut Polizeiangaben verletzt, 27 von ihnen befinden sich weiterhin im Krankenhaus. Sechs von ihnen seien in kritischem Zustand, sechs weitere in kritischem, aber stabilem Zustand, teilten die australischen Gesundheitsbehörden mit.

Laut Medienberichten wurden inzwischen weitere Todesopfer identifiziert. Unter ihnen sei auch der Holocaust-Überlebende Alex Kleytman, wie "The Australian" berichtet. Seine Frau, ebenfalls Holocaust-Überlebende, erzählte der Zeitung, sie seien am Bondi Beach gewesen, um das jüdische Lichterfest Chanukka zu feiern. Das Paar war vor Jahrzehnten aus der Ukraine nach Australien ausgewandert und fast 60 Jahre verheiratet.

Einsatzkräfte am Bondi Beach/Sydney

Bei einem Angriff in Sydney sind mindestens 16 Menschen getötet worden, darunter ein Täter. Die Polizei wertet die Schüsse auf ein Chanukka-Fest als antisemitischen Terrorakt.

14.12.2025 | 1:52 min

Zu den Toten zählen laut Berichten auch zwei Rabbiner. Mindestens ein Israeli und ein Franzose gehören nach Angaben der Außenministerien ihrer Länder ebenfalls zu den Opfern.

Ein Kuscheltier-Känguru ist neben Blumen und jüdischen Flaggen am 15.12.2025 am Bondi Beach, Australien, niedergelegt worden.
Eine Menschenmenge steht trauernd vor niedergelegten Blumen am 15.12.2025 am Bondi Beach in Australien.
Ein Paar legt Blumen an einer Gedenkstätte für die Opfer der Schießerei vor dem Bondi Pavilion am Bondi Beach in Sydney nieder, am 15.12.2025, einen Tag nach der Schießerei.

Menschen legen Blumen, Kuscheltiere und jüdische Flaggen am Ort des Angriffs nieder.

Quelle: epa

Wer waren die Täter?

Die australische Polizei hat die beiden Tatverdächtigen identifiziert: einen 50-jährigen Vater und seinen 24-jährigen Sohn, wie sie am Montag im Bundesstaat New South Wales mitteilte. Einsatzkräfte erschossen den Vater am Tatort. Der Sohn wurde festgenommen und liegt mit schweren Verletzungen im Krankenhaus. Das Motiv bleibt weitgehend unklar. Drei Schusswaffen seien sichergestellt worden, teilte die Polizei mit. In einem Auto, das einem der Täter zugeordnet wurde, fanden die Ermittler zudem improvisierte Sprengsätze.

Laut dem Rundfunksender ABC hatte der australische Geheimdienst vor sechs Jahren mögliche Verbindungen des 24-Jährigen zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) geprüft. Er soll engen Kontakt zu einem IS-Kämpfer gehabt haben, der 2019 in Australien wegen der Vorbereitung einer terroristischen Straftat verurteilt wurde. Anti-Terror-Ermittler vermuten, dass Vater und Sohn dem IS die Treue geschworen haben.

Post von ABC News (Australia)

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Albanese bestätigte, dass der australische Inlandsgeheimdienst den Sohn vor sechs Jahren wegen Verbindungen zu einer in Sydney ansässigen Zelle der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) überprüft hatte. Örtliche Medienberichte, wonach in einem Auto der Angreifer auch zwei IS-Flaggen gefunden wurden, bestätigte die Polizei mit Verweis auf laufende Ermittlungen nicht.

Der Vater sei 1998 mit einem Studentenvisum in Australien eingereist, meldeten örtliche Medien. Sein Sohn sei in Australien geboren. Ihrer Familie hätten sie erzählt, sie seien über das Wochenende auf einem Angel-Ausflug. Polizeichef Lanyon erklärte, dass der Vater Mitglied in einem Jagdverein gewesen sei. Er habe über eine Waffenbesitzkarte verfügt, weswegen er Langwaffen besitzen durfte. Insgesamt habe er sechs Waffen legal besessen, hieß es.

Premierminister von New South Wales Chris Minns legt Blumen nieder.

Laut der Polizei haben ein 50-jähriger Vater und sein Sohn den Anschlag auf das jüdische Chanukka-Fest verübt. Der Vater wurde von der Polizei erschossen, der Sohn festgenommen.

15.12.2025 | 0:25 min

Wie reagiert die Politik in Australien?

Premier Albanese forderte am Montag eine Verschärfung der Waffengesetze. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Polizeichef Lanyon sagte auf einer Pressekonferenz:

Wir wollen die Hintergründe verstehen, die Motive klären und die Abläufe rekonstruieren.

Mal Lanyon, Polizeichef von New South Wales

Was wissen wir noch nicht?

Viele Fragen sind weiterhin offen - etwa, was Vater und Sohn zu der Tat getrieben hat. Auch die Identität aller Opfer muss nach Polizeiangaben noch offiziell bestätigt werden. Die Ermittler gehen davon aus, dass sie zwischen 10 und 87 Jahre alt sind. Auch der genaue Ablauf des Verbrechens ist noch nicht abschließend geklärt.

Gab es Versäumnisse?

Premierminister Albanese sagte bei einer Pressekonferenz: "Wir werden an der Seite der jüdischen Gemeinschaft stehen." Fragen von Journalisten, ob sein Land genug gegen wachsenden Antisemitismus tue, wies er zurück. Australien nehme das Thema ernst, sagte Albanese.

Australiens Premierminister Anthony Albanese auf X:

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Mögliche Versäumnisse der Sicherheitsbehörden dürften nach dem Anschlag jedoch in den Fokus rücken. Bei der Veranstaltung am Bondi Beach habe es Sicherheitsvorkehrungen gegeben, unter anderem Polizeipatrouillen, hieß es. Die Polizei kündigte nun eine verstärkte Präsenz vor Synagogen an.

Im Verlauf des Gaza-Kriegs ist Israel international immer stärker in die Kritik geraten. Parallel ist weltweit eine Welle von Antisemitismus zu beobachten, bei der Hass gegen Juden teils in Angriffe auf Menschen oder jüdische Einrichtungen wie Synagogen gipfelt. In Australien hatte es bereits im Dezember 2024 einen Brandanschlag auf eine Synagoge in Melbourne gegeben. Das Gotteshaus ging in Flammen auf. Albanese sprach von einer "antisemitisch motivierten Schandtat", die Menschenleben in Gefahr gebracht habe.

Quelle: AFP, dpa, Reuters
Über dieses Thema berichtete das heutejournal am 14.12.2025  um 21:45 Uhr sowie ZDFheute Xpress  in dem Beitrag "Anschlag in Sydney: Polizei hat Täter identifiziert" am 15.12.2025 um 09:38 Uhr.

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