Ökologie und Nachhaltigkeit :Erste abfallfreie Insel: Taugt Tilos als Vorbild?
Die griechische Insel zwischen Rhodos und Kos macht anderen Inseln vor, wie modernes Abfallmanagement funktioniert. Die knapp 800 Bewohner von Tilos sind begeistert. Nicht nur sie.
Die Insel Tilos ist die erste abfallfreie Insel der Welt. Alle trennen ihren Müll, der Rest recycelt. Die Bürgermeisterin treibt das Projekt mit Leidenschaft voran und macht Tilos zum Vorbild.
01.10.2025 | 6:04 minDie Sonne klettert über die schroffen Hügel der Insel Tilos in Griechenland. Unten am Hafen schaukeln die Boote in der Bucht. Es ist 7 Uhr. Die ersten Müllautos fahren die Strandpromenade entlang und sammeln die Mülltaschen vor den Häusern, Geschäften und Restaurants ein.
Über einen QR-Code registriert Iraklis Sakellaris alle Abfälle, bevor sie zur Recyclinganlage im Inneren der Insel gebracht werden.
Mülltrennung, um "unsere Insel" zu retten
"Die größte Herausforderung sind für uns die Einheimischen und die Geschäftsleute. Wenn sie nicht kooperieren würden, würde das unsere Arbeit sehr erschweren", sagt Sakellaris, der Manager der Recyclinganlage.
Aber auf Tilos machen alle mit. Alle Bewohnerinnen und Bewohner trennen ihren Müll in Bio, Plastik, Aluminium, Papier, Glas. Denn Maria Kamma-Aliferi, die kraftvolle Bürgermeisterin von Tilos, wollte ihre Heimatinsel nachhaltig verändern und hat mit ihrer Hingabe alle mitgerissen: "Wir wollen einfach unsere Insel retten. Wir wollen sie schützen - diese wunderbare Landschaft."
Denn Menschen, die sich selbst respektieren, respektieren auch andere.
Maria Kamma-Aliferi, Bürgermeisterin von Tilos
Plastik boomt: Mehr als 400 Millionen Tonnen werden weltweit pro Jahr produziert. Und immer mehr Plastikmüll treibt in Flüssen Richtung Ozeane.
24.11.2024 | 28:45 minMit Leidenschaft Müll entsorgen
Das hat auch Tavernenwirt Nikos Atsiknoudas überzeugt. Seit knapp 30 Jahren bedient er hier Touristen und Einheimische direkt am Meer und serviert ihnen sein griechisches Essen.
Aber so leidenschaftlich wie jetzt hat er die Reste der Gäste noch nie entsorgt. "Das Beste ist das Ergebnis. Für uns, unser Leben und unseren Planeten. Finanziell geht's mir auch besser, weil mehr Gäste kommen", schwärmt Nikos Atsiknoudas.
Wir sind ein Vorbild für die ganze Welt geworden.
Nikos Atsiknoudas, Tavernenwirt auf Tilos
WISO gibt defekte alte Smartphones und Kühlschränke an Wertstoffhöfen ab. Die Geräte landen trotz Elektrogesetz nicht im Recycling, sondern tauchen ganz woanders wieder auf.
12.05.2025 | 18:58 minRecycling statt stinkender Müllhalde
Auf einem Hügel der Insel, dort, wo früher die stinkende Mülldeponie lag, thront der Stolz der ganzen Insel: die Recyclinganlage. Hier recyceln sie den Biomüll zu Inseldünger.
Alle anderen getrennten Abfälle pressen die Mitarbeiter zu Paketen, die nach Athen verschifft und dort komplett recycelt werden. So sorgt ein einfaches Konzept dafür, dass kein Abfall auf Tilos und alles im Kreislauf verbleibt.
Schwimmtiere, Verpackungen, Zahnbürsten – Plastik ist überall. Praktisch und günstig, aber aus Erdöl. Die Kehrseite: Müllberge, Mikroplastik und ein globales Umweltproblem.
04.08.2025 | 1:50 minDas kleine Tilos - Vorbild für die Welt?
Spyros Kastanakis, der Betriebsingenieur der Recyclinganlage, überwacht die Abläufe. "Natürlich würde dieses Grundkonzept auch für größere Städte, wie etwa Athen, funktionieren. Klar, man bräuchte mehr Maschinen und mehr Personal, aber das Konzept wäre genau dasselbe."
Und so bekam die Betreiberfirma neulich auch den ersten Nachfolgeauftrag. Abu Dhabi will es Tilos nachmachen. Und auch die griechische Regierung ist hellhörig geworden, übernimmt inzwischen die gesamte Finanzierung und will weitere Inseln dazu bringen, ihr meist katastrophales Müllmanagement dem Tilos-Modell anzupassen.
Wotan Wilke-Möhring, Claudia Michelsen oder Rufus Beck durchsegeln vor Griechenland das Mittelmeer. Nicht für einen entspannten Urlaub, sondern um sich für den Schutz der Meere einzusetzen.
26.05.2025 | 2:52 minNächster Schritt: Müll vermeiden
Die Bürgermeisterin der Insel plant währenddessen schon den nächsten Schritt.
Woran wir jetzt noch arbeiten müssen, ist die Wiederverwendung von Verpackungen.
Maria Kamma-Aliferi, Bürgermeisterin von Tilos
"Also: wenn wir unseren Kaffee holen, müssen wir unsere eigenen Becher nehmen - für Wasser unsere eigenen Flaschen. Und Plastiktüten sollten wir auch keine mehr benutzen."
Und so erfindet sich diese kleine Insel immer weiter neu - und macht auf ihre Weise dem Rest der Welt vor, wie es gehen kann.
Barbara Lueg ist Korrespondentin im ZDF-Studio Rom. Sie berichtet aus Griechenland, Italien, dem Vatikan und Malta.
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