Update am Abend:Fragen Sie Ihre Töchter!
von David Metzmacher
Guten Abend,
unser Kanzler hat sich schon einige Male um Kopf und Kragen geredet - vor allem im Themendunstkreis Migration und Integration. 2023 sprach er im ZDF von "kleinen Paschas" - und meinte Söhne von anderswo geborenen Menschen, die in Deutschland leben. Über Asylbewerber sagte Friedrich Merz einmal: "Die sitzen beim Arzt und lassen sich die Zähne neu machen, und die deutschen Bürger nebendran kriegen keine Termine."
Letzte Woche dann die Aussage zum Stadtbild: "Aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen." Für Merz' Äußerungen hagelte es Widerspruch - vor allem aus der links-grünen Opposition, vom Koalitionspartner SPD ebenfalls und von vielen Bürgern im Land - in Berlin demonstrierten Menschen unter dem Motto "Brandmauer hoch! Wir sind das Stadtbild".
Quelle: dpa
Bei den Kollegen der Tagesschau wird auf den Punkt gebracht, warum der "Stadtbild"-Begriff die Kritik verdient: "Er greift ein unklares Gefühl der Fremdartigkeit und der Angst auf, ohne genau zu beschreiben, was damit gemeint ist." Soziologin Nina Perkowski erklärt im Artikel: Der "Stadtbild"-Begriff fungiere als beschönigender Code für "die sichtbare Anwesenheit von Menschen, die als nicht-deutsch oder nicht-weiß wahrgenommen werden, und zwar unabhängig von ihrer tatsächlichen Staatsbürgerschaft". Damit werde "ein kollektives Gefühl des Unwohlseins" konstruiert - "das erzeugt ein Klima, das rassistische Anfeindungen und Übergriffe befördert".
Wer von Merz nun eine nähere Erläuterung oder eine Entschuldigung, Worte des Bedauerns oder des Verständnisses erwartet hat, wurde enttäuscht. Auf die Frage eines Journalisten, ob er etwas "zurückzunehmen habe", sagte Merz nun:
Ich weiß nicht, ob Sie Kinder haben und wenn unter diesen Kindern Töchter sind, dann fragen Sie mal Ihre Töchter, was ich damit gemeint haben könnte. Vermute, Sie kriegen eine ziemlich klare und deutliche Antwort.
Weiter sagte er: "Ich habe gar nichts zurückzunehmen. Im Gegenteil, ich unterstreiche es noch einmal: Wir müssen daran etwas ändern und der Bundesinnenminister ist dabei, daran etwas zu ändern und wir werden diese Politik fortsetzen."
Auf die Demonstrationen angesprochen, sagte er: "Wer es aus dem Lebensalltag sieht, weiß, dass ich mit dieser Bemerkung, die ich da letzte Woche gemacht habe, Recht habe. (...) Und wer dann meint, dagegen demonstrieren zu müssen, der soll es tun. Der setzt sich dann allerdings auch der Frage aus, ob er ein Interesse daran hat, ein Problem zu lösen oder ob er eher ein Interesse daran hat, möglicherweise den Keil in unsere Gesellschaft zu treiben."
Selbst wenn man Merz' mit seiner unbestreitbar unkonkreten "Stadtbild"-Aussage beste Absichten unterstellt und meint, die angedeutete Problematik nachvollziehen zu können - nicht nur Menschen mit Migrationshintergrund dürften, auch angesichts seiner Reaktion auf die Kritik, von ihrem Bundeskanzler nachhaltig enttäuscht sein.
Was heute im Ukraine-Krieg passiert ist
US-Präsident Trump fordert: Der Donbass müsse für Frieden "zerteilt" werden. Doch territoriale Zugeständnisse an Putin hätten Folgen für Menschenrechte, Wirtschaft und Sicherheit, schreibt mein Kollege Oliver Klein:
Und: Die EU-Außenminister treffen sich in Luxemburg. Thema sind der mögliche EU-Beitritt der Ukraine und schärfere Maßnahmen gegen Russlands "Schattenflotte", die Ölsanktionen umgeht.
20.10.2025 | 1:38 min
EU-Staaten stimmen für Ausstieg aus russischem Gas bis Ende 2027: Ist russisches Gas in Europa bald Geschichte? Eine Mehrheit der EU-Staaten will bis Ende 2027 aussteigen und hat Ungarn sowie die Slowakei überstimmt. Doch Ausnahmen bleiben möglich.
Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.
Lage im Nahost-Konflikt
Israel öffnet Gaza-Grenzübergang wieder für Hilfsgüter: Israel will Hilfslieferungen wieder in den Gazastreifen lassen - nachdem sie am Sonntag vorläufig gestoppt wurden. Der Grenzübergang Kerem Schalom sei bereits offen, hieß es.
20.10.2025 | 2:13 min
Alle Entwicklungen finden Sie jederzeit auf unserer Themenseite zum Nahost-Konflikt und hier im Liveblog.
Statistik des Tages
... ist die Statistik selbst. Denn heute ist 4. Weltstatistiktag - der wird alle fünf Jahre auf Initiative der Vereinten Nationen in über einhundert Ländern begangen. Das Ziel ist, die Bedeutung offizieller Statistiken hervorzuheben. Das Motto dieses Mal:
Wandel gestalten mit hochwertigen Statistiken und Daten für alle.
Weitere Schlagzeilen
- Fall Rebecca: Polizei geht neuer Spur zum Schwager nach
- Bericht der BBC: Prinz Andrew wollte wohl Epstein-Enthüllung verzögern
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- Louvre-Einbruch: Frankreich fahndet nach Juwelenräubern
Ein Lichtblick
Quelle: Sven Simon
Die Stimmung im Wohnungsbau in Deutschland hat sich im September verbessert. Der vom Münchner Ifo-Institut erhobene Geschäftsklimaindex verbesserte sich um 4,6 Punkte auf den höchsten Stand seit August 2022. Mit Minus 21,8 liegt er allerdings noch immer auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau.
Die befragten Betriebe bewerteten sowohl ihre Lage als auch ihre Aussichten weniger negativ als noch vor einem Monat. Klaus Wohlrabe vom Ifo sagt: "Von einer echten Trendwende kann noch keine Rede sein - aber der Tiefpunkt scheint durchschritten."
Gesagt
Ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr - laut einem Antrag aus den Reihen der Grünen für den Bundesparteitag im November soll der Dienst neun bis zwölf Monate dauern und nach Abschluss der Vollzeitschulpflicht beginnen können - spätestens bis zum 28. Lebensjahr.
Zur Auswahl stünden Bundeswehr, Bevölkerungsschutz, Katastrophenschutz oder soziale Einrichtungen. Das Modell sieht auch einen Rechtsanspruch auf einen freiwilligen Gesellschaftsdienst für alle Generationen vor - also auch für ältere Menschen.
Anderswo interessant
"König Trump fliegt einsam im Kampfjet und lässt Fäkalien regnen aufs Volk" - in der Süddeutschen Zeitung analysiert Philipp Bovermann Trumps Einsatz von KI-generierten Videos als Teil seiner politischen Selbstdarstellung. Er beleuchtet Strategien hinter den Bildern und wirft einen kritischen Blick auf die Verbindung von Technologie und Machtinszenierung. Lesenswert für alle, die sich für KI und politische Kommunikation interessieren:
Und der Sport?
Oberdorf fällt mit Kreuzbandriss lange aus: Die Nationalspielerin vom FC Bayern hat sich innerhalb von 15 Monaten zum zweiten Mal das Kreuzband im rechten Knie gerissen. Wie das passiert ist, wie lange sie ausfällt und was ihre Mitspielerinnen sagen.
Außerdem wirft die Champions League schon wieder ihre Schatten voraus. Am Mittwoch empfängt Eintracht Frankfurt den FC Liverpool. Ein günstiger Zeitpunkt, denn der englische Meister steckt in einer veritablen Krise:
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Streaming-Tipps für den Feierabend
Vom Golfplatz zu Bushcraft: Der frühere Golflehrer Marc Freukes lebt heute als Einsiedler im Wald. Mit Leon Windscheid teilt er bei "Terra Xplore: Zwölf Jahre allein im Wald", wie der Wald bei ihm auf Burnout und Depression wirkt. (44 Minuten)
06.10.2025 | 43:28 min
Methan ist rund 30-mal schädlicher als CO2 und tritt durch Lecks in deutschen Gasanlagen unkontrolliert in die Atmosphäre. Genauer hinschauen lohnt sich im Kampf gegen die Erderwärmung. Machen wir bei "Maithink X: Gaslecks in Deutschland: Völlig unkontrolliert?" (29 Minuten)
19.10.2025 | 28:49 min
Genießen Sie Ihren Abend!
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