Fußball: So lief die erste Saison der neuen DFB-Nachwuchsliga

Premierensaison:So lief die neue DFB-Nachwuchsliga

von Ralf Lorenzen
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Bei der Reform der Jugendligen des DFB gab es auch skeptische Stimmen. Amateure fürchteten Ausgrenzung, Profis fehlenden Leistungsdruck. Beides scheint sich nicht zu bewahrheiten.

DFB-Nachwuchsliga: Bayern Münchens U19-Spieler Iwinosa Uhuns und Werder Bremens Julius Joas im Zweikampf im Hauptrundenspiel der Liga A
Die Nachwuchsligen sind in Vorrunde und Hauptrunde aufgeteilt. Hier eine U19-Spielszene zwischen Bayern München und Werder Bremen mit Iwinosa Uhuns (l.) und Julius Joas.
Quelle: ddp | Fox-Images

Die erste Saison der neu eingeführten Nachwuchsligen des DFB geht in ihre entscheidende Phase. In der U19 steigt am Wochenende das Finale zwischen Bayer Leverkusen und dem 1. FC Köln, in der U17 stehen Anfang Juni die Halbfinals an.

Abstieg abgeschafft

Grundgedanke des Konzeptes ist es, den Abstiegskampf zu vermeiden, der vorher in der B- oder A-Junioren-Bundesliga häufig zu einem destruktiven Ergebnisdruck geführt hat. Dadurch seien die Entwicklungschancen einzelner Spieler gehemmt worden, lautete die Erkenntnis.
Aus den neuen Nachwuchsligen können die Teams der 56 Leistungszentren nun nicht absteigen.

Alle wollen in Liga A

"Ich bin bei meinem Start hier im Januar 2023 damit begrüßt worden: 'Wir sind mit der U17 und U19 im Abstiegskampf und müssen Punkte holen.' Das war eine etwas verkrampfte Stimmung. Die haben wir mit der Reform nun nicht mehr", sagt Marc Dommer, Nachwuchsleiter bei Werder Bremen im Gespräch mit ZDFheute.

Trotzdem ist es so, dass die Mannschaften ambitioniert bleiben und unbedingt die A-Liga erreichen wollen. Dieses 'etwas Gewinnen können' geht nicht weg.

Marc Dommer, Nachwuchsleiter bei Werder Bremen

Auch Hannes Wolf, der für den Nachwuchs zuständige DFB-Sportdirektor, tritt anfänglichen Befürchtungen entgegen, der Leistungsgedanke könnte durch die Reform Schaden genommen haben. "Es ist trotzdem noch Druck drin, weil die ersten drei in der Liga A spielen und da wollen alle rein", sagt Wolf ZDFheute:

Gewinnen wollen, ist Teil deutscher Fußballkultur.

Hannes Wolf, DFB-Sportdirektor

Nun gehe alles "Hand in Hand mit dem, was die Kids vorher gemacht haben, mit der Trainingsphilosophie Deutschland und mit der Skizzierung des ganzen Weges, wie sie groß werden sollen", so Wolf.

Erfolg wird an Entwicklung der Spieler gemessen

Dommer hält den Ansatz für richtig, Erfolg in der Ausbildung über die Entwicklung von Spielern zu definieren.

Wenn wir Spieler in den Profibereich gebracht haben, dann können wir am Ende sagen: Wir haben eine gute Entwicklung hingelegt.

Marc Dommer, Nachwuchsleiter bei Werder Bremen

Positiv sieht Werder-Mann Dommer auch den neuen Zuschnitt der Gruppen in der Vorrunde, die Werder bei der U17 mit Borussia Dortmund und bei der U19 mit dem VfL Bochum Gegner aus anderen Regionen bescherten, "die auf sehr starkem Niveau spielen".
Die anschließende Liga A mit der U19 von Werder sei eine tolle Reise gewesen "mit einem Anforderungsniveau, das nochmal höher war, als es in der Bundesliga-Staffel Nord/Nordost gewesen wäre", so Dommer.

Die Saison ist in zwei Phasen gegliedert. In der Vorrunde werden die Mannschaften in regionale Gruppen mit je maximal acht Teams, die in Hin- und Rückspiel aufeinandertreffen. Anschließend verzweigt sich die DFB-Nachwuchsliga in Liga A und Liga B.

Der Erste und Zweite jeder Vorrundengruppe sowie die besten Gruppendritten qualifizieren sich für Liga A. Diese insgesamt 24 Klubs werden erneut auf vier Gruppen zu sechs Teams verteilt. Die vier besten jeder Gruppe ziehen ins Achtelfinale um die Deutsche Meisterschaft ein. Dort geht es im K.o-Modus bis zum Finale.

Die restlichen Klubs der Vorrunde absolvieren die zweite Saisonhälfte in Liga B. Dort stoßen die elf besten Mannschaften aus den zweithöchsten Spielklassen unterhalb der DFB-Nachwuchsliga hinzu.

In Liga B werden Gruppen zu jeweils maximal acht Teams gebildet. Vereine mit Leistungszentrum sind automatisch für die Folgesaison qualifiziert. Für Vereine ohne Leistungszentrum gilt: Wer sich für Liga A qualifiziert oder in Liga B auf einem der ersten vier Plätze in seiner Gruppe landet, hat seinen Startplatz für die Folgesaison ebenfalls sicher.

Das Werder-Team qualifizierte sich für die Playoffs, bei denen erst im Halbfinale gegen den 1. FC Köln Schluss war. "Die Spieler mussten fokussiert sein und an ihr Limit gehen. Das ist das, was du haben willst, um sie weiterzubringen", sagt Dommer.
Werders U17 schaffte es zwar nicht in Liga A, wurde aber auch in Liga B laut Dommer "unserem Niveau entsprechend immer wieder gefordert".

Auch Amateure messen sich auf höchstem Niveau

Aus den Reihen der Amateurvereine war im Vorfeld zum Teil befürchtet worden, aus den Topligen ausgegrenzt zu werden. Karsten Wolf, Jugendleiter des Blumenthaler SV, befindet aber:

Ich finde das Konzept im Grundsatz richtig, weil es den starken Jahrgängen die Möglichkeit bietet, wirklich ganz oben zu spielen.

Karsten Wolf, Jugendleiter des Blumenthaler SV

Die U19 des Amateur-Klubs aus dem Bremer Norden hat sich über die Regionalliga für die Hauptrunde der Liga B qualifiziert und dort den zweiten Platz erreicht. "Für den Jahrgang war es genau das Optimale, selbst auch mal auf dem höchsten Niveau zu spielen und nicht immer nur die Klasse für die nachfolgenden Mannschaften klarzumachen", sagt Blumenthals Jugendleiter Wolf.
"sportstudio reportage": Montage: Jude Bellingham schaut in die Kamera, hat seine Arme mit erhobenen Zeigefingern nach vorne gestreckt. Er ist vor einem orangefarbenen Hintergrund abgebildet auf dem Hun­dert­eu­ro­scheine herunterflattern.
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Hohe Anforderungen an Infrastruktur

Insbesondere lobt Karsten Wolf die Möglichkeit, sieben Spieler auswechseln zu können. "Es konnten alle spielen, die mitgefahren sind." Für die Entwicklung der Spieler ist dieses Konzept genial".
Einen Kritikpunkt hat er dennoch: "Infrastrukturell sind die Anforderungen des DFB für uns als Amateurklub mit Problemen verbunden." Der vom DFB als Zweitspielstätte geforderte zertifizierte Kunstrasenplatz ist in Blumenthal nicht realisierbar und die einzige Alternative, der neue Kunstrasen bei Werder, erst im Oktober fertig. Die Blumenthaler hoffen nun, das sie per Ausnahmegenehmigung bis dahin ihren nicht zertifizierten Kunstrasenplatz als Ausweichspielstätte nutzen dürfen.

  • Finale der U19-Nachwuchsliga: Bayer 04 Leverkusen - 1. FC Köln am 18. Mai
  • Finale des U19-DFB-Pokals: Werder Bremen - Karlsruher SC am 23. Mai
  • Halbfinale der U17-Nachwuchsliga: VfB Stuttgart - RB Leipzig und Borussia Mönchengladbach - Bayern München am 7. und 8. Juni

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