Frauen-EM: Die ersten Trends des Turniers

Fußball-EM 2025:Die ersten Trends des Turniers

von Frank Hellmann, Zürich
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Spanien bildet in jeder Hinsicht die Benchmark der Fußball-EM. Weitere Auffälligkeiten nach der Gruppenphase und warum keine Mannschaft einen leichten Weg haben wird.

Die Spanierin Esther Gonzalez jubelt nach dem dritten Tor ihrer Mannschaft beim Spiel gegen Italien
Die spanische Mannschaft von Torschützin Esther Gonzalez gilt als Top-Favorit auf den EM-Titel.
Quelle: dpa

Das Motto der Frauen-EM in der Schweiz leuchtet vor allem im Umfeld der acht Stadien. "Summit of Emotions" steht in Versalien auf Plakaten oder an den Ersatzbänken. Ein Gipfel der Emotionen wird fußballerisch vor allem dann erreicht, wenn die Weltmeisterinnen aus Spanien am Ball sind. Ihre Auftritte gegen Portugal (5:0), Belgien (6:2) oder Italien (3:1) wirkten wie kunstvolle Inszenierungen.
Eigentlich völlig egal, wen Nationaltrainerin Montse Tomé aufstellte: Die Kombinationen bei "La Furia roja" liefen wie am Schnürchen. Die Puzzleteile passten perfekt ineinander.
"Spanien ist ein unglaubliches Team", sagte die italienische Verteidigerin Elisabetta Oliviero, die nach der Lehrstunde im Wankdorf-Stadion von Bern von der "schönsten Niederlage der vergangenen Jahre" sprach.
Torjubel Spanien beim 1:1 durch Athenea (Spanien, 10).
Topfavorit Spanien hat auch das letzte Gruppenspiel für sich entschieden. Gegen Italien gewannen die Weltmeisterinnen nach Rückstand. Das Ausgleichstor war eine Augenweide.11.07.2025 | 6:56 min

Niederlande hat den Anschluss verpasst

Es kann keine zwei Meinungen geben, dass der erste EM-Titel in greifbare Nähe gerückt ist, zumal das Viertelfinale gegen die Schweiz in Bern (Freitag 21 Uhr) keine große Hürde sein dürfte.
Der lange in Spanien arbeitende Bondscoach Andries Jonker urteilte: "Spanien ist die absolute Nummer eins. Dahinter kommen sieben, acht Team auf Augenhöhe."
Die Niederlande als Europameister 2017 und Vize-Weltmeister 2019 hielt bei dem gestiegenen Niveau nur noch phasenweise mit, unterlag in der schweren Gruppe D gegen England (0:4) und Frankreich (2:5) deutlich.
Die "Oranje Leuwinnen" brauchen einen Generationenwechsel.

Eine Überraschungsmannschaft kommt ins Halbfinale

Bundestrainer Christian Wück hatte bei der Kadernominierung gemutmaßt, aus dem Quartett mit Spanien, England, Schweden und Deutschland als die besten vier Teams Europas aus der Fifa-Weltrangliste würden zwei ins Halbfinale kommen.
Damit könnte der Bundestrainer tatsächlich ungewollt richtig liegen, wenn die DFB-Frauen im Viertelfinale gegen Frankreich in Basel (Samstag 21 Uhr/live ZDF) scheitern sollten.
Schwedens Verteidigerin (Nr. 22) Smilla Holmberg, Deutschlands Mittelfeldspielerin (Nr. 19) Klara Bühl und Deutschlands Mittelfeldspielerin (Nr. 20) Elisa Senss kämpfen um den Ball.
Die deutsche Nationalelf ist bei der Frauen-EM auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Im dritten Vorrundenspiel setzte es eine 1:4-Niederlage gegen Schweden.12.07.2025 | 7:07 min
Denn: England und Schweden duellieren sich in Zürich (Donnerstag 21 Uhr). Spanien ist klarer Favorit gegen Gastgeber Schweiz in Bern (Freitag 21 Uhr). Und dann kommt noch ein Überraschungsteam weiter, was Wück damals im Europapark Rust angekündigt hatte: Das wäre dann der Sieger des ersten Viertelfinalduells zwischen Norwegen und Italien in Genf (Mittwoch 21 Uhr).
Auch Mirko Dismer, der Abteilungsleiter Fußballentwicklung der DFB-Akademie, nimmt das Turnier mit einer Crew genau unter die Lupe, um Trends auszuspähen.

Die EM in der Schweiz steuert auf einen neuen Torrekord zu. In den 24 Gruppenspielen gab es bereits 89 Treffer, das entspricht einem Schnitt von 3,71 Treffern pro Spiel. Zum Vergleich: Bei der EM 2022 in England wurden in den 31 Spielen insgesamt 95 Tore erzielt (Schnitt 3,06).

Seriös zu vergleichen sind die Turniere erst seit der EM 2009 in Finnland, als erstmals zwölf Teams teilnahmen und auf einen Schnitt von 2,76 Toren pro Spiel kamen. Die EM 2013 in Schweden hatte einen Schnitt von 3,21, die EM 2017 in den Niederlanden war das torärmste Turnier mit 2,19 Toren pro Spiel.

Aktuelle Analyse koordinieren Neid und Clemens

Die aktuelle Analyse koordinieren die frühere Bundestrainerin Silvia Neid und der Leiter Spielentwicklung Christofer Clemens, der auch schon für Joachim Löw bei der Männer-Nationalmannschaft arbeitete.
Eingebunden ist mit Ulrike Ballweg auch die frühere Neid-Assistentin und die ehemalige Nationalspielerin Melanie Behringer. Geballter Sachverband aus den erfolgreichsten Zeiten des deutschen Frauenfußballs.

DFB-Experte erwartet keinen spanischen Alleingang

Was Dismer von der DFB-Akademie ZDFheute sagt: "Auffälligkeit, sind zum Teil neue Eckballvarianten, die sehr konsequent und systematisch gespielt werden."
So werde die Torhüterin dabei mit mehreren Spielerinnen zugestellt, um Verwirrung zu stiften: "Mit Erfolg, was die Torquoten betrifft." Ganz grundsätzlich hat der 35-Jährige beobachtet, "dass das gemeinsame Überwinden von Widerständen und das gestärkte Lernen daraus (Resilienz) ein Faktor für Erfolg sein kann".
Das gelte für alle erfolgreichen Turnierteams der Vergangenheit - ob weiblich oder männlich. Es gebe überdies noch viele weitere Faktoren, "nicht zuletzt der Faktor Glück, der eine große Rolle bei Endturnieren spielt". Grundsätzlich hat die Leistungsdichte weiter zugenommen.

Niemand wird mehr entspannt zu Null durchs Turnier surfen.

Mirko Dismer, Abteilungsleiter Fußballentwicklung DFB-Akademie

Hört sich so an, als könnten sogar die Spanierinnen noch Probleme bekommen. Wenn es so käme, würde es zum EM-Motto passen.

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