Dubaischokolade und Pistazien: Warum der Boom zum Problem wird

Boom mit Schattenseite:Durstige Pistazie macht Farmern zu schaffen

von Christina Gantner

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Seit dem Hype um die Dubai-Schokolade steigt die Nachfrage nach Pistazien. Mit Folgen für die Umwelt. In den Anbaugebieten Kaliforniens wird nun auch das Wasser knapp.

Pistazien auf einem Holzbrett.

Mit der Dubai-Schokolade wurden auch Pistazien zum echten Hype. Ihr massenhafter Anbau verursacht allerdings Probleme: Wassermangel und versalzte Böden.

19.10.2025 | 43:31 min

Geröstet und gesalzen gehören Pistazien schon lange zu den Lieblingssnacks der Deutschen. Doch in letzter Zeit erleben die grünen Kerne einen regelrechten Boom. Kekse, Cremes, Eis, Pesto, sogar Fitnessdrinks - alles mit Pistazie. Die hellgrüne Farbe findet man auf vielen Verpackungen.

Tafeln mit Pistazienfüllung
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Eine gebrochene Tafel "Dubai-Schokolade" mit einer Pistazien-Kadayif-Füllung
mit Video

Viele von uns verbinden dabei die Herkunft mit Ländern des Nahen Ostens. Seit den 1960er Jahren werden Pistazienbäume aber auch in den USA, in Kalifornien kultiviert. Das heiße Klima dort im Central Valley bietet ideale Anbaubedingungen. Inzwischen produzieren die USA mehr Pistazien als jedes andere Land. Die Schattenseite des wirtschaftlichen Erfolgs ist die Belastung der Umwelt. Und der hohe Wasserverbrauch.

Ursprünglich in trockenen Regionen beheimatet, kommt der Pistazienbaum mit wenig Wasser aus. Im kalifornischen Central Valley jedoch - als Monokultur auf Ertrag getrimmt - wird er zur durstigen Pflanze. Rund 11.000 Liter pro Kilo Pistazien werden für den Wasserfußabdruck berechnet. Zum Vergleich: Ein Kilo Avocados liegt bei etwas über 1200 Liter Wasser und zählt schon damit zu den durstigen Früchten.


Wasser aus dem Norden reicht oft nicht

Im Central Valley regnet es kaum. Das meiste Wasser beziehen die Farmer aus dem "California Aqueduct", einem komplexen Kanalsystem, das Wasser aus dem Norden in den Süden des Bundesstaates leitet. Doch die zugeteilten Wassermengen reichen oft nicht aus für die Plantagen. In Dürreperioden müssen viele Landwirte deshalb auf Grundwasser zurückgreifen. Nur: Je tiefer sie bohren, desto mehr Salz enthält das Wasser.

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Denn das Central Valley war einst ein Meeresboden. Seine Sedimente enthalten bis heute Elemente wie Natrium, Chlorid und Bor. Je tiefer die Erdschichten liegen, desto mehr Salz steckt drin. Auch im Grundwasser. Wird es über Brunnen nach oben gepumpt, verteilt es sich an der Oberfläche und schadet den Pflanzen.

Salz wird zunehmend zum Problem

Eine, die das Problem bestens kennt, ist die Wissenschaftlerin und Pistazien-Expertin Louise Ferguson von der University of California in Davis. Sie weiß: Langfristig führt die Situation zu Ertragsrückgängen und noch höherem Wasserbedarf - ein Kreislauf, der sich nur schwer durchbrechen lässt.

Es gibt keine unterirdische Entwässerung zum Pazifik hin. Alles, was wir in den Boden einbringen, bleibt dort, sofern es nicht von einer Pflanze aufgenommen wird.

Louise Ferguson, University of California

Das gelte auch für Salz. "Steigt die Konzentration zu stark an, kann das für Pistazienbäume ein Problem werden."

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Besser verstehen, wie die Pistazie "funktioniert"

An der University of California forscht neben Louise Ferguson auch Giulia Marino zu Anpassungsstrategien der Pistazie an die zunehmend härteren Bedingungen. "Die Pistazie ist eine dürreresistente Pflanze", erklärt sie. Ich bin mir sicher, dass wir einen Weg finden können, die Produktivität mit weniger Wasser aufrechtzuerhalten. Wir müssen nur noch besser verstehen, wie der Baum funktioniert."

Sie und ihr Team messen den Wasserverbrauch der Bäume über die gesamte Saison, beobachten deren Reaktion auf Trockenstress und arbeiten an Modellen, um Bewässerung präziser zu steuern.

Wenn wir genau wissen, wie viel Wasser die Bäume wann brauchen, können wir gezielt bewässern. So reduzieren wir den Wasserverbrauch und schützen die Ressourcen.

Giulia Marino; University of California

Langfristig sollen daneben genetische Analysen und Zuchtprogramme helfen, Sorten zu kreieren, die sowohl wassereffizienter als auch salzresistenter sind. Einige Erfolge haben die Wissenschaftlerinnen bereits erzielt. Doch der voranschreitende Klimawandel könnte dabei zum Problem werden.

Schädlinge schlüpfen durch Klimawandel früher

Denn er sorgt dafür, dass sich das Klima im Central Valley verändert. So steigen im Frühling die Temperaturen schneller, die Winter werden immer milder. Das bedeutet auch: Schädliche Insekten schlüpfen früher und treffen auf die jungen, zarten Knospen der Bäume in den Plantagen. Die Farmer müssen also früher und oft mehr Pflanzenschutzmittel einsetzen, um ihre Ernte zu schützen.

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Quelle: dpa

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