Deutsche Autobauer:Was wird besser, wenn das Verbrenner-Aus kippt?
von Frank Bethmann
Kurzfristig könnten deutsche Autobauer vom Verbrenner-Aus profitieren, ihre Probleme aber blieben. Und ihre aktuelle Gewinnschwäche reicht tatsächlich an die Finanzkrise heran.
Das Verbot für Verbrennungsmotoren ab 2035 in der EU wird offenbar aufgeweicht. Neufahrzeuge müssen dann offenbar doch nicht völlig emissionsfrei sein.
11.12.2025 | 2:25 minDie EU-Kommission arbeitet daran, das bisherige 100-Prozent-CO2-Ziel für Neuwagen 2035 zu entschärfen. Diskutiert wird eine Abschwächung auf 90 Prozent und eine längere Perspektive für Verbrenner und Plug-in-Hybride.
Politisch wäre das ein Erfolg jener Regierungen und Hersteller, die mehr Zeit für die Transformation fordern. Ökonomisch bedeutet es: Bestehende Verbrennerwerke lassen sich länger auslasten, Modellwechsel würden entschärft und Strafzahlungen wegen CO2-Flottenzielen weniger wahrscheinlich.
Aufgeweichtes Verbrenner-Aus: Für deutsche Hersteller kurzfristig Erleichterung
Für die Bilanzen der deutschen Hersteller könnte das kurzfristig - die kommenden zwei bis drei Jahre - helfen, sagt Jürgen Pieper, unabhängiger Autoanalyst.
Die Überlegung der EU, weiterhin 10 Prozent der Flotte eines Autoherstellers auch als Verbrenner oder Hybrid zuzulassen, sorgt für Kritik bei Experten der Automobilwirtschaft.
12.12.2025 | 1:57 minDie Nachfrage nach klassischen Benzin- und Dieselmodellen ließe sich länger stützen. Und die Margen auf den bewährten Plattformen, auf denen diese Fahrzeuge gebaut werden, sind in der Regel höher als bei vielen neuen Elektrobaureihen. Eine Erleichterung, so Pieper:
Weil der Umstieg etwas verlangsamt würde und die Industrie mit Verbrennern einfach noch deutlich mehr Geld verdient, sogar praktisch den gesamten Gewinn daraus zieht.
Jürgen Pieper, unabhängiger Autoanalyst
"100-Prozent Elektro bis 2035 unrealistisch"
Gleichzeitig sinkt der Zeitdruck, unprofitable E-Auto-Modelle um jeden Preis in den Markt zu drücken. "Die Festlegung, dass ab 2035 in der EU keine Verbrenner mehr neu zugelassen werden sollten, war nicht mehr haltbar. Denn die Absatzentwicklung in den vergangenen Jahren hat gezeigt, dass das Ziel von 100-Prozent Elektro bis 2035 schlichtweg unrealistisch ist", erweist sich Constantin Gall als Befürworter einer Aufweichung des Verbrenner-Aus. Gall ist Autoexperte bei der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY.
E-Fuels, Hybrid oder vollelektrisch? Europa streitet über ein mögliches Aufweichen des Verbrenner-Aus ab 2035. Derweil ist die Autoindustrie anderer Länder schon viel weiter.
15.12.2025 | 3:57 minGewinne deutscher Autobauer brechen ein
EY hat die Finanzkennzahlen der 19 größten Autokonzerne ausgewertet. Mit dem Ergebnis: Vor allem für die deutschen Autobauer ist die Gewinnsituation dramatisch. Im dritten Quartal büßten Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz bei ihrem operativen Gewinn rund 76 Prozent ein. Dieser fiel mit - zusammengerechnet - gut 1,7 Milliarden Euro auf das niedrigste Quartalsergebnis seit 2009, dem Jahr eins nach der weltweiten Finanzkrise.
Das geschieht, obwohl Umsätze und Absatzzahlen insgesamt noch relativ stabil sind. Es sind vor allem Modellanläufe, hohe Investitionen in Elektromobilität und Umbaukosten, die die Profitabilität drücken. Auch wenn die Probleme der Autoindustrie noch vielschichtiger seien, kommt Gall zu der ernüchternden Erkenntnis:
Bislang haben sich die Investitionen für die deutschen Konzerne in die Elektromobilität nicht gerechnet.
Konstantin Gall, Autoexperte
Laden soll so einfach werden wie Tanken - das ist das Ziel der Bundesregierung. Das Kabinett hat dazu einen „Masterplan Ladeinfrastruktur 2030“ beschlossen.
19.11.2025 | 1:41 minAutosektor kippt in Richtung vollelektrische Antriebe
Von einem "großen Verlustspiel" spricht auch Pieper. "Aber eine solche komplett neue Technologie, die auch mit tatsächlich hohen Investitionen verbunden ist, erfordert eben viel Zeit - und Geld", so der Autofachmann.
Eine jetzt in Aussicht stehende Verlängerung der Verbrennerfertigung hält er für "strategisch weniger gut":
Der Fokus sollte darauf liegen, so schnell und so gut wie möglich an der Spitze der neuen Technologie zu stehen.
Constantin Gall, Autoexperte Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY
Die deutschen Autohersteller verlieren Marktanteile wie Arbeitsplätze. ZDFheute live analysiert was VW, BMW und Co. für ein Comeback tun können.
08.09.2025 | 29:06 minDenn selbst wenn Verbrenner in bestimmten Nischen - Langstrecke, Schwellenländer, Spezialfahrzeuge - länger eine Rolle spielen, wird der Massensektor in Richtung vollelektrischer Antriebe kippen.
Für die deutschen Hersteller heißt das: Produktivität und Gewinne werden künftig vor allem dort entschieden, wo sie effiziente E-Plattformen, Software-Integration und globale Skalierung - also Wachstum - beherrschen. Weniger relevant, so Branchenkenner wie Pieper, sei die Frage, ob ein paar Jahre länger Verbrenner verkauft werden dürfen.
Frank Bethmann ist Redakteur im ZDF-Team Wirtschaft und Finanzen.
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