Bei Plastikmüll keine Leerung:Biotonne im Visier: Vielerorts schärfere Kontrollen
Deckel auf, Ärger drin: In vielen Städten werden Biotonnen in den kommenden Wochen verschärft kontrolliert. Wer Plastik einwirft, bei dem bleibt die Tonne ungeleert stehen.
In vielen Städten wird der Biomüll in den kommenden Wochen genauer unter die Lupe genommen.
Quelle: ColourboxIn etwa 40 Kommunen Deutschlands müssen die Bewohnerinnen und Bewohner in den kommenden vier Wochen mit verschärften Kontrollen von Biotonnen rechnen. Wenn eine Biotonne viel Plastik und andere Störstoffe enthält, werde sie nicht geleert, teilte der Verein wirfuerbio in Elmenhorst mit.
Vereinsmitglieder sind kommunale Entsorgungsbetriebe. Die wiederum beteiligen sich nun an der vierwöchigen Kampagne: Ihre Müllwerker sollen genau hinschauen und gegebenenfalls eine Rote Karte verteilen. Die wird als Anhänger angebracht oder als Aufkleber auf die Tonne geklebt.
Plastik oder Glas im Biomüll? Wer mehr als drei Prozent Fremdstoffe in der Tonne hat, riskiert Bußgelder. Die Müllabfuhr darf Abfall stehen lassen.
01.05.2025 | 1:46 minKümmern sich die Bewohner des betroffenen Hauses nicht um die Entfernung der Störstoffe, so wird der Inhalt der Tonne später als Restmüll entsorgt. Das könne 40 Euro kosten, heißt es von dem Verein.
Biotonnen-Kontrollen unter anderem in Lübeck, Göttingen, Magdeburg
Die Kontrollen werden im Rahmen der Kampagne in Städten wie Lübeck, Göttingen, Magdeburg, Kaiserslautern und Ulm sowie in zahlreichen Landkreisen querbeet im Bundesgebiet durchgeführt.
Mancherorts finden solche Biomüll-Kontrollen ohnehin schon statt, andernorts bislang nicht oder nur sporadisch. Mit seiner koordinierten Kampagne möchte der Verein das Problem jetzt aber stärker in die Öffentlichkeit und damit in das Bewusstsein der Verbraucherinnen und Verbraucher bringen.
Immer mehr Müll wird illegal entsorgt. Die Stadt Saarbrücken setzt eine extra Umweltstreife ein. Mima-Reporterin Claudia Oberst hat sie auf ihrer Diensttour begleitet.
17.07.2025 | 5:40 minEntleerung der Biotonne: Sensoren im Einsatz
Bei den Kontrollen kommen auch Sensoren zum Einsatz, die am Müllwagen angebracht sind: Wird eine Biotonne geöffnet und zur Entleerung hochgefahren, scannen die Sensoren das Innere kurz ab - erkennen sie zu viele Störstoffe, kommt die Tonne ungeleert zurück auf die Straße.
Bei manchen Müllabfuhren werfen die Mitarbeiter einen Blick hinein und überzeugen sich, dass in der Tonne kein Plastik ist. Auch Tüten aus kompostierbarem Bioplastik gehören dazu - sie wirken zwar öko, sind es aber nicht, da ihre Zersetzung aus Sicht des größten Teils der Abfallbranche zu lange dauert. Besser ist es, Zeitungspapier oder Papiertüten zu nehmen oder den organischen Abfall ohne Verpackung in die Tonne zu schmeißen.
Problem von Mikroplastik in der Landschaft
Biomüll wird für Biogas-Anlagen genutzt, um Energie zu erzeugen. Außerdem wird er zu Kompost verarbeitet, der als Dünger in der Landwirtschaft oder im Garten genutzt wird. Problematisch ist es hierbei allerdings, wenn in den organischen Abfällen Plastik ist und das Mikroplastik in die Landschaft kommt.
Seit Mai gelten recht strenge staatliche Regeln, denen zufolge Biomüll nicht mehr als ein Prozent des Gewichts Plastik und insgesamt nicht mehr als drei Prozent Fremdstoffe enthalten darf. Hierbei sind auch Windeln, Katzenstreu, lackiertes Holz und Leder tabu.
Wir atmen deutlich mehr Mikroplastik ein als bislang angenommen. Bei Erwachsenen gelangen täglich rund 68.000 der winzigen Plastikpartikel in die Atemwege, zeigt eine neue Studie.
31.07.2025 | 0:26 minEntsorgungsbetriebe nehmen Verbraucher in die Pflicht
Die Einhaltung dieser staatlichen Vorschrift wird allerdings erst kontrolliert, wenn die Müllwagen den Abfall an einer Entsorgungsanlage abladen. Stellt sich dann heraus, dass zu viel Plastik, Glas oder Konservendosen drin sind, muss die Müllabfuhr den Biomüll wieder mitnehmen.
Damit es gar nicht so weit kommt, wollen die kommunalen Entsorgungsbetriebe die Verbraucherinnen und Verbraucher stärker in die Pflicht nehmen: Sie sollen aufmerksamer werden und nur das in die braune Tonne schmeißen, was da reingehört, etwa Grünschnitt und pflanzliche Küchenabfälle.
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