Fußball-EM der Frauen erstmals nur mit Stadionsprecherinnen
Fußball-EM in der Schweiz:Novum: Nur Frauen in den Stadien am Mikro
von Jannik Höntsch
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Bei der Frauenfußball-EM arbeiten erstmals nur Frauen als Stadionsprecherinnen. Wie es dazu kam – und warum der Schweizer Fußballverband dafür extra eine Kurz-Ausbildung anbot.
Robin Fritschi ist die Initiatorin des Stadionsprecherinnen-Projekts des Schweizer Fußball-Verbands
Quelle: ZDF
Wenn die Spielerinnen bei der Fußball-EM auf das Feld auflaufen, ertönt aus den Stadionlautsprechern eine Frauenstimme – ein Novum: Erstmals arbeiten bei einer Frauen-EM nur Frauen als Stadionsprecherinnen. 16 hat der Schweizerische Fußballverband (SFV) dafür vor der EM extra ausgebildet, auf der Homepage konnte man sich dafür bewerben. Eine, die die Idee von Anfang an forcierte, ist Robin Fritschi.
Volle Stadien und große Emotionen: Die Fußball-EM in der Schweiz 2025 hat nicht nur sportlich begeistert – wir zeigen die Highlights und Geschichten hinter dem Turnier. Auch Stadionsprecherin Robin Fritschi kommt zu Wort.25.07.2025 | 19:15 min
Frauenfußball zuvor nur von Männern "gespeakert"
Fritschi war früher Journalistin, seit ein paar Jahren arbeitet sie als Moderatorin und parallel dazu seit 2021 als Stadionsprecherin. Normalerweise spricht sie beim FC Schaffhausen, einem Schweizer Erstligisten und Männerteam. Als 2022 jedoch die Frauen des FC Zürich ein Champions-League-Spiel in Schaffhausen austrugen, wurde Fritschi gefragt, ob sie dieses Spiel sprechen möchte. Der Grund: Der eigentliche Sprecher wollte wohl nicht kommen. Sie erinnert sich, sofort zugestimmt zu haben.
"Nach dem Schlusspfiff kam dann die versammelte Mannschaft zu mir und meinte, dass das so cool gewesen wäre, dass mal eine Frau im Stadion gespeakert hat", erinnert sich Fritschi.
Sie sagten, dass sich das wie eine zwölfte Frau auf dem Platz angefühlt hätte.
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Robin Fritschi, EM-Stadionsprecherin
Da sei ihr bewusst geworden, wie männerdominiert ihre Branche sei.
Verband musste die Frauen am Mikro erst ausbilden
Als klar war, dass die EM in diesem Jahr in der Schweiz stattfindet, in nur acht Städten, war sie es, die den Verband anschrieb und fragte, ob er genügend Sprecherinnen hätte, um das Turnier nur mit Frauenstimmen an den Stadion-Lautsprechern zu besetzen.
Dass bei einer Fußball-EM nur Frauen Stadionsprecherinnen waren, gab es noch nie. Dementsprechend fiel die Antwort des Verbands aus: "Da kam dann zurück: Nein, aber wenn du das Coaching übernimmst, dann machen wir das, dann helfen wir", so Fritschi.
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Fritschi übernahm das Coaching
Im Februar 2025 war der Plan fertig: Fritschi übernahm das Coaching, mindestens sieben Termine, der Verband startete den Aufruf über seine Homepage und Sozialen Netzwerke: "Werde die Stimme der UEFA Women's EURO 2025!" Was man unter anderem mitbringen sollte: Mindestens 18 Jahre alt sein und ein großes Interesse an Fußball und Fankultur haben. Den Rest übernahm Fritschi mit ihrem Coaching.
Über 50 Frauen hatten sich auf den Aufruf hin gemeldet, sie schickten Audioproben auf Deutsch und Englisch mit, anschließend wurden sie zur Endausscheidung und zum Coaching eingeladen.
Wichtig: Gute, emotionale Stimme
Dabei achtete Fritschi auf die wichtigsten Dinge, die Stadionsprecherinnen beherrschen sollten: Eine gute, emotionale Stimme und Interesse für Fußball haben sowie fehlerfrei sprechen können. Sorge hat ihr am Anfang des Coachings aber etwas anderes gemacht: Als sie den Bewerberinnen den Auftrag gab, ihre eigene Stimme zu finden, ohne aufgesetzt zu wirken. "Das hat am Anfang überhaupt nicht funktioniert", sagt Fritschi.
Vom Typ sind wir Frauen nicht die, die sich hinstellen und einfach losschreien. Das war das Toughste.
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Robin Fritschi, EM-Stadionsprecherin
Im Finale bei der Fußball-EM 2025 treffen England und Spanien aufeinander. Alle Tore der beiden Teams in diesem Turnier.24.07.2025 | 7:58 min
Nach der EM auch im Vereinsfußball "speakern"
Trotzdem ist Fritschi stolz darauf, dass es geklappt hat, für die Europameisterschaft nur Frauen als Stadionsprecherinnen zu gewinnen. Darüber hinaus hat ein Teil der Sprecherinnen Angebote erhalten, auch im Vereinsfußball zu sprechen.
Fritschi selbst ist vom FC Zürich angesprochen worden. "Auch die Nationalmannschaft hat gesagt, dass sie bislang immer von Männern begleitet wurde und dass sie möchte, dass zwei der Stadionsprecherinnen nach der Euro auch bei ihr aktiv speakern", erklärte Fritschi stolz.
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